Mittwoch, 30. Oktober 2013

Voreilig

am ende
wenn die heimat
dem boden gleich gemacht
wenn die alten freunde
für ein kaltes herz verkäuflich werden
tragen sie die opfer
schneller zu grabe
als es die beweispflicht ermöglicht
und wieder sind sich die schwarzmaler
und die schönredner näher
als du zu denken ahnst



Hermann Josef Schmitz

Montag, 28. Oktober 2013

Neues Wunder

in den oktobergärten
wenn das licht
seine farben ändert
und unter den gräbern
schon wieder
ein neues wunder wächst
bleibt die herbstfeuchte fuge
hinter dem blaugitter
in die ich mich schmiege
deinen atem in meinen lege
und bleibe in dir
wächst schon wieder
ein neues wunder



Hermann Josef Schmitz

Samstag, 26. Oktober 2013

Wissend

in einen tag schlafen
an dem ich dich
schon vor der nacht vermissen will



Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Aus dem Lot

sie lassen die zugbrücken
nicht mehr hinunter
ihre gerichte entscheiden
über das innere wohl
stand und schutz bieten höhere mauern
längst haben sie dabei
den weitblick verloren
etwas ist aus dem lot geraten
am ufer der schönen aussichten


Hermann Josef Schmitz

Dienstag, 22. Oktober 2013

Oktoberlied

geh noch mal raus
das ist ein tag
zum werden und vergehen
die tiefen wiesen
liegen leise
vor den großen bäumen
und schatten fallen
während früchte leuchten
an hängen satt
und an den rainen dort
im goldnen licht
die hagebuttenblutgesichter
blühn noch mal auf
die menschen
in den festgezurrten kleidern
es ist dein tag
zum werden und vergehen



Hermann Josef Schmitz

Sonntag, 20. Oktober 2013

Pfingstrosenschnee

unsere schritte
blieben im ausgetrockneten fluss

wir trugen zeitlose
steine an land

uferlos verzweigten
die flüsse aus worten und worten

im stillen zimmer
fiel unerhört pfingstrosenschnee



Hermann Josef Schmitz

Das ist das Titelgedicht meines neuen Lyrikbandes, den es seit einigen Tagen gibt und an dem ich mich sehr freue. Die Inspiration zu „Pingstrosenschnee“ lest Ihr hier bei der lieben Ellen von Seelenruhig.  




Freitag, 18. Oktober 2013

Weit werden

lichtverwürfnisse in einer
unsicheren landschaft
suchst du die wege neu
die bäume werden
wieder lichtdurchlässig
und von der sonne ungeblendet
siehst du weit in der ferne
wie schatten sich an schatten reiht
und in der stille ein wald
aus dämmerung erwächst



Hermann Josef Schmitz

Habt ein schönes Wochenende - planlos und gedankenvoll.



Mittwoch, 16. Oktober 2013

Ungewohnt bleiben

die wunde
des verlangens schließen
bis der tag graut
die himmel näher zueinander legen
die lippen als ufersäume
ins land wuchern lassen
sich wieder öffnen und hingeben
die wunden
bloß legen
damit das leben
sich nicht einrichten kann



Hermann Josef Schmitz





Montag, 14. Oktober 2013

Verbündung

die schwalben haben den himmel geleert
einer zieht dem sommer die farbigen laken ab
lüftet die ufer und äste
öffnet andere himmel als die bekannten
dort wo lungen und geheimnisse atmen
hinter der rafinesse der täuschung
liegen die flüsse im ursprung
hütet das dunkel die zärtlichkeit
bleiben die hände unsere verbündung



Hermann Josef Schmitz

Samstag, 12. Oktober 2013

Anrücken

dann schleift der wind die messer
und trennt die blätter
für den letzten flug


dann glätten wege sich
verschwimmen an den rändern
und zwischen der vergänglichkeit
blüht eine letzte blume auf


dann macht sich wehmut breit
der sommer wird viel schneller
als du es willst erinnerung


dann hängen worte
wie ein zaun vorm abgrund
und hinter fenstern rücken
menschen wieder näher an



Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Wechsel

die flure sind wieder geweitet
auf der linie zum horizont
bleiben vogelschwärme
die einzigen unterbrechungen
im frühgewordenen dämmerlicht
wechselt du die sichtachse



Hermann Josef Schmitz

Dienstag, 8. Oktober 2013

Besonders

es kann dauern
bis du verstehst
das die ausgelassene stunde
so selten sein darf
so besonders sein darf
wie die blaue blume
die in deinen gedanken
als bleibende sehnsucht
verankert



Hermann Josef Schmitz





Sonntag, 6. Oktober 2013

Ganz ohne Grund

ganz ohne grund
liegst du in meiner beuge
und während stille zieht
ein sicheres geländer
bleibt meiner hände fluss
hält takt mit deinem atem
ganz ohne grund



Hermann Josef Schmitz

Freitag, 4. Oktober 2013

Vergessend

und die oktoberstunde
zwischen  nachmittag und abend
legt sich als wabe
über den gewölbten rücken
das geschundene gras
richtet sich auf
und hüllt sich vergessend
ins abnehmende licht



Hermann Josef Schmitz


Das abnehmende Licht soll Euch ein leichtes Wochenende schenken.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Im Herbst

du wanderst vertraut
zwischen gefallenen früchten
unter schwergewordenen bäumen
flüstern leise die fasern der gräser
deine haltende hand
vertrautes wunder
unter dem herzen
trägst du den frühling
meinen frühling


Hermann Josef Schmitz


Das beste der drei Hein-Bücher, die ich jetzt gelesen habe …