Montag, 30. Oktober 2017

Rückgabe

in den hinterzimmern
geben sie die meinungen von gestern zurück
die unverbindlichkeit
ist längst zum maßstab der dinge geworden



Hermann Josef Schmitz




Samstag, 28. Oktober 2017

Findet sich Heimat

die farben falten sich auf weit liegt der glanz der zurückliegenden nacht über den blattgefüllten wegen unberührt hängt luft zwischen entleerten ästen unter den schritten schweigen die steine und gräser zwischen den ufern des flusses treiben die blätter vom strom des wassers gehalten nebel verbrennen am mittag und im licht verzehrt sich der glanz der in den nächten den menschunbewohnten nächten in den wäldern geboren wurde die farben falten sich auf die helligkeit formt wieder schatten die ein geflecht über die verschwommenen wege werfen lichtzeiger wandern meine sehnsucht findet eine treppe dein bild wird mir fassbar dein lachen faltet sich auf weit liegt dein glanz in meinen gedanken wohne ich unter dem blauen schirm wurzelt das herz findet sich heimat


Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 26. Oktober 2017

Einen weiten Blick

der wolkenhaut entledigt
wirft sich oktoberlicht ganz unbegrenzt
auf alle blätter und lockt aus ihnen
ihren letzten farbenglanz
schon wirken die vögel
in den schütteren bäumen wie fremde
aber das licht hüllt die schatten
zum letzten mal in ein warmes geflecht
und gibt dem tag ein unvergessliches erleben
und gibt mir einen weiten blick



Hermann Josef Schmitz


Ein düster-poetisches Buch über Gewohnheiten, Lebenslügen, Aufbrüche und ohne Happy-end:



Dienstag, 24. Oktober 2017

Zugleich

wir standen
unter einem mädchenhaarbaum
schulter an schulter
kreuzten sich atemblätter
regenwind spreizte die flügel
waren wir uns freunde
und liebende in einer heimat
zugleich


Hermann Josef Schmitz










Sonntag, 22. Oktober 2017

Stilles Werden

die augen werden wieder dunkler
hinter dem wolkengemäuer
lauern die freundlichen sterne
klamme worte schaudern beim entkommen
nur im entferntesten herzwald fallen keine blätter
und in der kluft zwischen den jahreszeiten
beginnt wieder alles zu wachsen
unsichtbar ohne ein grosses bestaunen
ganz still für sich selbst
über einen ganzen winter hinweg
werden die augen dann wieder dunkler



Hermann Josef Schmitz

Freitag, 20. Oktober 2017

Berührt

im vorbeigehen
berührt der ton eines vogels
mein entlegenes herz



Hermann Josef Schmitz



Auf ein erholsames Wochenende mit viel Hand und Herz.

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Und mein Atem spurte einen Traum

zuerst fand ich mich nicht
als ich mich auf den weg machte
waren die schritte noch fremd
ich hörte die worte der steine nicht
die unter meinen füßen vorbeigingen
und mein atem hielt dem licht kaum stand
zuerst fand ich mich nicht
meine blüten waren wurzellos
und von kurzer dauer
schon früh war der tag versehrt
und die eigene unzulänglichkeit vermessen
aber je weiter ich ging
umso mehr entfernte ich mich
von den verzweifelten predigern
und wurde mir leicht inmitten der wälder
entstand in mir mein eigenes finden
und wort und wirklichkeit
und stille und atem
wurden zu meinem weg
ich hörte den gesang der tautropfen
die stille der vergehenden blätter
ich verstand die sprache der steine
die unter meinen füßen vorbeigingen
und mein atem spurte einen traum
vom sein und werden in einer
leichten und hellen zeit



Hermann Josef Schmitz