kein sicherer boden
diese zeit zwischen sommer und herbst
zwischen flirrendem licht
und den ersten bitteren schatten
zwischen der lust warmer tage
und der aufkommenden kühle in den worten
zwischen den grenzen die sich verschieben
und den ungewissen abschieden von morgen
zwischen der letzten verführung
und dem kommenden fortgang
kein sicherer boden
diese zeit zwischen sommer und herbst
Hermann Josef Schmitz
Samstag, 30. August 2025
Unsichere Zeit
Donnerstag, 28. August 2025
August II
notbremsen ziehen wenn sich die worte in
bewegung gesetzt haben und unbeugsam bleiben keine rückgratverkrümmungen dulden
auch nicht beim schlingern in den traurigen kurven den aufrechten blick halten
keine nachrufe schreiben aber die lichtzimmer mit guten erinnerungen möblieren
notbremsen ziehen wenn die angst durch die offenen türen fällt mitmenschen
umarmen durchatmen der zuversicht einen platz anbieten in die weite schauen
fern der berichterstattungen mit den wolken wandern bis die schatten erlöschen einen
horizont ohne störungen finden eine landschaft die blüht und vergeht und wieder
blüht den flüssen lauschen und sich nach den wellen der meere sehnen notbremsen
ziehen wenn die schlagzeilen verführend sein wollen sich zur einen seite
verschließen und zur anderen seite hinhören dort wo menschen ihr herz öffnen
neue tage erschließen und aufs neue beginnen mutige worte zu schreiben neuen
mut auszusäen und liebe im überfluss anzunehmen um zu bleiben wo es zu bleiben gilt
Hermann Josef Schmitz
Dienstag, 26. August 2025
Spätsommerlicht
dieses leise gewordene licht
des späten sommers
trägt worte in meine luftblicke
von den grünen ufern
legen sich zeilen auf dein papier
wuchern liebevoll von schritt zu schritt
gehe ich den üppigen blüten folgend
zu der deutung dem wandel
wem dieses leise gewordene licht
die schattenverläufe ändert
Hermann Josef Schmitz
Sonntag, 24. August 2025
Immer spricht etwas zu mir
immer spricht etwas zu mir im vorbeigehen
das zittern der anmutenden blätter im licht
grüne worte legen sich zwischen die ufer
der murmelnde fluss frischt die müde luft
beginnt alles neu wenn etwas endet
klingt jedes wort neu wenn ein vorheriger satz erlischt
immer spricht etwas zu mir im vorbeigehen
schmiegt sich ein leichter wolkenschatten
unter das aufgebrachte augenpaar
Hermann Josef Schmitz
Freitag, 22. August 2025
Abschied
immer trugst du die verluste
still und oft bedingungslos ergeben
alles schien dir einen sinn zu haben
auch wenn es so sinnlos blieb
viel zu selten warst du selbst dir ganz genug
blicktest den moment der leuchtend wurde
viel zu selten als was schönes an
selten wurden deine tage wirklich hell
weil gedanken immer zwischen dunklen rahmen standen
nie kam etwas gut vergeltend
zu dir in dein herz zurück
an den stillen gräbern toter orte
war zu selten platz für dich
und so blieb dein stilles schicksal
oft getragen von gebeten
aber auch von unbekannter angst
sehr viel später begann ich zu verstehen
was dein herz verloren hatte
mehr noch als die heimat und die eltern
dieses große lange lebensglück
für
M. (22.08.1933 – 29.02.2020)
Hermann Josef Schmitz
Auf ein gutes Wochenende zum Durchatmen, Innehalten und sich an viel Schönem freuen.
Donnerstag, 21. August 2025
Dazwischen
wenn du in meine zwischenräume trittst
und in die zwischenzeiten worte legst
verwandelt sich die spur der anfangsstunde
entsteht ein riss in dem das leben zur verführung wird
wenn du auf meine dunklen seiten triffst
und zwischen allen zeilen türen aus den angeln hebst
verwandelt sich der fluss der in der still uferte
entsteht ein ort der einen neuen heimat gleicht
Hermann Josef Schmitz
Wie versprochen, dieses Mal zügiger - die Vorstellung von 5 weiteren gelesenen Büchern:
«Siegfried» von Antonia Baum
Wie sehr doch die Vergangenheit und Herkunft die Gegenwart von Menschen
zu prägen vermag. Darum geht es in dem Roman von Antonia Baum. Nachdem die Hauptprotagonistin
ihrem Partner einen Seitensprung gestanden hat weist sie sich nach einer
alptraumhaften Nacht selbst in die Psychiatrie ein.
Dort begibt sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit dreier deutscher
Nachkriegsgenerationen, die von ihrer Mutter, ihrem Stiefvater Siegfried und
der nazistischen Großmutter abgebildet werden. Zunehmend erkennt sie, wie diese
sie geprägt haben und wie schwer es für sie ist, diesen Mustern zu entkommen.
«Tod an der
Goldküste» von Silvia Götschi
Silvia Götschi ist immer eine Garantin für gute Krimis. Zum wiederholten
Mal agiert das Detektivpaar Maximilian von Wirth und Federica Hardegger in
diesem Buch. Sie lösen letztlich den ausgeklügelten und sich wiederholenden
Überfall auf eine vermögende Witwe und schlingern zwischendrin immer auch
selbst am Rand der Gefahr.
«… unter diesem einen
Himmel» von Barbara Grimm und Ingrid
Hassmann
Ich kenne Ingrid Hassmann seit vielen Jahren aus der digitalen Welt. Sie
zeigt insbesondere bei Facebook immer wieder Gedichte von sich. In diesem
schmalen Buch verknüpfen sich die Bilder von Barbara Grimm mit den Gedichten
von Ingrid Hassmann. Dabei sprechen mich die Gedichte deutlich mehr an, dass
hat aber vielleicht auch mit meiner eigenen Affinität zur Poesie zu tun. Ihre
Gedichte haben viel Schönheit in der Sprache, Spiritualität und immer auch den
klaren Blick auf die Zeitgeschehnisse.
«In einem Zug» von Daniel Glattauer
Was für ein Finale dieses Buches, das zu Beginn eher leise, gemächlich
und mit unterschiedlicher Distanz daherkommt. Ich musste mich zunächst mal von
dem Maßstab «Gut gegen Nordwind» lösen. In einem Zug von Wien nach München
sitzen sich ein früher erfolgreicher Romanautor und eine Physio- und
Psychotherapeutin gegenüber und kommen ins Gespräch. Sie ist die Fordernde und
lockt ihn zu seinem Leben und Liebesleben aus der Reserve. Es braucht eine
Weile, bis es vertraulicher wird in diesem einen Zug und dann Fahrt aufnimmt.
Kann ich auf jeden Fall empfehlen, wenn man bereit ist, in den langsamen Anfang
reinzukommen.
«Man sieht sich» von Julia Karnick
Für mich bisher mein Buch des Sommers. Die Geschichte von Frie
(eigentlich Friederike) und Robert, die sich von der Schulzeit über ca. 35
Jahre zieht und immer, wenn man meint, es passt jetzt, entsteht wieder etwas
Schwieriges, wird es unsicher, sind Steine im Weg. Aber tief in ihnen ist es
eine große Liebe und bleibt dieses Hoffen auf eine gemeinsame andauernde Zeit. Ob
es gut wird?
Toll geschrieben, viele berührende Emotionen, viele musikalische Momente (ich
habe darüber die Gruppe Kings
Of Convenience kennengelernt) und auf knapp 500 Seiten beste Lektüre für „am
Stück zu lesen“.