Freitag, 5. Mai 2023

Einen Himmel hinter der Stundenuhr

jetzt verschwinden die harten konturen überschwänglich legt sich wärme in die luft biegungen werden weicher und die aufstiege befehlen sich schwung ungezügelt treiben blühende flüsse durch die landschaft und sie nehmen dich mit aus deinen grauen gedanken und verhüllen die schändungen der gegenwart menschen begegnen dir offener ihre augen spiegeln das blau der bestimmung die zeit verliert sich in den schritten die schönheit der blühenden gegenwart denkt nicht an den nächsten tag denkt nicht an die vergänglichkeit sondern betont diese farbenfülle und das leuchten in jedem moment das sind die tage aus grünem gold sie öffnen die atembücher sie schreiben die luftwege neu und in ihren atlanten heben sich die blicke und menschen finden wieder eine zugewandtere sprache ihre haut wird freier die umarmungen bekommen wieder diese leichtigkeit verführungen liegen unter den himmeln sie brauchen keine namen nur lippen die lippen verschließen und einen himmel hinter der stundenuhr


Hermann Josef Schmitz


Ich wünsche Euch ein leuchtendgrünes Wochenende und viel Lust am Draußensein.

Und dazu stelle ich heute wieder 5 Bücher vor, die ich im letzten Monat gelesen habe:


«Ginsterhöhe»
von Anna-Maria Caspari

«Ginsterhöhe» ist eines der Bücher, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen werden. Der Roman, der Fiktives mit historischen Fakten verbindet, handelt in dem Ort Wollseifen. Dort haben meine Großeltern und ihre Kinder, und damit auch meine Mutter gelebt. Anna-Maria Caspari schreibt unaufgeregt und klar. Eingeschoben werden immer wieder Tagebuchtexte des Dorfschullehrers in der Zeit von 1919 bis 1944.
Sehr drastisch – und das war für mich selbst immer wieder nachfühlbar, wenn wir zum Jahrestag des Hl. Rochus in die einmal im Jahr geöffnete wiederhergestellte Kirche gingen – war der Verlust der Heimat (d.h. der Auszug aus dem Ort innerhalb von 2 Wochen). Britische Streitkräfte übernahmen die NS-Ordensburg Vogelsang und errichteten im umliegenden Gelände einen Truppenübungsplatz.
Das Buch hat mich motiviert, nochmal dorthin zu fahren, die Gegend ist inzwischen Nationalpark.

«Jahre mit Martha» von Martin Kordić

Željko, der sich selbst nur "Jimmy" nennt und auch so genannt wird, verliebt sich mit fünfzehn in die Professorin Martha Gruber. Er arbeitet bei ihr im Garten, seine Mutter putzt das Haus von Martha.
Dort bekommt er den Zugang zu Büchern, zu Bildung und er reift anders, als wenn er in seiner Umgebung geblieben wäre. Durch sie wird seine Welt weiter und gleichzeitig wird er auch autonomer. Gleichzeitig (aber das ist so oder so der Lauf der Dinge) entfernt er sich aus seiner alten Welt.
Das Buch hat Züge einer Liebesgeschichte, es nimmt einen in die Geschehnisse der 90er Jahre im Balkan-Krieg mit und es hat immer wieder auch viel Traurigkeit.
Ich fand es sehr lesenswert.

«Dunkle Verbindungen» von Gil Ribereiro

Was soll ich sagen – Band Nr. 6 um den tollen Leander Lost. Brillant, spannend und unverändert faszinierend durch diese andere Art seiner Wahrnehmung. Und dazu kommt das immer wieder sich entwickelnde Team und die maritimen und kulinarischen Einblicke zu Portugal.
Ich freue mich schon auf Band 7, der ist schon bestellbar
😊

«Die Diplomatin» von Lucy Fricke

Der Klappentext hat mich zum Kauf animiert. In einer so unruhigen Welt verliert die Hauptdarstellerin Friederike Andermann (die aber nur Fred genannt wird) den Glauben an die Diplomatie. Lucy Fricke schreibt sehr sorgfältig was hinter den Kulissen geschieht, wie sehr ein Einzelschicksal seine Wirkung ins Große entfalten kann und wo eine Konsulin an Grenzen stößt. Mit zunehmender Dauer spannend und bedrückend zugleich.

«Wem die Kuckucksuhr schlägt» von Markus Fix

Einen Schwarzwaldkrimi findet mal am häufigsten im Schwarzwald und ich fand ihn in meiner Lieblingsbuchhandlung in Staufen/ Breisgau, der Goethe-Buchhandlung.
Thomas Häberle, der von Berlin nach Freiburg zieht, bekommt es in seinem ersten Fall mit dem Mord an einem renommierten GeoCacher zu tun. Der Fall ist spannend, er zieht weite Kreise und am Schluss ziehen sich alle Kreise in einem Showdown zusammen. Lange ist sehr unklar, wo die Reise hinführt. Das mag langatmig anmuten, aber neben dem Fall geht es immer auch darum, wie sich das innere und äußere Team von Thomas Häberle finden und es geht auch immer wieder um die kulinarischen Künste, die er Schwarzwald so bietet.
Ich freue mich, wenn es Folgebände geben sollte.