lebenslügen stehen dekoriert in schaukästen am
anderen ende des lebens haben sich die verwerfungen festgesetzt nachts im
grübelnden licht sucht sich der sinn der wie ein alptraum unter dem bett liegt
eine bahn zum freischwimmen schwer hängen die jahrzehntealten hüllen über der
haut über den gedanken über dem mut du wirst verbindungen lösen engpässe
brechen verknüpfungen durchschneiden und schnittstellen zusammenfügen und dann
wirst du leicht und schwer zugleich sein ungewiss unkenntlich an manchen tagen
und dich fürchten vor einer neuen helligkeit vor einer neuen leichtigkeit aber
es werden tage kommen um die du dich kümmern wirst wie um ein neugeborenes
mitten auf einem weiten meer und das klare milde licht wird aus dem samtgrünen
ton des vogels die stunde bestimmen du wirst dein leben neu montieren aber du
wirst dein gesicht nicht mehr verlieren und aufhören herrlich zu sein weil es
um etwas anderes geht etwas in dem du nichts mehr beweisen musst und
unverändert geliebt bleibst gehalten und ohne des stundenplans fesseln
Hermann Josef Schmitz
Auf ein leichtes und beschwingtes Wochenende mit genügend Sonnenstunden.
Heute wieder neue Bücher, die ich in diesem Sommer gelesen habe:
«Doch das Messer sieht man nicht» von I.L. Callis
Ein eher untypischer Krimi aus dem Emons-Verlag. Spannend fand ich vor allem
den zeitgeschichtlichen Hintergrund von Berlin 1927. Die Hauptfigur Anaïs Maar ist Journalistin und boxt in ihrer Freizeit. Auf
der Suche nach dem «Ripper von Berlin» gerät sie in das Spannungsfeld einer männerdominierten
Presse, zwielichtiger Gestalten und einem Berlin zwischen Exzessen und Elend.
Es brauchte ein bisschen, bis ich drin war und dann war es eben der
zeitgeschichtliche Aspekt, den ich spannend fand.
«Tangosommer» von Hiltrud Baier
Die Geschichte von Riita
und Phil, die Geschichte einer großen lange unerfüllten Liebe. Die nur einmal
im Jahr einen Raum bekommt, wenn sie sich im Sommer eine Woche zum Tangotanzen
in Finnland treffen. Nach dem Tod von Phils Frau macht er sich mit Tochter und
Enkeltochter auf den Weg nach Finnland, um nach und nach das Geheimnis dieser
unerfüllten Liebe zu lüften. Schön zu lesen, eine Sommerlektüre, die nicht sehr
schwer ist und doch an der einen und anderen Stelle zum Nachdenken anregt.
«Heimschwimmen» von Deborah Levy
Eine psychisch kranke
junge Frau schleicht sich in die Sommerresidenz zweier Ehepaare, die schon lange
in dysfunktionalen Beziehungen leben, ein. Verführerisch, lasziv und
rücksichtslos will sie einen der Männer, einen Dichter, für sich gewinnen. Was
manchmal idyllisch zu wirken scheint, birgt jede Menge Konfliktpotenzial und
sorgt für Turbulenzen. 
Mir hat es begrenzt gefallen, es lahmt an zu vielen Stellen und ich habe bis zuletzt
nicht wirklich verstanden, worauf es hinauslaufen soll.
«Sommerschatten» von Urs Faes
Ein großartiges Buch von
Urs Faes, von dem ich in der Vergangenheit schon immer mal sehr angetan war.
Die Geschichte einer späten Liebe, die in der Rückblende geschrieben ist. Die
Hauptfigur Ina verunfallt beim Freitauchen und liegt im Koma. Aus der
Erinnerung der gemeinsamen Zeit schildert der Ich-Erzähler das gemeinsame Leben
bis zu diesem Tag des Unfalls am Bett von Ina.
Sehr berührend, sehr reflektiert, sehr groß. Für mich eines der Bücher dieses
Sommers.
«Ostseedämmerung» von Eva Almstädt
Wieder so ein starkes
Stück von Eva Almstädt. Als zwei Kinder beim Spielen ein Schmuckstück aus der
Wikingerzeit entdecken, rollen Pia Korittki (in ihrem 20. Fall) und ihr Team
einen Cold Case auf, der ein Dorf unter Mordverdacht stellt. Als der Kollege
von Pia Korittki auch noch verschwindet, nimmt der Krimi richtig Fahrt auf.
Genau das richtige Buch für Nachmittage unterm Sonnenschirm und sehr zu empfehlen.