Mittwoch, 29. Juni 2016

Allein mit mir

allein mit mir
und nur die worte
die sich in mich fühlen
verschwommen
manches bild und
mancher augenblick
doch ohne dich
die du mit fingern
durch die worte
wanderst
im dunkel
einer aufgebrachten nacht
den atem
aus dem stoff
der leisen sterne
webst
allein mit mir
und all der
unbekannten sehnsucht
die nur in deinen
händen sich erfüllt
wie eines stillen
brunnens ausgang



Hermann Josef Schmitz

Montag, 27. Juni 2016

Sich selbst sein

so tragen sie den rucksack
durch die vorgefertigten tage
sie tragen schwer an allem
was jetzt und später nicht vollkommen wird
sie sind so lange schon geprägt
von all den tiefen mustern früher zeit
und sehnen sich so sehr nach unberührten tagen
wo die verpflichtung sich einmal nicht erheben will
in denen voller leichtigkeit
ein unbeschwerter herzschlag schwingt
so tragen sie gepäck ganz schwer
aus scham und unvollkommenheit
durch viele tage die von anderen gesteuert sind
und wären einzig unvollständig nur darin
sich anzunehmen und zu lieben
mit all den unzulänglichkeiten
und mit dem großen weiten herz
das jeden tag auf neue versuchen will
sich selbst zu sein



Hermann Josef Schmitz

Freitag, 24. Juni 2016

Für immer

aufgewachsen
mit flüsternden bäumen
durch die jahreszeiten
gegangen und geblieben
zwischen tagen
und nächten
groß geworden
mit aufrechtem gang
und einem klaren wort
das glas geliebt
und viel mehr
das leben geliebt
mit seinen vielen gesichtern
sich hingegeben
dem größten geschenk
der liebe des lebens
altäre bereitet
und auf den lichtungen
der wälder gestanden
dem wachsen
der ringe zugesehen
und weitergegangen
mit träumen und zielen
ohne gepäck ganz leise
geworden im vergehen
mit den bäumen
gewachsen
bis in den himmel
ins blau gestiegen
auf der luftleiter
bis hinter die sterne
und dort geblieben
für immer


                                                                              für J.


Hermann Josef Schmitz


Donnerstag, 23. Juni 2016

Es sind die Augen

zwischen dem erinnern
die eigene veränderung erkennen
es sind die augen
die sich angenähert haben
es sind die augen
die die liebe in den gärten nähren
und in den hellen zimmern
die blumen die im fenster leuchten



Hermann Josef Schmitz

Dienstag, 21. Juni 2016

Krank

was sind das
für zeiten
in denen der mord
an einer politikerin
die börsenkurse
ansteigen lässt
was sind das
für zeiten



Hermann Josef Schmitz




Sonntag, 19. Juni 2016

Bewahren

ich will die schweren sommertage
nicht aus meinen büchern streichen
ich will in das erinnern schauen
wie in einen dunklen grund
dort wo in tiefe brunnen
eines tages wieder licht hineingefallen ist
ich will in das erinnern schauen
wie in eine ungewisse weite
dort wo aus unvermindert angereihten worten
sich wie ein festes band die gegenwart geflochten hat
ich will die schweren sommertage
in der erinnerung bewahren wie geschenktes leben



                                                           in memorian 19.06.2007


Hermann Josef Schmitz

Freitag, 17. Juni 2016

In den Augen halten

unter deinem brauensegel
sind die wellen im gleichgewicht
wir halten uns an den händen
und halten uns in den augen
leise flackern die lider
wenn du worte vom sommer erfindest
unter deinem brauensegel
liegen die tiefen seen ganz still



Hermann Josef Schmitz



Zwischen allen Regenwörtern soll Euer Wochenende leuchtend sein.

Ein wunderbares, verschlungenes manchmal verrücktes Buch über eine sich entwickelnde Liebesbeziehung. Habe ich gerne gelesen.


Mittwoch, 15. Juni 2016

Aufgang

wir verschrieben uns
dem orchester der mohnblüten
winddirigenten verführten
die seidenklänge zu einem großen gesang
wie verschrieben uns
den solisten im roten stoff
lichtwolken legten
eine leuchtende stille unter das kuppelblau
wir verschrieben uns
den kompositionen der leisen blütenlippen
mitten im augengefieder
beschwörten sich die tage zum aufgang des sommers



Hermann Josef Schmitz