viel zu spät habe ich deinen kummer verstanden
der hinter deinem schweigen wohnte
und deine freude immer mit bescheidenheit beschnitt
viel zu lange blieb mir all das verborgen
worin sich deine herkunft begründete
wo deine unergründlichen tränen wurzelten
viel zu spät verstand ich all die unsichtbaren narben
verortete deine wirkliche heimat
ebenso wie das fremde fundament deiner angst
viel zu oberflächlich überhörte ich deine ansichten
lächelte über deine obsessionen der sorge
und schaute oft genug nicht genau hin
viel zu spät spürte ich die bruchstellen in deinem leben
die festgeklebten tapeten der beklemmung
und konnte nie mehr um verzeihung bitten
für
M. (22.08.1933 - 29.02.2020)
Hermann Josef Schmitz
Montag, 31. Juli 2023
Viel zu spät
Samstag, 29. Juli 2023
Jahrestage
innehalten
den wellen folgen die uns tragen
deren frische uns kühlt und lüftet
die liebe in den blutbahnen spüren
ebenso wie in den gedanken
in den händen und auf der haut
auf berge schauen
die uns das augenlicht klären
von himmeln umhüllt sein
egal was geschieht
innehalten
dankbar sein um dieses glück
das allem standhält und vergänglich bleibt
Hermann Josef Schmitz
Ein leuchtender Tag war unser Hochzeitstag am Donnerstag am und auf dem Thunersee mit einem Zwischenstopp in Spiez (heute in 4 Wochen werden wir dort den Fantastischen Vier begegnen).
Donnerstag, 27. Juli 2023
Bleibt unvergesslich
bleibt unvergesslich
dieser sommertag in warmem blau und ährengold
auf dessem schlichten hochaltar
wir jedes jahr aufs neue unser ja bekennen
und sehen mit dem stillen augenblick
wie neues wächst vertrautes sich erweitert
und mittendrin die liebe sich ihr freisein
wie ein selbstverständnis nehmen darf
bleibt unvergesslich
dieser sommertag in sattem grün und blütenreich
mit einem langen segensreichen stundenklang
sind wir durch einen hellen fluss geschwommen
sind tief erfüllt und unverändert uferlos geblieben
birgt dieser sommertag jenes versprechen
das so viel tiefer wiegt als ein gesprochenes wort
und wo alles ungeschützte sich im anderen aufgehoben fühlen darf
für
Annemarie
Hermann Josef Schmitz
Mittwoch, 26. Juli 2023
Abendstimmung
eine
garbe aus abendrot
stelle ich in deinen garten
das zahlenblau der dämmernden stunde
wartet am vergänglichen zaun
schwarz glänzen die sterne
im leuchtenden brombeerstrauch
hüllt der geruch des reifen sommers
den kommenden traum
Hermann Josef Schmitz
Montag, 24. Juli 2023
Im Hotel am Frühstücksbuffet
da suchen
sie sich einen platz
und schälen sich aus ihren träumen
bleiben die einen unnahbar und verschlossen
sanft ihre abwesenheit an den gedeckten tischen
nehmen die anderen alles zu sich
als wollten sie etwas abwickeln wie einen prozess
während sie parallel bereits
telefonieren verhandeln korrespondieren
bleiben die unentschlossenen und unschlüssigen
die die köstliche üppigkeit nicht überblicken
aber auch die stillen genießer
die sich vergessen in der üblichen zeit
und jene verliebte die am ende nicht wissen
was sie gemacht haben
Hermann Josef Schmitz
Wie versprochen vier weitere gelesene Bücher als Impuls:
Bücher, die in den 60er Jahren handeln, sprechen mich aufgrund meines eigenen Alters sehr häufig an. So ging’s mir mit diesem auch, als ich den Klappentext las. Der Roman spielt in London im Sommer 1967. Die gutsituierte Familie Fischer lebt ein geordnetes Leben, bis der 20jährige Nicholas Knight durch einen heftigen Flirt mit Mrs. Fischer alles in Unordnung bringt. Diese sortiert von nun an ihr Leben völlig neu, bricht aus und sucht nach einem eigenen Weg.
Ich fand den Roman mittelprächtig, die Erzählung lässt oft Tempo und ein starkes Spüren der Veränderung vermissen.
«Das Buch eines Sommers» von Bas Kast
Das Buch hat mich im Shop des Würth-Museums angefixt. Kast verwendet auf der Titelseite ein Bild von David Hockney, dessen Ausstellung aktuell auch noch dort läuft.
Nicolas, die Hauptfigur in diesem Roman, hat den Traum, Schriftsteller zu werden, in den Verpflichtungen des Lebens verloren. Und findet ihn wieder, als für ihn spürbar wird, worin die Werte des Lebens wirklich liegen, wofür es wirklich wichtig ist, Zeit zu verwenden und Zeit zu genießen.
Das Buch kommt zunächst scheinbar leicht daher und erfasst einen auch noch, wenn man es bereits gelesen hat, mit einer ganz schönen Wucht.
«Der Feind» von Christine Brand
Eine neue Autorin, deren Buch mir zum Geburtstag geschenkt wurde 😊 Ein rasanter Krimi, in dem sich eine bizarre Mordserie entwickelt. Mittendrin das Team von Sandro Bandini und die TV-Reporterin Milla Nova, die privat liiert sind. Immer wieder wechseln sie sich mit Ergebnissen und Einschätzungen ab und halten die Spannung auf über 600 Seiten. Ein Krimi, von dem ich nicht loskommen wollte.
«Strömung» von Jakob Augstein
Auch wenn der Roman eher schlechte Kritiken erhielt, hat er mich angesprochen und war mir gute, aber keineswegs leichte Lektüre am Meer. Er schildert das Scheitern und den Machtverlust des ambitionierten Politikers Misslinger,und damit auch den Abstieg seines Lebens. Gleichzeitig gibt der Roman einen realistischen Einblick in eine Welt, von der man sich fragen muss, ob sie noch die Vertretung der Menschen eines Landes darstellt.