Freitag, 31. Dezember 2021

Der Weg

du bist der weg
der mich streift
die zeit die verweht
in der wir uns lieben
bist du das wort
das mich umschreibt
sind deine augen
mein spiegelndes meer
bist du mir unbekannt
und vertraut ins tiefe zugleich
mal bist du verschwiegen
dann wieder dringlich
bist du mein schatten
und meine lichtung
bin ich bereit für den weg
durch den du mich streifst


                                                           für Annemarie

Hermann Josef Schmitz


Zu diesem Jahresende gibt es traditionell wieder ein Liebesgedicht an meine wunderbare Frau, mit der ich auch in diesem Jahr behütet durch unser gemeinsames Leben gegangen bin und in deren Liebe und Sein ich mich sehr aufgehoben fühle. Dafür bin ich immer wieder von Herzen dankbar.

Wenn ich ins Jahr 2021 zurückschaue, dann gibt es bei allem, was unverändert begrenzt und einschränkt, vieles was mir an schöner Erinnerung bleibt. Erfahrungen, die mich bereichert haben, Erlebnisse, die unvergesslich sind und das unfassbare Glück, an dieser Stelle der Erde leben zu dürfen. In diesen beiden Ländern, aber auch an diesem schönen Platz zum Wohnen. Es sind solch schöne Plätze in der Natur und in den Orten, die mich und uns berühren.
In diese Dankbarkeit mischt sich unverändert meine Sorge zum Wohlergehen dieses Planeten. Die Verluste hören nicht auf und es verbindet sich damit ja auch immer die Sorge um das Leben der nachkommenden Generationen.

Zugenommen haben wieder die Begegnungen mit den Menschen, die uns am Herzen liegen. Und auch hier sind wir dankbar, dass wir niemand verloren haben, der uns ganz nahesteht und wir selbst das Virus auch nicht bekommen haben. Zugenommen hat auch wieder das Arbeiten mit Menschen in der persönlichen Begegnung. Wie sehr ich vor allem Teamentwicklungsmaßnahmen vermisst hatte. Zugenommen haben auch wieder Museumsbesuche und auch das Reisen war in einem wohltuenden Maße wieder möglich. Wie schön die Tage in Venedig und Pinarello gewesen sind, wieviel Inspiration, Kraft und Freude sie gegeben haben.

Was unverändert bleibt ist die Lust am Schreiben, das Lesen, das Laufen und die weiter zunehmende Liebe an Schallplatten. Das alles genieße ich sehr. Und ich habe auch 2021 die Erfahrung gemacht, dass ein Leben ohne Amazon problemlos möglich ist. 2022 will ich erneut die gute Erfahrung von 2019 machen: es ist möglich, ein Jahr lang keine Kleidung und keine Schuhe zu kaufen und dabei gut angezogen zu bleiben 😀

Jetzt stehen wir am Beginn von 2022 – und es bleibt ungenau und fragil. Aber wir selbst entscheiden, wieviel Stabilität wir immer wieder in uns schaffen, wieviel Energie wir für Gutes und Schlechtes verwenden und wieviel wir an Gutem an uns heranlassen. Und dafür ist die Beziehung zu meiner Herzdame das schönste uns liebevollste Fundament – weil es uns trägt, weil wir gut zueinander schauen und in der Liebe geborgen sind.

Allen, die hier lesen danke ich immer wieder von Herzen dafür. Ich danke Euch für Eure Treue und das Einlassen auf die Worte. Ich wünsche Euch einen guten und hoffentlich gesunden Jahresabschluss, eine wagende, zuversichtliche, behütete, mutige und auch verführerische Reise ins neue Jahr. Schaut gut zu denen, die es gerade nicht gut haben, zündet vor allem im übertragenen Sinne Lichter an, bleibt gesund und vor allem: bleibt in der Liebe.

Liebe Grüße von


Hermann Josef Schmitz


Donnerstag, 30. Dezember 2021

Von Worten und Tönen

Auch wenn erst morgen das Jahr seine Reise beschließt, möchte ich schon traditionell heute eine kleine Aufzählung und einen Jahresrückblick 2021 meiner persönlichen Highlights aus Literatur und Musik machen.

Die 15 Bücher, die ich 2021 erworben und mit Leidenschaft gelesen habe:

Philipp Gurt «Helvetia 1949»
Charlotte McConaghy
«Zugvögel»
Ewald Arenz
«Alte Sorten»
Sylvain Prudhomme
«Allerorten» 
Polly Samson
«Sommer der Träumer»
Isabel Bogdan
«Der Pfau» 
Michaela Küpper «Kaltenbruch» 
Sylvain Tesson
«Der Schneeleopard» 
Cay Rademacher
«Ein letzter Sommer in Méjean» 
Juli Zeh
«Über Menschen» 
Steffen Kopetzky
«Monschau» 
Ewald Arenz
«Der große Sommer» 
Daniela Krien «Der Brand» 
Kent Haruf
«Lied der Weite» 
Nicolas Mathieu
«Wie später ihre Kinder»


Die 20 Schallplatten, die ich 2021 erworben habe und die mich begeistert haben:

The Beatles «Australian Tour 1964» *
David Bowie
«Young americans»  *
Walter Trout
«Ordinary madness»  *
Van Marrison
«His band and the street choir» *
Genesis
«Seconds out»
Bob Dylan
«Rough and rowdy ways»  *
Laura Cox
«Burning bright»
Die Fantastischen Vier
«Unplugged II»
Joy Denalane
«Let yourself be loved»  *
Niedeckens BAP «Alles fliesst - Geburtstagsedition»
Spliff
«Radio (Single)»
Alanis Morrisette
«Such pretty forks in the road»
Seven
«Back funk love soul»
Jan Delay
«Earth Wind & Feiern»
Novalis
«Neumond»
Inga Rumpf
«Universe of dreams & Hidden tracks»
Samatha Fish «Faster»

Masha Qrella
«Woanders»
Brainchild
«Heartbreak horizon»
Beth Hart & Joe Bonamassa
«Black coffee» *

* Colour Vinyl

Bei den Schallplatten handelt es sich oftmals nicht um Neuerscheinungen aus 2021, sondern um Neuerwerbungen von mir. Dabei sind auch einige Platten, die ich in der Schweiz im Brockenhaus erstanden habe (z.B. die Single
«Radio» von Spliff). Und weil’s schon keine Konzerte gab, habe ich mich mehr als in den Vorjahren eingedeckt (und auch nochmal bei meinem Lieblingsplattenladen CDC in Freiburg, der wegen der Pandemie schließen musste) und meine Begeisterung für Vinyl weiter verstärkt.

Mittwoch, 29. Dezember 2021

Gleich einem Geläut

die unterschiede der jahreszeiten
prägten lange dein atmen und handeln
du vertrautest mehr auf das licht
und die botschaften der regenzeilen
als du dir selbst eingestehen mochtest
selten überzeugten dich
widerstände gegenteilige meinungen
lange haare und die musik aus anderen zimmern
später verpasstest du manche entwicklung
nützliches tatst du dann als unnütz ab
aber immer spürtest du
den herzschlag in den ställen
ahntest den geruch ankommenden schnees
heilig waren dir die viertelstunden
wenn die wirkung von tabak sich in dir ausbreitete
der rhythmus eines jugendschlagers fest hing
und sich die katze in der dunkelheit annäherte
später verblassten die worte zur unkenntlichkeit
aber der herzschlag blieb gleich einem geläut



                                                           für P. († 29.12.2008)


Hermann Josef Schmitz

Dienstag, 28. Dezember 2021

27122021 // S 01 M // 55:10

die enttäuschten verehrer stehen in den gräben sie sind an ihren eleganten unwahrheiten gescheitert den regenschritten entweichen sie nicht mehr längst sind die schneezüge abgereist und mit ihnen die falschen hoffnungen da stehen die enttäuschten verehrer in den gräben mit den falschen trophäen im gepäck und das jahr nimmt noch einmal fahrt auf und entdeckt sich neu die geschriebenen worte jenseits der linierten papiere verblassen was gelten die alten vorsätze die abrechnungen die geklebten rabattmarken nichts nimmst du mit auf die neue strecke und der regen fällt mir ins gesicht aber die haut hat sich warm geatmet ich lege die zeit in die schritte und wäge die weite ab auf den verwaschenen wegen liegen die reste der feierlichkeiten und das vergessen zu denen die nur das überleben in würde schaffen wollen bis zum nächsten tag und dann weiter und nicht wissen was morgen ist wenn kein feuer brennt und sie sich sehnten wenn sie um weggeworfenes brot wüssten


Hermann Josef Schmitz