schon
viel zu lange
hast du dich im tal der tränen eingerichtet
hast dich im jammer eingenistet
und dich mit sorge und mit vorsicht
in deinem ganzen leben angesiedelt
schon viel zu lange
bist du nicht mehr aufgestanden
hast dir kein ziel für dich gesetzt
bist bloß verharrt in der erinnerung
als alles besser schien wie jetzt
schon viel zu lange
hast du den mut und einen neuen blick
auf andere horizonte ausgeblendet
hast dich in fremde zimmer eingeladen
wo menschen sich im tal der tränen eingerichtet haben
Hermann Josef Schmitz
Mittwoch, 30. August 2023
Tal der Tränen
Montag, 28. August 2023
Unaufhaltsam
die großen
lichträder rollen aus
schwer wiegen die warmen schatten
ein müder blütenrain senkt seinen saum
was jetzt vergeht die farben löscht
wächst bald im inneren neu heran
und lässt sich nicht von irgendetwas halten
Hermann Josef Schmitz
Die Lesereise durch den Sommer geht weiter, es sind auch noch genügend Vorräte da 😉
«Der
Markisenmann» von Jan Weiler
Was für ein wunderbares Buch. Eines der wenigen, die wir als Hörbuch
gemeinsam auf dem Weg zur und von der Ostsee gehört haben. Der Markisenmann
Ronald Papen lernt zum ersten Mal seine 15-jährige Tochter Kim kennen, die von
der Mutter und dem Stiefvater in den Sommerferien zu ihm „abgeschoben“ wird. Das
Buch beinhaltet so vieles, es ist ein Roadtrip durchs Ruhrgebiet von einem bis
dahin erfolglosen Verkäufer von Markisen, was sich ändern wird. Der Charme des
Ruhrgebietes schwingt immer durch, aber es ist auch ein Roman über das Erwachsen-
und Älterwerden und über verborgene Geheimnisse in Familien. Ob der geplante
Film das herausholen kann, was dieses Buch schreibt? Ich weiß es nicht, aber
das Buch ist top.
«Oh, William!» von
Elizabeth Strout
Menschen, die sich auch nach einer Trennung und eines Neuanfangs in neuen
Beziehungen verbunden fühlen, darum geht es in «Oh, William!». Der Roman nimmt
viele Rückblenden in diese erste Beziehung und zeigt die jehrzehntelange, nicht
immer konfliktfreue Verbindung nach der Trennung.
Ich habe einige Strout-Bücher gelesen, dieses wird es leider nicht in meine Top
15 am Jahresende schaffen. Es hat mir an Schwung und Energie gefehlt, aber
vielleicht ist das bezogen auf den Inhalt auch nicht anders möglich.
«Der Dreisam-Mörder» von Walter Roth
Wie kaputt Menschen sein können, welche dunklen Vergangenheiten sie selbst
geschaffen haben und diese über viele Jahre unbeachtet mit sich tragen … ein starker
Krimi mit Lokalkolorit und einem verwirrenden Katz- und Maus-Spiel. Als Leser:in
ist man immer den Schritt voraus, kennt den Mörder und seine Taktik.
Hat mir sehr gut gefallen und endet mit einem besonderen Happy end, aber nicht
für den vielfachen Mörder.
«Das Geheimnis von Zimmer 622» von Joël Dicker
Joël Dicker wurde mir immer mal wieder
empfohlen und dann lief mir «Das Geheimnis von Zimmer 622» über den Weg und
füllte mehrere Sommertage mit seinen über 600 Seiten.
Das Buch ist weder Krimi, noch Liebesgeschichte, noch Familiensaga und es ist
insgesamt alles zugleich. Immer wieder überraschend und intensiv schreibt
Dicker einen Roman im Roman über einen nie aufgeklärten Mord in einem Hotel in
den Schweizer Alpen. Und je länger er schreibt, umso mehr gerät er in seinen
Ferien in die Geschehnisse dieses unaufgeklärten Mordes.
Es dauerte lange, bis ich herausfand, was Fiktion und Wirklichkeit ist, die
Protagonisten machen es spannend.
Samstag, 26. August 2023
Rätsel und Wunder
sich nicht mit den verhältnissen zufrieden geben
dem schönen schein einen verriss schenken
unbeachtet neue wege der beachtung anlegen
schweigen wenn die alten wege sich verschließen
und wie zu einem späten friedlichen tod werden
dort wo die berechnung viel zu viel raum hat
zeitblumen schneiden und verschenken
mit worten etwas verbinden und werden lassen
zugleich rätsel und wunder bleiben
Hermann Josef Schmitz
Donnerstag, 24. August 2023
Ein stiller Augustmorgen
ein stiller augustmorgen
über die schleuse flattern wasserseiten
hinter dem offenen fenster
rangiert der schlaf deine träume
ich lebe in einer angekommenen zeit
alles ist flüchtig und zugleich
tief verwurzelt im herzboden des lebens
ein stiller augustmorgen
die blüten reifen in ihren farben
schatten verwachsen ineinander
unter dem dünnen stoff liegt meine sehnsucht
unter dem dünnen stoff streift der sommer
seine finger unter die haut
vögel legen eine tonfolge an
schritte kommen und gehen
ein herz erwacht mit ungeahnter freude
ein stiller augustmorgen
und ich liebe dich mehr als zu einer anderen zeit
Hermann Josef Schmitz
Auch für diesen Artikel sind wir sehr dankbar - Sommerleuchten 2024 darf kommen 👍
Dienstag, 22. August 2023
Den Schatten noch hinter uns
schon verblühen die disteln wieder
härter werden die gräser und spätsommergrün
nie habe ich dich nach deinem schönsten sommer gefragt
du im august geborenes kind
das mit der angst des krieges und der religion aufwuchs
nur selten den vater sahst
und dich nie von ihm verabschieden konntest
schon regnen die großen wolken den herbst ein
lass uns nochmal zum großen fluss gehen
die schiffe vorbeiziehen lassen
wie das leben die tage verliert und neue gewinnt
lass uns nochmal am uferweg gehen
ein eis in der hand
und den schatten noch hinter uns
für
M. (22.08.1933 - 29.02.2020)
Hermann Josef Schmitz
Montag, 21. August 2023
Sommerleuchten
augen leuchten ihren weg durch die menge unter den großen bäumen werden
die worte leiser begegnungen flammen nach jahren neu auf als hätte es nie eine zeit
dazwischen gegeben neue worte kreuzen den weg sommer wandert unter die haut
etwas kommt in bewegung wovon wir geträumt hatten als unsere worte jene kühnheit
der optimisten annahm jetzt stehen wir da mitten am tag leuchten sterne neues
formt sich wird zu einem geschenk wandelt sich unter der berührung nimmt seinen
weg unter den großen bäumen atmet die hitze des sommers und es ist alles bereit
für einen weiteren tag einen der wieder neu beginnt und der das nachtecho des
vorherigen aufnimmt eine spur legt und später in diesem sommerleuchten menschen
einen moment lang einen zauber ins innere legt dort nah am herzen wo aufregung freude
und sinnlichkeit in einem großen haus wohnen
Hermann Josef Schmitz
Auch heute hätte ich eine Fülle von Bildern der
Ausstellung zeigen können. Aber meine und unsere Dankbarkeit als Organisatoren
und Aussteller:in stellt sich für mich besser in diesem stillen Bild (©
Katharina Wymann) des Ausgangs der Kantonalen Gartenbauschule dar. Wir durften
nach einem weiteren sehr erfolgreichen und glücklichen Tag diesen berührenden
Ort wieder dankbar verlassen. Das hört sich nach vielen Superlativen an, in
erster Linie soll es aber deutlich machen, wie schön es ist, wenn Menschen
zusammenkommen, die etwas verbindet und daraus neue Verbindungen entstehen. Das
ist gelungen und daran freuen wir uns sehr.
Und auch an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die zu diesem wunderbaren SOMMERLEUCHTEN beigetragen haben.
Samstag, 19. August 2023
Der Unterschied
I
ich schlief unter wortbrüchen
sie legten ihre alpträume in mein atmen
und nichts hatte platz
für eine sich erfüllende sehnsucht
II
ich schlief unter wortbrücken
ihre schatten waren brüchig
und hatten in der nacht platz
für die erwachenden sterne
Hermann Josef Schmitz
Das Foto des Himmels heute Abend sagt viel mehr aus über den 1. Tag unserer Ausstellung SOMMERLEUCHTEN als eine Fülle von Bildern. Wir sind so dankbar für das, was uns geschenkt wurde: wunderbare Aussteller:innen mit tollem Kunsthandwerk im Angebot und Besucher:innen, die durch die verschiedenen Formen der Werbung angesprochen wurden. Die Ausstellung war heute von Beginn an ein Publikumsmagnet, es war oft voll und wir sind heute Abend sehr geflasht (und ein bisschen müde 😉). Danke an alle, wir freuen uns auf den 2. Tag morgen von 10 - 16 Uhr im Gebäude der Kantonalen Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen.