Hüten

im vergehen der stunde
hütete ich den atem unter deiner haut
wie einen wellenschlag
kurz vor den flügeln der ufer


Hermann Josef Schmitz

Keine Wiederkehr

die musik war kalt geworden
längst hatte die übereinstimmung
ihren angestammten platz verloren
fremde männer sprachen
von blühenden landstrichen
als würden sie aus einem prospekt lesen


das licht war kalt geworden
an den verlorenen augen
blätterte die geschärfte netzhaut ab
während jene sätze einer anderen zeit
nicht mehr den klang und die farben
der gegenwart aufnehmen konnten


die luft war kalt geworden
mitternachts brachen die sterne entzwei
fremde männer entschlüsselten die wirrnis
bis zur bitteren unkenntlichkeit
während ich in der beuge deiner schulter
die erinnerung nicht mehr aufspüren musste


Hermann Josef Schmitz

Wir verschliefen die Zeit

wir verschliefen die zeit
in den verschlossenen wartesälen
warteten die träume von vorgestern
vergebens auf eine erfüllung
es brauchte sie nicht mehr
im jetzt verschliefen wir
diese ohnmächtige zeit
und waren doch sehr in ihr
wenn die zusammen montierten sorgen
einen breiten pfad in das blühen schlugen
jenseits aller behauptungen
wenn selbst die wälder
die seele nicht mehr nähren konnten
aber immer wieder verschliefen wir die zeit
entkamen dem kräftezehrenden lärm
und wuchsen gegen den untergang


Hermann Josef Schmitz

Halten

das schieferfarbene licht
legt einen schleier auf das ende des tages
ein herz flattert ein anderes weint
in diesem stillen raum halten wir uns
alles vermeintlich schwache bleibt stark
es benötigt keine kraft keine worte und keine zeichen
alles schwache kehrt in die stärke
und braucht den eigenen weg
den eigenen namen mitten in allem tun
eine stille straße über die das schieferfarbene licht
einen segen legt am beginn der tröstenden nacht


Hermann Josef Schmitz


Auf ein kraftvolles und ermutigendes Wochenende mit viel Musik, Licht und Liebe.