Montag, 31. Oktober 2016

Man sollte schreiben

man sollte schreiben
über die umnachtung der nacht hinaus
durch die hellen und dunklen tage
sollte man schreiben


man sollte schreiben
wie sterne den nachthimmel berühren
über die hellen und dunklen tage
sollte man schreiben


sollte nicht aufhören mit schreiben
wenn die lichtseide verklebt
wenn der erste schnee blüht
sollte man aufs neue beginnen zu schreiben



Hermann Josef Schmitz

Samstag, 29. Oktober 2016

Es liegt was in der Luft

es liegt was in der luft
um dessen nebenwirkungen du noch nicht weißt
die prediger haben sich verändert
und mit ihnen sind die worte fad geworden
die legenden sind aus den bäumen der erkenntnis verschwunden
nichts deutet darauf hin
dass etwas besser werden könnte
die wundertage sind vorbei
aber unverändert verwechseln die gierigen wachstum mit wunder
es liegt was in der luft
von dem die architekten des unglücks schreiben
und die prediger folgen diesen worten
drehen und wenden sie im intervallum
nichts heiligt mehr die geheimnisse
nichts wird mehr verwechselt als die wahren wunder
und den preis zahlen immer die anderen



Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Auflösen

die fragen lösen sich
in wohlgefallen
und an den bäumen schweigen
alle blätter vor dem fall
maschinenrhythmen ruhen
in verschlossenen räumen
nur mattes gold fällt
aus den aufgewachten himmeln
noch schmiegen felder sich
im dunst der angefangenen stunde
das silbergras wächst noch nicht dahin
wo sich das leben zündet
streichelst du mit deinem atem
die stille luft für einen augenblick
lösen sich die fragen auf in wohlgefallen
am fenster glänzt zunehmend spiegellicht



Hermann Josef Schmitz

Dienstag, 25. Oktober 2016

Jetzt

der tiefe des blaus aufs neue begegnen
nicht an die dunklen tage glauben wollen
einsichten gegen weitsichten tauschen
im garten aus wundern im jetzt werden
sorgentürme unverwundbar schließen
den gerüchten ohne worte schranken setzen
sich den eigenen kopf wieder zu eigen machen
unbedingt lieben und wieder nach küssen sehnen



Hermann Josef Schmitz

Sonntag, 23. Oktober 2016

Noch unentschlossen

im farbenschwung des aufgegangenen herbstes
fließt unser weg von selbst und wie getragen
dem einen ziel das immer in uns ist
verschweigen wir die zeit bis zu den dunklen tagen
im farbenschwung des aufgegangenen oktobertages
entmündigen wir den lauf des späten lichtes für den moment
und tragen unentschlossen noch in uns die entscheidung
wie einen kleinen vogel der sich vor dem ersten fluge scheut



Hermann Josef Schmitz