Freitag, 29. September 2023

Plateau de Cauria

abzweigungen genommen jenseits der kartierten wege eingetaucht in das ungewöhnliche das verwuchernd bereichernde wo der sommer alles verbrannt hat still werden in der ferne blühen die steine einer anderen zeit deinen worten folgen und ihnen widerstehen träume anlegen im inneren blau weite suchen zwischen blauflüglern und orangenen flechten jahrtausende zählen unbedeutend werden zwischen ausgebrannten sternen die verwaschenen zeilen des ortes im hintergedanken aber schritt um schritt eintauchen in eine andere landschaft unbewohnt unvertont nur in ansätzen beschrieben voller leben zäh zwischen dem windgestrüpp der rauhen luft vom meer aber glücklich werden an den ungewollten abzweigungen jenen die das leben verzeihen jenen die der liebe zusätzliche atemzüge schenken dort wo das leben ursprünglich und fadenlos glückt


Hermann Josef Schmitz


Mit sonnigen Grüßen von Korsika (Bilder folgen bald) wünsche ich Euch ein erfülltes und glückliches Wochenende.

Mittwoch, 27. September 2023

Erinnern im Jetzt

im tosenden wellengang
verlieren sich die gedanken
kaum finde ich worte
am nicht endenden ufersaum
aber dein glück
zwischen salzluft und federklang
deine wiedergewonnene leichtigkeit
ohne die stundenzahl
dein stolzer gang unter dem blau
öffnen mein herz
bis zur atemlosigkeit


                                    für Annemarie


Hermann Josef Schmitz 

Montag, 25. September 2023

L'Ospedale

das blau hat seine unschuld verloren fliehende nebel schattieren die unruhige wasserfläche groß sind die ufer nach einem sommer geworden einem sommer der schwer trug am licht und dem keine zeit zum anhalten blieb jetzt treibt der wind an den bäumen entlang die bleiben durften als sie leben gegen leben tauschten stämme fällten und wieder gingen aber die herkunft die wurzeln der gefällten bäume blieb und am ende des müden sommers atmen sie immer noch aus ihren wurzeln mystisch die landschaft mahnend eine perspektive aufzeigend die du nicht sehen willst und der du dich nicht entziehen kannst das blau hat seine unschuld verloren aber es wird wieder aufbrechen sich spiegeln an den kanten des wassers luft wird auftrieb bekommen und regen wird die speicher füllen aber die grauen baumzapfen werden bleiben sie werden jahre überstehen nadelsäume werden sich verschieben und als sie das leben gegen das leben tauschten wussten sie nicht dass sie es nicht tauschen mussten denn das gefällte leben ließ ein neues leben zurück die natur verwandelte die farben jetzt wachsen sternenflechten in grauem türkis und umarmen die gerippe der toten bäume mit einer zärtlichkeit die jenseits aller menschlichkeit ihren platz hat


Hermann Josef Schmitz

Samstag, 23. September 2023

Plage de Pinarellu

I

dann und wann legt sich eine windschleife über die stille schmirgelt piniennadeln glatt eidechsen huschen mit einem unerhörten ton ins dichte gestrüpp dann und wann legt sich eine uferwelle über die stille bis sie erlischt und die gedanken unter dem himmel erlöschen menschen in der ferne bleiben kein wort gelesen sein will und die zeit eine stopptaste ersehnt dann und wann legt sich die brüchige sehnsucht über die stille und bleibt


II

die pinienwälder in all ihrer reife verschenken sich und ihr satter geruch lässt die luft leuchten verzweigt in den lungenflügeln monate später wächst ein sehnsuchtsgedanke daraus


Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 21. September 2023

Ernten für graue Tage

wie stolz dieser septembertag leuchtet
und seine fülle unter die haut wächst
groß blaut der himmel wölbt sich das licht
ein versprechen liegt noch still hinter einem spätgrün
nur vereinzelt wechseln bereits die farben
ein schmetterling streift schatten von rechts und von links
an jeder seite steht dein glück im zenit
jetzt gilt es die türen zu öffnen
diese dankbarkeit zu ernten für graue tage
in denen die sehnsucht unerfüllt bleibt
jetzt gilt es den segen der leuchtenden stunde aufzunehmen
sich zu freuen an allem was in dir reift



Hermann Josef Schmitz







Dienstag, 19. September 2023

Brüchig

wir waren getragen
von der kraft unserer zeit
wir trauten den tagen
oft erfüllten sich unsere pläne
selten haderten wir
unbändig schwebten wir über hindernisse
nichts schien uns zu weit zu hoch zu schwer
aber wir waren gefangen
von diesem vermeintlichen glück
viel zu selten hielten wir inne
spürten uns hinter diesem glück
erst wenn sich etwas wahrhaftig verlor
wenn tage stehen zu bleiben schienen
suchten wir etwas in uns
das wir nie angelegt hatten
einen platz für diesen bruch
mitten im leben
als uns die unbezwingbarkeit verloren ging
suchten wir etwas in uns
wir nannten es einen unbekannten plan
und irrten uns sehr



Hermann Josef Schmitz

Sonntag, 17. September 2023

Wärest du hier

wärest du hier
müsste ich dir die schönheit des spätsommers nicht beschreiben
aber du würdest dem grün einen anderen namen geben
und die filigranen gewächse in deine augenkammer nehmen
wärest du hier
würdest du andere worte finden inmitten der stille
vielleicht müsstest du weinen ob all der kränkungen
enthäutet im herzen
im widerstand mit all den bruchlinien einer zornigen zeit
wärest du hier
würdest du die sommerstunde streicheln
wie den anmutigen kater einer vergangenen zeit



                                                                       für Annemarie


Hermann Josef Schmitz