Ahnung

auf dem fluss
schreibt das licht der kommenden jahreszeit
seine erste strophe
legt vorahnungen in den tag
wird zur verheißung
und hält doch alles noch geheim
die gedanken werden weich
von diesem licht auf dem fluss
nur der schwung der stromschnelle
an den steinernen grenzen
bleibt verlässlich
bis zum nächsten sturm


Hermann Josef Schmitz

Zwischen all den Gegenständen

wir leben schon zu lange in geheizten räumen
und haben viel zu wenig von der welt gesehen
wenn jemand unangekündigt an unsere türen klopft
wird der ärger zu einem hässlichen begleiter
längst halten wir uns an unseren gegenständen fest
für das tiefe in anderen menschen haben wir wenig zeit
und den leeren platz neben uns teilen wir nie
wir leben schon zu lange in geheizten räumen
und haben viel zu wenig von der welt gespürt
wenn jemand unangenehme fragen stellt
werden wir ungerecht verachtend und gehen mit bitterem blick
in den nächten warten wir vergebens auf unseren hochsitzen
das etwas vorbeizieht was im ungewissen in uns wohnt
unfassbar und ohne rand manchmal unsere blutbahn stört
wir leben schon zu lange in geheizten räumen
und wollen nichts als unsere ruhe zwischen all den gegenständen


Hermann Josef Schmitz

Januar II

nie wiederholt sich der zauber eines unberührten landstrichs den du erstmals betritts nie wiederholt sich der erste glanz eines sommermorgens in gleicher herrlichkeit nie wiederholt sich die berührung eines umarmenden satzes am ende des tages nie wiederholt sich die offenbarung einer glücklichen stunde ganz für dich selbst und nie soll das auch so geschehen denn all dieser zauber dieser erste glanz diese berührung und alle offenbarungen dürfen neu entstehen in uns und durch unser begegnen in einem anderen landstrich einem neuen morgen im herbst dort wo sich das licht über dem wasser am horizont erhebt und jene glückliche stunde wird dir wieder umarmend begegnen und etwas neues in dir hinterlassen das keine wiederholung duldet denn du trägst eine welt in dir die sich öffnet für allen zauber allen glanz alle berührung und offenbarung zugleich denn du trägst eine liebe in dir die etwas von dieser welt hält und trägt


Hermann Josef Schmitz

Was Worte bewirken können

wenn uns die worte umarmen
wenn wir uns mit worten umarmen
wärmt sich die stunde in uns
wird etwas leichter
um dessen schwere wir nicht wussten
nimmt etwas schwung auf
unglaublich hell und betörend
wird der tag zu einem großen geschenk


Hermann Josef Schmitz


Heute feiert mein lieber Sohn Christian seinen 34. Geburtstag.  Ich freue mich unverändert an Deinem und Eurem zielstrebigen Lebensweg und ich freue mich über die beiden wunderbaren Kinder, die Euch das Leben geschenkt hat. Mögen das neue Jahr nach all den Anstrengungen leichter und genießender werden und alle Deine Wegstrecken auch im neuen Jahr gesund und behütet bleiben. Und das in jeder Hinsicht. Ich wünsche Dir Zeit für Dich und für Deine Lieben, beherzte und bereichernde Menschen an Deiner Seite und im richtigen Moment auch die richtige Portion an Glück.

Von Herzen alles Liebe und Gute für Dich.

Erschrockenes Blau

selten ist das licht silberner
als in den späten tagen im januar
dahinter flackerndes blau
ins blasse verhallen die schritte
auf den eisigen wegen
schaudern dringt in die müden gedanken
und lässt sie hellwach werden
ein schaudern aus fremden parolen entstanden
lässt alles wanken und wird sorgend erinnernd
selten ist das licht silberner
als in den späten tagen im januar
dahinter erschrockenes blau


Hermann Josef Schmitz