Laufen II

still grüßen die bäume und steine
ein schatten schwenkt um im wechsellicht
und an himmelsläden vorbei flanieren wolken
die grünen etagen sind neu beschriftet
an der reuse das sammelalbum aus blütenstaub
hinter dem stakkato der atemzüge
denke ich an dich wie du jetzt schläfst
das ist mein land in dem ich bleiben wollte


Hermann Josef Schmitz



Blick vom blauen Haus ins Grüne:

Laufen I

I

der blick weitet sich
auf den langen ebenen
gerätst du in die landschaft
die schritte fügen sich ein
noch sind die ränder
nicht beschnitten
du verlängerst den blick
weitest den atem
die gedanken laufen von selbst


II

noch sind die schatten
der uferbäume unsichtbar
später auf der höhe
der morgenröte
kentert das licht
an den glatten stämmen


III

nach dem nächtlichen regen
lodern die bäume wie nie zuvor


Hermann Josef Schmitz

Lichtfänger

regen bricht die knospen auf
leiser himmel glänzt auf steinen
grasfransen glätten die harten wegränder
bäume bereiten sich zu einer weiten kuppel
von den bergen kommend gleitet ein fluß unbemerkt ins meer


Hermann Josef Schmitz


Auch wenn die Sprache und die beschriebenen Handlungen manchmal hart sind, ist es ein bemerkenswert gutes Buch und weckt auch Erinnerungen an die eigene Jugend.

Entgegen allen Prognosen wünsche ich Euch Momente des Lichtfangens an einem wunderbaren Wochenende.
Wir  freuen uns auf die heutige Vernissage und die Vorstellung des neuen Buches in Aarau von Brigitte Fuchs.

Glücksfall

in mir selbst
ankommen durch dich
den blick auf
die dinge ändern
ohne mich zu verlieren
und mich verlieren
wenn ich mich
aus den zusammenhängen löse
bei dir ankommen
in mir selbst


Hermann Josef Schmitz



Auf der gegenüberliegenden Seite meiner Wohnung ... ein einziges Leuchten:

Geschenkte Worte

geschenkte worte wie sand
schleifen die alten narben
sie nehmen ihnen härte
du vertraust ihrem klang
und dem licht dort in der weite
in der das graue meer sich
verknüpft mit den rändern
aus wolken und wind
geschenkte worte wie sand
schleifen die alten narben
und lassen sie doch


Hermann Josef Schmitz


Heute mit besonderem Dankegruß für die Inspiration an Isabella Kramer.

Farbenglas

du ordnest dich
dem feuer scheinbar unter
und formst in seiner flamme
ein zauberwerk aus farbenglas
wenn es in glatter hand
sich schmiegt
bleibt in den klaren formen
verborgen tief der zauber
der in vielen wirbeln sich verschließt
und es sind bilderworte aus anderer welt
die sich im aufgedrehten glas verwinden
der wolken milchrand einmal
und dann ein tulpenflügel
die federn leicht aus ufersand
und wenn du blüten zeichnest
in ehrfurcht ganz
folgst du in deiner stille diesem feuer
und gibst den farben
ihren eigenen klang



                                               für Annemarie


Hermann Josef Schmitz

Tulpen im April

in den tulpen
liegt die wahrheit im april
ein aufblühen wie
zu keiner anderen zeit
die blassen wände
gehen vorüber
in den falten der blüten
wächst die sehnsucht
zu einer großen lust
am leben


Hermann Josef Schmitz

Flüchtig

unberührter blütentau
wie ein flüchtiger gruß
an den aufgrünenden hängen
ein lichtgewitter
zieht wiederholend vorbei


Hermann Josef Schmitz


Und zwischendurch darf es auch kräftig leuchten, wie bei den Magnolien hier im Schloßpark in Jegenstorf.