Dienstag, 31. Dezember 2024

Es gibt Tage mit dir, die grundlos stille Festtage sind

I

wir blätterten gemeinsam
durch die tage des vergehenden jahres
lichtwälder behüteten die horizonte
während wir unterwegs waren
um unsere gegenseitigen gedanken wussten
und uns dennoch immer wieder
mit ungeahnten erkenntnissen überraschten
unsere liebe war die mutigste verführung
inmitten einer erkrankten gesellschaft
wir hatten pläne reiserouten zuversicht
und trauten den verbündeten guter mächte



II

im feuer das du liebst
hältst du den flüchtigen wellengang
für ein jahrtausend fest
vernähst die silberfäden
flüchtig bewegter wasser
in einen wirbel



III

später sammelten wir
fundstücke an des tages ufer
zärtlichkeiten liebevolle worte
einen großen traum
fanden wir selten
uns nährten die umarmungen
die stillen übereinkünfte
und die maßlose freude
an menschen tieren blütenglanz



IV

es gibt tage mit dir
die grundlos stille festtage sind



                                                           für Annemarie

«Es gibt Tage mit dir, die grundlos stille Festtage sind.»

Mit der letzten Zeile der schon traditionellen Liebespoesie (dieses Mal aus unterschiedlichen Perspektiven) an meine Herzdame starte ich hier meinen kleinen Jahresrückblick 2024. Denn wenn Pläne nicht aufgehen, wenn Ereignisse einen aus der Fassung bringen, wenn genauso schönste Dinge geschehen, wenn etwas leuchtet – dann ist es wunderbar solch einen Menschen an seiner Seite zu haben, mit dem man immer wieder grundlos stille Festtage feiern darf.
Für mich bleibt dieses Glück das schönste und liebevollste Fundament – weil es uns beide trägt, weil wir gut zueinander schauen und in der Liebe geborgen sind.

Meine persönliche Bilanz des Jahres 2024 ist eine gute, es gibt vieles, an dem ich große Freude gehabt habe und das wiegt manche Bruchstelle auf. «Menschen und Worte» - was mich zum einen begeistert und mit dem ich so gerne unterwegs bin, Gedanken anregend in beiderlei Hinsicht, erschreckt mich auf der anderen Seite. Die Art und Weise, wie Menschen mit anderen Menschen umgehen, sie kränken, angreifen, hassen und über allem auch töten. Die Art und Weise, wie Menschen unverantwortlich mit der Natur und ihren Ressourcen umgehen, macht mir viele Gedanken. Gedanken auch mit dem Blick auf das Leben meiner Kinder und Enkelkinder. In welche Zeit sie hineinwachsen? Und dennoch dürfen wir hoffen auf Neugeborene, die einen anderen Weg einschlagen. Was mich immer mal wieder trägt ist die Aussage von Margrethe Vestager, die vor einigen Jahren sagte: «Ich bin Optimistin, allein schon aus moralischer Pflicht: Pessimisten bekommen doch nie etwas gebacken!»

Das Jahr 2024 ist für uns insgesamt sehr erlebnisreich gewesen, es gab viel Schönes, das 2. «SOMMERLEUCHTEN» im Oeschberg gehört ebenso dazu wie Tage im Sommer und Herbst auf Usedom bzw. Korsika. Wanderungen, Schlossrunden und Ausstellungen gehören ebenso dazu. Und dann gab’s eine ganze Menge toller Konzerte, die im Blogpost vom 30. Dezember erwähnt sind. 2025 wird das weitergehen, wir haben schon die ersten Karten und es werden nicht die letzten sein. 2025 wird es auch wieder ein «SOMMERLEUCHTEN» geben, am 16. und 17. August.
Beruflich hat sich alles etwas anders entwickelt als gedacht. Zunächst sorgte ein Termin mit meinem Steuerberater dafür, dass ich 2024 bis zum Jahresende verlängerte. Und nachdem die Pläne 2025 in der Schweiz nicht aufgingen, ermutigten mich meine Herzdame und unser Vorstandsvorsitzender zu einem weiteren Jahr. 25% in 2025 (eine Woche pro Monat) – ich freue mich jetzt sehr darauf, denn es ist meins: «Menschen und Worte». Gleichzeitig bleibt mehr Zeit für alles andere, was mir und uns Freude macht, gleichzeitig bleibt mehr Zeit, um neue Pläne zu schmieden.

Heute endet mein 366-Tage-Blog: https://imgartenderzeitbliebichundwuchs.blogspot.com/ und kommt nächstes Jahr in einer gedruckten Version. Hier geht es unverändert weiter – mittlerweile im 17. Jahr 😊. Und vielleicht auch mit einem weiteren Buch. Meine Texte müssen grundsätzlich ja immer eine Weile reifen.

Wir stehen vor dem Beginn von 2025 – und in allen Wirrnissen bleibt es bei unserer persönlichen Entscheidung, wieviel Stabilität wir immer wieder in uns schaffen, wieviel Energie wir für Gutes und Schlechtes verwenden, welchen Menschen wir Zutritt gewähren, wieviel wir auch aus der Medienfülle an uns heranlassen und mit welcher Haltung wir jeden neuen Tag beginnen.

Allen, die hier lesen danke ich immer wieder von Herzen dafür. Ich danke Euch für Eure Treue und das Einlassen auf die Worte. Ich wünsche Euch einen guten und hoffentlich gesunden Jahresabschluss, eine wagende, zuversichtliche, behütete, mutige und auch verführerische Reise ins neue Jahr.
«Mir fiere et Levve» sagen meine Landsleute aus dem Rheinland und das ist eine gute Haltung. Lasst Euch auf neue Räume ein, gebt dem Ungewohnten Mutchancen und feiert das Leben. Zündet Lichter bei denen an, die es gerade nicht guthaben, bleibt gesund und vor allem: bleibt in der Liebe.

Ganz herzliche Grüße von

Hermann Josef Schmitz

 


Montag, 30. Dezember 2024

Von Worten und Tönen

Auch wenn erst morgen das Jahr seine Reise beschließt, möchte ich schon traditionell heute eine kleine Aufzählung und einen Jahresrückblick 2024 meiner persönlichen Highlights aus Literatur und Musik machen.

Die 20 Bücher, die ich 2024 erworben habe und von denen ich besonders angetan war:

«Steinhammer»
von Jörg Thadeusz
«Wir werden fliegen» von Susanne Gregor
«Mittsommertage» von Ulrich Woelk
«Solothurn hüllt sich in Schweigen» von Christof Gasser
«Der Held vom Bahnhof Friedrichstrasse» von Maxim Leo
«Die Nacht unterm Schnee» von Ralf Rothmann
«Die schweigsamen Affen der Dinge» von Hilmar Klute
«Schallplattensommer» von Alina Bronsky
«Seemann vom Siebener» von Arno Frank
«Man vergisst nicht, wie man schwimmt» von Christian Huber
«Windstärke 17» von Caroline Wahl
«Die Dinge beim Namen» von Rebekka Salm
«Lichte Tage» von Sarah Winman
«Von Leidenschaften und Verlusten» von Martin Bartholme
«Trachselwald» von Peter Beutler
«Dunkelgrün fast schwarz» von Mareike Fallwickl
«Vermisst» von Christine Brand
«Das Verschwinden der Stephanie Mailer» von Joël Dicker
«Die Zeit, die es dauert» von Hanne Ørstavik
«Der Club der Traumtänzer» von Andreas Izquierdo


Die 15 Platten, die ich 2024 erworben habe und die mich begeistern:

«Shades of blue» von The Joni Project
«Blue» von Joni Mitchell
«Here and now» von Ellis Mano Band
«Gute Laune ungerecht verteilt» von Kettcar
«Live» von Ellis Mano Band
«Zeitreise – Live im Sartory» von Niedecken’s BAP
«Forever Jan» von Jan Delay
«Now serving tea/ Live from the Ryman» von Joe Bonamassa
«Broken» von Walter Trout
«You still got me» von Beth Hart
«Revolver» von Beatles
«Blues Deluxe Vol. 2» von Joe Bonamassa
«Next time» von Sophie Auster
«Different shades of blue» von Joe Bonamassa
«Lifted» von Trombone Shorty

Die 10 Konzerte, die ich oder wir 2024 besuchten und die sehr stark waren:

w Joe Bonamassa in Köln

Allen Erfahrungen anderer zum Trotz: hatte tollen Kontakt zum Publikum und zur Band. Das Konzert selbst herausragend
w Ellis Mano Band in Münchenbuchsee
Tolle kleine Location und eine Schweizer Bluesband der Extraklasse.
w Blacksheep Festival in Bad Rappenau-Bonfeld
Julian Dawson hatte ich schon mal mit BAP gesehen, Ray Wilson (der letzte Genesis-Sänger) wunderbar und Laury Cox im strömenden Regen. Und wie schade, dass dieses Festival nicht mehr in der Form stattfindet.
w Patent Ochsner in Solothurn
Einmal mehr große Klasse im Kofmehl in Solothurn. Was für ein Sänger, was für eine Band.
w Pippo Pollina & Wolfgang Niedecken in Wald
Das allereinzige Konzert der beiden und das durfte ich mir als Fan nicht entgehen lassen. Und Pollina konnte die BAP-Songs besser als Niedecken die Pollina-Songs. Aber wunderbar trotz Regen.
w Wolfgang Niedecken in St. Peter-Ording
Das letzte Konzert der Dylan-Tour mit dem grandiosen Pianisten Mike Herting. Vor dem Meer bei Sonnenuntergang begonnen und unter Sternenhimmel endend.
w BAP in Hochdorf
Warm up der Zeitreise-Tour mit dem vollen Programm und was für einen großrtigen Bezug die Schweizer zu dieser Band haben.
w Walter Trout in Rubigen
Einer der großartigsten Bluesmusiker in der Mühle Hunziken. Und welches Leben er hinter sich hat. Und den Blues tief in der Seele verankert.
w BAP in Köln
Das beste und berührendste Konzert in diesem Jahr – da ist neben dem Konzert so viel Heimat und Zeitreise für mich enthalten.
Und dann spielen sie mal locker 3 ¼ Stunden durch. Als ob sie nie was Anderes gemacht hätten. Ach ne, sie haben nie was anderes gemacht
😉
w Pippo Pollina in Rubigen
Zum Jahresende dann nochmal Pippo Pollina solo. Und by the way zwischendrin mit Ansa Sauermann und seiner Tochter Madleina. Berührend, schön, innig, politisch und stimmgewaltig.

Sonntag, 29. Dezember 2024

Einmal wurdest du still

einmal wurdest du still
wenn die kerzen brannten
die stunde etwas andächtiges in sich trug
dann vergaßt du in dieser stunde
alle bedrängnisse und unerfüllten wegstrecken
selten gabst du der schönheit worte
aber du konntest in dieser stille
deinen herzschlag beruhigen
etwas vergessen was unerkannt sein wollte
einmal wurdest du still
wenn die kerzen brannten
und die müdigkeit leise eine tür öffnete
in der dämmerung der gedanken
deine kindheit in die stuben zurückkehrte
aber das licht jenen tagen die härte nahm
jenen seltenen tagen die eine heiligkeit in sich trugen
dann vergaßt du den lauten alarm die angst
und konntest innehalten und still werden



                                                       für P. († 29.12.2008)


Hermann Josef Schmitz

Samstag, 28. Dezember 2024

Dezember II

die selbstverliebten überwintern in einer anderen welt nie hören sie den chor der schneehalme zwischen denen die luft in der nacht knistert und während die heiligen tage die leerstellen der kindheit wieder etwas mehr füllen bleiben die lichtflüsse im dunklen schatten der durchlässigen bäume von norden wehen die kalten winde hindurch die stets empörungsbereiten warten vergebens auf ihren einsatz entgegen allen prognosen entscheiden sie sich einmal dafür das leben zu feiern die neugeborenen sind frei aller vorbehalte sie tragen die hoffnung und nicht selten geben ihnen die gealterten schweres gepäck mit dabei ist es das geheimnis ihrer unergründlichen reise das zuversicht trägt zwischen den sätzen wandern landschaften jahreszeiten verführungen im stillen träumst du von grünem hafer längst hat er unter der weißen unschuld einen schriftsatz aus wiederkehrendem mut unermüdlichkeit und der gewissheit wechselnder zeit angelegt die nächte glitzern für dich sie tragen deinen namen als stolz auf ihrem dunkelblauen jackett und nähren sich aus deinem brunnen aus vertrautheit und mut aus liebe und inniger zärtlichkeit


Hermann Josef Schmitz


Ich freue mich, die letzten 4 Bücher aus meiner Lektüre 2024 vorzustellen:


«Das Verschwinden der Stephanie Mailer» von Joël Dicker

Ein scheinbar aufgeklärter Vierfach-Mord gerät nach 20 Jahren ins Visier der Journalistin Stephanie Mailer. Sie behauptet, die seinerzeit tätigen Polizisten hätten sich geirrt. Dann verschwindet sie und beide Polizisten (der eine unmittelbar vor seinem Ruhestand) gehen akribisch in die Aufarbeitung. Spannend, vielstrangig und spannend. Und so viel kann man spoilern: Es kommt anders als gedacht
😉


«Der Sturm vernichtet» von Karen Sander

Fortsetzung des 1. Krimis, den ich von Karen Sander gelesen hatte. Ein Krimi zum Dranbleiben, der weiter auf dem Darß spielt und ein besonderes Team aus einem Kriminalhauptkommissar und einer Kryptologin.


«Die Zeit, die es dauert» von Hanne Ørstavik

Je länger ich dieses Buch gelesen habe, umso mehr fesselte es mich und gleichzeitig hatte es eine Dunkelheit, die an manchen Stellen kaum erträglich war. Die Hauptperson, eine 30jährige Frau will mit Mann und Kind zum ersten Mal alleine Weihnachten feiern. Dann kündigt aber ihre Mutter den Besuch des Bruders und des Vaters an und lässt sich auch nicht davon abbringen. Und dann springt das Buch zurück in die Zeit, als Signe, die Hauptperson 13 war. Sich nichts mehr wünschte als eine harmonische Familie, die es nicht gab. Und zeichnet ein grauenvolles Bild einer Kindheit mit hohem emotionalem Missbrauch.


«Der Club der Traumtänzer»
von Andreas Izquierdo

Gabor Schöning, der Hauptdarsteller, ist ein erfolgreicher Unternehmensberater und auch sonst gelingt ihm beinahe alles. Und wenn es um Frauen geht, findet er immer einen Weg. Bei einem Unfall (mit der Frau seines Chefs im Auto) verletzt er die Direktorin einer Sonderschule. Sie weiß, wer die Frau in seinem Auto war und bietet ihm, der sehr gut tanzen kann, als Wiedergutmachung 5 Sonderschülern Tango beizubringen.
Von da an ändert sich das Leben von Gabor, es gerät irgendwann aus den Fugen und irgendwann erkennt er, dass es noch eine ganz andere Welt gibt als die der Schönen, Reichen und Erfolgreichen.
Es ist eines meiner in diesem Jahr stärksten Bücher gewesen und Andreas Izquierdo wird sich mit weiteren Büchern wieder bei mir einfinden.