die
wilden lichtungen
hegen kein verlangen
sie haben eine unbedingte freude
sich den strömungen hinzugeben
licht und schatten
regen und wind
den jahreszeiten
im erblühen und verblühen
mit einem unverständlichen blick
auf die zerstörung
die wilden lichtungen
wissen um die andere dunkelheit
Hermann Josef Schmitz
Donnerstag, 31. Oktober 2024
Die andere Dunkelheit
Dienstag, 29. Oktober 2024
Jetzt leuchten die Bäume wie Kirchenfenster
jetzt
leuchten die bäume wie kirchenfenster
und das sonnenlaub füllt den raum
mit seinen tönen vom werden und vergehen
die stille betört zwischen den schatten
die aus den seitenschiffen fallen
lichtungen öffnen sich werden zu altären
und aus der sehnsucht erwachsen dankesworte
jetzt leuchten die bäume wie kirchenfenster
und wärmen unter dem himmel die haltenden hände
Hermann Josef Schmitz
Sonntag, 27. Oktober 2024
Oktober III
kraftvoll
flutet licht die mittagsstunde die farbigen blätter strotzen vor freude an den
säumen der wege und in die stille der schritte fallen noch einmal warme
schatten beim weg in die wälder blau fällt durch die leerstellen die gedanken
wildern augenblicklang durch die entlassene zeit flackernd der blick ich stemme
mich gegen die schlagzahl der schlechten nachrichten lege marktplätze für
frieden liebe und mut in mir an sammle widerstände und stelle die geräte stumm
kraftvoll flutet licht die grauen innenräume den falschen helden habe ich
hausverbot erteilt wärest du hier würde ich mit dir innehalten den blätterfall
schauen in den kronen der bäume letzte sommernester entdecken und meine blicke
erweitern jetzt trage ich die sonne dorthin wo du wohnst lege ihr licht in
aufwachende zeilen und werde sie wiederfinden wenn sich die augen verbinden an
anderen tagen an anderen orten dort wo uns die liebe ungezähmt lässt
Hermann Josef Schmitz
Freitag, 25. Oktober 2024
Bedauerlich
wir
sind gewissenhaft
mit flüchtigen momenten
wir suchen höhepunkte
ohne sie zu sehen
wir wildern rücksichtslos
mit einem kalten herz der gier
wir sind gewissenhaft
mit flüchtigen momenten
und schreiben
keine liebesbriefe mehr
Hermann Josef Schmitz
Auf ein schönes Wochenende mit bewussten und erfüllenden Momenten.
Mittwoch, 23. Oktober 2024
Ungewiss
es
gibt nur den moment der gegenwart
der sich ein leben lang fest aneinanderreiht
es wächst mit jedem tag die brücke zur erinnerung
die nur im herzen einen halt empfindet
kein blickwinkel in all das ungelebte leben
ist von einem einzigen grad verlässlichkeit
es bleibt vor allem aber ungewiss
wie lange diese welt noch zärtlich ist
Hermann Josef Schmitz
Hier kommen endlich die nächsten gelesenen Bücher daher 😊 - Ferienlektüre Teil 3:
«Nachts erzähle ich dir alles» von Anika Landsteiner
Die
Hauptfigur des Romans sucht nach einer Trennung die Auszeit im Familienanwesen
in Südfrankreich. Dort erhält sie überraschenden Besuch von einer jungen Frau
aus dem Nachbarort, die am nächsten Tag tot ist. Damit ist es mit der ruhigen
Auszeit schon vorbei, denn der Bruder der Toten tritt vielfältig in ihr Leben
und gemeinsam versuchen sie die Ursache für den Tod herauszufinden. Gleichzeitig
hat sie einen auflebenden Kontakt mit einer alten Freundin ihrer Mutter. So
entstehen Verbindungen in die Vergangenheit, lösen sich ungeklärte Zeiten und Fragen.
Ich bin bis zum Schluss unschlüssig geblieben, wie gut mir das Buch gefällt. Immer wieder hatte es etwas sehr Spannendes und Berührendes, an manchen Stellen aber auch etwas beinahe Triviales.
«Von Leidenschaften und Verlusten» von Martin Bartholme
Das zweite Buch von Martin Bartholme war das erste, an dem ich im besten Sinne
hängenblieb. Auch wenn der Autor 26 Jahre jünger als ich ist, berühren mich
seine Kurzgeschichten und legen einen Anker in meine Vergangenheit.
Gleichzeitig sind Geschichten dabei, die aktueller nicht sein können. Dann habe
ich es weggelegt, weil ich Kurzgeschichten nie hintereinander lese und mir sie
auf Korsika nochmal alle gegönnt. Vom spontanen Ausflug ans Meer, von der
Musik, die einsame Wölfe sich bewahren, von Leidenschaft und Angst bis zum
Blick in den 2. Weltkrieg umfasst «Von Leidenschaften und Verlusten» ein großes
Spektrum. Ob es ein 3. Buch von Martin Bartholme geben wird? Ich würde mich
freuen.
«Trachselwald» von Peter Beutler
Peter Beutler habe ich bereits einige Male gelesen und jeder seiner Romane hat
einen Bezug zur Wahrheit und zeigt teilweise skandalöse Zustände auf. Auch wenn
«Trachselwald» als Kriminalroman benannt
wird, sind die Abgründe, die sich hinter einem Mord im Jahr 1965 auftun, von
viel größerer Erschütterung. Es geht um den Umgang mit Verdingkindern, die in
dieser Zeit teilweise wie Vieh behandelt wurden und oft in menschenunwürdigen
Verhältnissen leben mussten.
Ein ganz starker Roman. Gekauft hätte ich mir ihn aber sowieso: Auf Schloss Trachselwald, das auf dem
Cover abgebildet ist, haben wir 2012 heiraten dürfen.
«Dunkelgrün fast schwarz» von Mareike Fallwickl
Was für ein starkes und abgründiges Buch der
Österreicherin Mareike Fallwickl. In einem einsamen Bergdorf entwickelt sich
von der ersten Begegnung an die Freundschaft zwischen zwei Jungen, die voller
Abhängigkeit, Unzertrennlichkeit und Schmerz ist. Als diese Freundschaft durch
ein Mädchen „vergrößert“ wird, nehmen auch die Verwundungen statt. Dann gibt es
eine 16jährige Zeit, in der sie sich nicht begegnen. Bis sich die beiden Männer
wieder begegnen und der schon als Kind Zerstörerische sich in das Leben des
anderen frisst. Und später taucht wieder die seinerzeit 16jährige auf.
Ich musste das Buch immer wieder weglegen, weil es oft so viel Grausames und
Verletzendes birgt und ebenso Leuchtendes und Leidenschaftliches. Das kommt definitiv in die Top 15 in 2024.