Mittwoch, 27. Februar 2013

Risco del Paso

sandrippenbögen aufgeschnittene krusten ein hinterbliebener satz unlesbar ein aufgelöstes bekenntnis nichts haltendes nicht unbedingtes aber freiheit in den zügen ohne fenster hinter der gestreiften weite ein gewölbtes verwehtes wasserfeld und dann suchst du den punkt an dem sich das auge halten könnte aber nichts ankert am ebenen horizont blau ufert in blau verschwimmt weite die die scheinbarkeit nimmt und dich zurück löst auf das was es ausmacht den atem das leuchten der augen die hand die dich hält und das licht das dich wärmt

Hermann Josef Schmitz

 
 






Montag, 25. Februar 2013

In deinen Händen

in deinen händen
bin ich heil geworden
dort hat mein atem
sich gewärmt
in deinen händen
sind die sterne wachgelegen
dort hat die bange seele
ihre schattenangst verloren
in deinen händen
hat mein ganzes leben platz bekommen




                                                           für Annemarie

Hermann Josef Schmitz



Samstag, 23. Februar 2013

Mittagstunde am Atlantik

tagsterne
ein laken aus silber
das kleid
eine offene sichtbare wunde
dem meer zugewandt
nähst du
stunde um stunde
mit blau


Hermann Josef Schmitz
 
 

Donnerstag, 21. Februar 2013

Mirador Morro Velosa

hinter der kurve die weite die dich demütig macht vergessene übersehene verlassene verletzte landschaften ein toter see ein fundament das zerbrach bevor sie mauern aufsetzten wo bleiben die menschen wo werden die menschen bleiben wenn man sie in die städte gesperrt hat wo nichts mehr fassbar ohne worte für heimat gibt es nicht mehr durch das gestein zieht ein schriftzug aufwärts und abwärts aus einer einzigen buchstabenfolge klare und unlesbare begrenzung den blick gerade aus beängstigende tiefe die luft wie zersplittertes glas das aber hält die schwarzen vögel treiebn darin luftschwimmer ohne halt und ich kehre zurück mit dir auf einer linie das meer in der ferne und doch sichtbar zerfällt eine wolke und blau hellt die furche zwischen zwei wellen wie schorf einer sich schließenden wunde öffnet sich eine schleuse und das licht besänftigt die aufgeregte haut


Hermann Josef Schmitz



Dienstag, 19. Februar 2013

Ajuy I


am nächsten tag ist er wieder trägt er das buch wie einen orden vielleicht eine ungelesene reise durch abgebrochene häuser palmen ohne blätter wie mahnende stelen mitten in roter erde und weite in der sich wellen zu einem tunnel formen türkisfarben der lichtbogen bis zum salzkamm der flüchtig ufert du musst genauer hinschauen es lohnt sich zwischen die spuren zu tauchen knospende steine ein dunkles geschwollenes lippenpaar verhärtet sammelt einer holz und totes feuer das der welt gehört und wir nicht hierhin verweilen dem tempo entfliehen schauen sich einfügen in die schwarzen gesänge der ankommenden gischt mit dir sein und wissen mehr braucht es nicht in diesem fenster durch das du nur ungenau die grenze zwischen himmel und wasser erkennst wissen mehr braucht es nicht diesen ruhigen atem die hand voller zärtlichkeit und das nest deiner augen aus dem mir die liebe spricht



Hermann Josef Schmitz



Mehr über Ajuy, wo wir gestern waren, hier.



Sonntag, 17. Februar 2013

Keine Zugvögel mehr

längst keine zugvögel mehr
überhaupt keine luftträger ab und zu
eine zerfledderte zivilisierte taube
längst ohne botschaft
der frieden ist ausgegangen
und niemand weiß
wann und ob er wiederkommt
und viel schlimmer
niemand sucht mehr
sondern man geht
neue verhältnisse ein
baut sich seine welt
fügt sich in vorteile
zahlt für kompromisse
mit seinem gewissen
ordnet sich neu
und ordnet sich unter
längst kein aufbruch mehr
keine kante im wort
kein zorn in einer erklärung
geschmeidige formulierungen
keine zugvögel mehr
und die zärtlichkeit
ein handstrich auf
einem kühlen display



Hermann Josef Schmitz

Freitag, 15. Februar 2013

Adoleszent

lichtknospen brechen
in schlitternden eisspiegeln
adoleszenter februarhimmel
kommt beiläufig daher
in seinem kindhaften blau
aufkommende haut
hinter der flügelzeit reift



Hermann Josef Schmitz


Ein februarblaues Wochenende wünsche ich Euch, gute Begegnungen, gute Musik, feine Gedanken.

Und hier sind zwei der mir liebsten deutschen Musiker zusammen:



Mittwoch, 13. Februar 2013

Unaufhörlich

wie alles
leichtfertige sätze
eine kante hinter dem
ungehörten komma
kein zeichen
von pause
wie alles
eine große flut
ungefertigter buchstabenleitern
kein erbarmen
wenn sie sich türmen
lange schatten aus
den spalten
der postkörbe werfen
und nicht aufhören
zu bleiben



Hermann Josef Schmitz


Sehenswert um 20:15 Uhr auf Arte: Die Fremde mit Sibel Kekilli



Montag, 11. Februar 2013

Wissen

auflösende wolken
zwischen zerfall und stille
wächst schneeblaue leinwand
den himmel hinauf
im vorbeigang
weiß ich um dein atmen
hinter dem fensterkreuz


Hermann Josef Schmitz

Samstag, 9. Februar 2013

Blaue Wirbelträume

blaue wirbelträume
in den schnee gelegt
eine frage wie eine spur
ich benötige keine antwort
sie ist der verlöschende klang
zwischen zwei herzschlägen
was sich das leben
neu in jeden augenblick



Hermann Josef Schmitz


Einmal wieder eine schöne Inspiration durch die wunderbare Perle meiner lieben Frau.




















© Annemarie Aeschbacher Schmitz

Donnerstag, 7. Februar 2013

Übergang

wenn eine geschichte zu ende geht
eine geschichte voller anliegen
gereiht auf einer herzschlagschnur
wenn so eine geschichte zu ende geht
dann hast du die wahl
zwischen der traurigkeit
die sich einschleichen mag
wie ein unsichtbarer pilz
oder der kraft
die du aus dem schönen
schöpfen kannst
und aus dem eine neue geschichte
entstehen mag
eine in die du deine worte legst
einen ton wie den flug einer entkommenen feder
zärtlich leise dem leben entnommen
wie eine neue geschichte
die immer auch etwas
von einer geschichte hat
die gewesen und vorbeigegangen ist



Hermann Josef Schmitz


Dienstag, 5. Februar 2013

Echo

zwischen erfüllung und schlaf
die gedimmten gedanken
fließen leise vorbei
nur dein herzschlag klebt
an meiner brust
und wird mir tagelang echo bleiben
wenn die gedanken
in voller beleuchtung verufern



Hermann Josef Schmitz



Sonntag, 3. Februar 2013

Verborgen

nachtgrüne gräser
hinter dem licht
im warmgehaltenen mund
die verborgene sehnsucht
wie eine zaghafte blume
und dennoch eine
verabredung zum leben
abgefallen die flüchtigen schatten
die herzbahn geräumt
unberührbar der horizont



Hermann Josef Schmitz

Freitag, 1. Februar 2013

Überzogen

die chauvinisten
all die von sich selbst
berauschten veteranen
die eloquent
und überzeugt
in ihrem tun
vor allem aber
von sich selbst
berauscht
die großen puppenspieler
die abgezockten botschafter
die nur sich selbst
im wege stehen könnten
doch sonst
nur grenzenlos
sich nehmen
was ihnen
niemals zugestanden ist


Hermann Josef Schmitz