Einhundertfünf

ich verschwinde für einen tag aus den falschmeldungen den gerüchten den unterstellungen die zeit verlangsamt sich der blick wird unverfälscht ich entkomme dem unterschiedlichen umgang mit der wahrheit und freue mich wenn ich mich in den schritten bewege der schmerz beiläufig grüßt und vorbeigeht und ich bin traurig wenn ich die gebrochenen wurzeln sehe und die letzten atemzüge des großen baumes der in den fluss ragt viel zu lange schon unerkannt diese geschwüre und diese missachtung von einer falschen seite kam der wind mit unerkannter stärke und riss ihn wie seine beute an einem samstag ohne namen ich verschwinde für einen tag aus den irrlichtern den retuschierungen und den lebenslügen und geniesse die zeit nahe bei mir


Hermann Josef Schmitz


Ein paar Impressionen von unserem Besuch in Willisau, eine wunderbare kleine Stadt im Kanton Luzern. In der Nähe ist das Biosphärenreservat Entlebuch.
Und bekannt ist Willisau auch für dieses Gebäck: https://de.wikipedia.org/wiki/Willisauer_Ringli

Selbstbetrug

zwischen allen verpflichtungen
programmgemachten erlebnissen mit glücksgarantien
eigene untergänge vermeiden
sich selbst geschichten vormachen
dazwischen zeitfenster anlegen
in denen das leben stillstehen soll
das funktioniert viel zu lange nicht mehr
längst ist die verpflichtungslosigkeit
zur verpflichtung verkommen


Hermann Josef Schmitz

Ganz nah

ich liebe diese späten sommertage
wenn sich an ihren nachmittagen
das grün still wuchernd über meine wege legt
wenn trauend sich ein breites blütenband
dem rhythmus meiner adern stellt
dann bin ich meinen schritten folgend
ganz nah bei mir und dennoch schauend
in diese schöpfung die so unvergleichlich ist
ich liebe diese späten sommertage
wenn deine klugen hände
ihre eigenen wege suchen
wenn unter ihrer zärtlichkeit
ein neues beet ins leuchten wächst
und in den hellen nächten blütenhimmel wird
dann bin ich meinem herzschlag folgend
mit stillem großen stolz ganz nah bei dir


Hermann Josef Schmitz


Ich wünsche Euch ein glückliches, blütenreiches, liebevolles und leuchtendes Wochenende.

Fünfundneunzig

regenzeilen flattern vorbei die stunden wechseln sich ächzend ab immer wieder stehen widerstandsworte im weg aber die befürworter und die kritiker aus prinzip verwerfen am ende die welt und sorgen für ihre kurzzeitige bereicherung ohne jede moral und ohne einen einzigen weitblick hinter dem eigenen horizont die bewölkte zuversicht wohin wechseln die grüntöne in den aufgespalteten grenzen die geschönten falschmeldungen durchstreifen unaufhaltsam den tag und die nacht ich schaue in die dämmerung in diesen so zertrennten zeiten es wird zeit die krone der schöpfung zurückzugeben wachen aufzustellen und demütig zu werden


Hermann Josef Schmitz


Gestrige Impressionen aus einem leuchtenden Tag in der Umgebung.