Montag, 2. Dezember 2024

Anhalten

einen schritt zurückgehen
und den kränkenden worten die türen verschließen
einen ton zurückschalten
und den wütenden bildern die bewegung nehmen
einen lidschlag länger schließen
und die aufgebrachten zahlen einfach löschen
leise werden in dir selbst
und einen menschen umarmen der es verdient


Hermann Josef Schmitz

Samstag, 30. November 2024

November III

entgleiste tage wenn der schmerz aus der haut bricht wie eine unberechenbare wucherung die klärenden stunden nichts klären die vernunft in ihrem halbschlaf sinniert obwohl die grundlegenden fragen anstehen jene auf die es oft keine antworten mehr gibt und während alle prognosen sich bewahrheiten während alle sorgen nicht mehr im zaum zu halten sind und es keine sicheren lösungen gibt kehrt plötzlich stille ein winter pocht in der ferne um einlass pocht um vergebung für die tagelang erloschenen himmel und legt eine weiße fährte an kehrt stille in die verrichtungen keine leistung zählt mehr kein zahlenwerk kein verrechnen kein hadern entgleiste tage wenn die unsicherheit einen namen bekommt baut das liebevolle die zuneigung einen sicherheitsabstand zur angst eindringlich überzeugend und mitten im leben in eine andere tiefe verwurzelnd


Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 28. November 2024

Immer wieder immer

immer wieder immer
berühren mich worte zeilen sätze
lasse ich mich auf zwischenzeilen leere stellen kommas ein
immer wieder immer
sind es die worte zeilen sätze
die vor mir stehen
und während ich mich ihnen öffne
bereit mich in ihr leben zu begeben
wachsen aus mir
immer wieder immer
worte zeilen sätze wie geheimnisse
und ein raunen geht durch meine räume
wenn ein wort ein satz wenn eine zeile
wie ein mahnen wie ein danken wie ein fragen
tief in meine augen tritt
spröde lippen öffnet so wie jene voller lust
immer wieder immer
berühren mich die worte zeilen sätze
sind mir trost und machen selbst dann mut
wenn der menschen kalte worte zeilen sätze
vor den türen stehend lautstark einlass fordern
und meiner worte zeilen sätze schweigen sie versperrt
immer wieder immer



Hermann Josef Schmitz

Ich freue mich, weitere 4 Bücher aus meiner Lektüre 2024 vorzustellen:


«Bündner Blutmond»
von Philipp Gurt

Inzwischen habe ich gute Schweizer Krimis liebgewonnen, so auch die von Philipp Gurt. Der in Graubünden angesiedelte Krimi handelt zunächst von einem Vermisstenfall. Dabei zwingt der Entführer das Opfer, Abschiedsbriefe an ihre Familie zu schreiben. Als es ihr gelingt, zu entkommen und der Kantonspolizei eine Nachricht zu hinterlassen, beginnt für die führende Ermittlerin ein Szenario zwischen Leben und Tod. Sie wird von der Jägerin zur Gejagten.
Sehr spannend und sehr lesenswert.


«Barbara stirbt nicht» von Alina Bronsky

Ein Buch wie es realer nicht sein könnte. Als Walter Schmidt, die Hauptperson in Rente geht, verlässt er sich weiter auf seine in jahrzehntelangen Routinen erfahrene Frau Barbara. Eines Morgens aber steht sie nicht mehr auf. Und Walter Schmidt muss sich und seine Rolle neu definieren: Er wird Hausmann, Koch, fürsorglicher Partner und pflegender Ehemann. Zwischen aller Ernsthaftigkeit eines solchen Lebensmomentes besticht das Buch auch durch seinen eigenwilligen und manchmal bösen Humor. Nach
«Schallplattensommer» mein 2. Bronsky-Buch und nicht das letzte.


«Findet mich»
von Doris Wirth

Bis zuletzt habe ich geschwankt, ob das ein gutes oder nur mittelmäßiges Buch ist. Es wird nicht in meinen Top 15 von 2024 landen. Die Geschichte: Ein Mittfünfziger bricht aus seinem gewohnten tradierten Leben aus, stürzt sich in ein irgendwie konstruiertes Abenteuerleben in der Natur. Sein Verschwinden endet nach einer Weile, danach erkennt ihn – bei dem eine Psychose diagnostiziert wird – seine Familie nicht mehr. Der Roman nimmt immer wieder Bezug zu der Vergangenheit des Hauptdarstellers. Es wird erkennbar, welche Spuren Kindheit, Jugend und Erwachsensein gelegt haben.


«Vermisst»
von Christine Brand

Wenn man sicher Spannung haben will, liegt man mit den Krimis von Christine Brand immer richtig. Die ermittelnde Kommissarin ist ein Findelkind und lernt im Buch einen jungen Mann kennen, dessen Mutter an seinem 5. Geburtstag verschwand. Immer noch erhält er an seinem Geburtstag eine Postkarte von der (vermeintlich) noch lebenden Mutter. Dies stärkt seinen Glauben daran, dass sie noch lebt. Bei der Suche stößt die Kommissarin auf immer mehr Fälle, bei denen die Mütter am 5. Geburtstag ihres Kindes verschwanden. Alle Kinder erhalten an ihrem Geburtstag auch Karten der (vermeintlich) noch lebenden Mütter.

Dienstag, 26. November 2024

Tausend

in einer welt von tausend bildern
füllst du den raum mit deinem hellen sein
gehst leise sanft und durch die tage
und leihst den worten dennoch viel gewicht


in einer landschaft voll von tausend blüten
legst du ein beet mit lichtgeweihten farben an
trägst deiner hände zärtlichkeit
und deines atems freude auf wurzeln halme blätterglanz


in einem saal voll tausend tönen
schwebst du mit deiner warmen seele aus dir hinaus
wirst leicht beschwingt und sorgenlos in den gedanken
trägst deines lebens flügel durch diesen raum


in jenen stunden voll von tausend flammen
formst du aus schönstem glas die landschaft neu
legst ungesagte worte leise küsse in einen wirbel
der sich aus tausend fasern zu einem ganzen bild vereint

 

                                                                 für Annemarie


Hermann Josef Schmitz


Der Fülle des Lebens begegnen wie einem Geschenk, sich auf tausende Momente und Eindrücke einlassen und dann wieder ausruhen und still werden. Sich innerlich auch nachträglich davon berühren lassen, die Umarmung der Momente nachspüren. Das zeichnet Dich aus und in allem hast Du eine große Hingabe zu dem Schönen im Leben und gleichzeitig auch viel Platz für das Nachdenkliche. In einem Satz: Du bist berührbar durch Menschen, Natur, Werke, Herz und Seele.

Der Tag des In-die-Welt-Gekommenseins bleibt immer etwas Besonderes. Heute freue ich mich sehr, mit Dir, meiner Herzdame Geburtstag feiern zu dürfen. Von ganzem Herzen gratuliere ich Dir und freue mich auf und an diesem Tag. Es wird seine eigene Linie, seine eigene Wegstrecke anlegen, Dein neues Lebensjahr. Darin soll es Dich behüten und gesund halten, darin soll es Dich anregen, berühren und inspirieren. Und es soll viele Momente auf dieser Wegstrecke geben, für die es sich lohnt, anzuhalten, innezuhalten und zu staunen.

Bleib Dir auch im neuen Lebensjahr treu, bleib in der Liebe und Hingabe zur Natur, zu ihren Lebewesen und zu ihren kleinen und großen Wundern dankbar. Bleib in der Zuversicht und im Vertrauen, dass es gut kommt.

Ich freue mich auf den Tag mit Dir und auf das neue Jahr mit Dir. Auf Plätze am Meer, mit Musik, auf Sonnenuntergänge und eine insgesamt glückliche Zeit. Lass Dich und uns einmal mehr vom und zum Leben verführen. Ich umarme Dich freudig und ich liebe Dich sehr.



Sonntag, 24. November 2024

Eine andere Stille

schnee legt sein gefieder
über die dämmerung
und erbittet eine andere stille
jetzt flüstern
die verwegenen gedanken
geheimnisse legen ihre spuren
unter die weiße haut
in den hinterzimmern
pflanzen mutige menschen lichtblumen
und hüten sterne der hoffnung



Hermann Josef Schmitz

Freitag, 22. November 2024

Nachtgedanken

auf den ersten stufen der nacht
die sterne in die umlaufbahn der träume nehmen
den wuchernden gedanken des tages
freundlich und bestimmt einhalt gebieten
und still werden wenn sich die letzten belichtungen
aus dem schatten entfernen



Hermann Josef Schmitz



Auf ein gutes ausruhendes und frohes Wochenende.