Montag, 28. August 2023

Unaufhaltsam

die großen lichträder rollen aus
schwer wiegen die warmen schatten
ein müder blütenrain senkt seinen saum
was jetzt vergeht die farben löscht
wächst bald im inneren neu heran
und lässt sich nicht von irgendetwas halten



Hermann Josef Schmitz


Die Lesereise durch den Sommer geht weiter, es sind auch noch genügend Vorräte da 😉


«Der Markisenmann» von Jan Weiler

Was für ein wunderbares Buch. Eines der wenigen, die wir als Hörbuch gemeinsam auf dem Weg zur und von der Ostsee gehört haben. Der Markisenmann Ronald Papen lernt zum ersten Mal seine 15-jährige Tochter Kim kennen, die von der Mutter und dem Stiefvater in den Sommerferien zu ihm „abgeschoben“ wird. Das Buch beinhaltet so vieles, es ist ein Roadtrip durchs Ruhrgebiet von einem bis dahin erfolglosen Verkäufer von Markisen, was sich ändern wird. Der Charme des Ruhrgebietes schwingt immer durch, aber es ist auch ein Roman über das Erwachsen- und Älterwerden und über verborgene Geheimnisse in Familien. Ob der geplante Film das herausholen kann, was dieses Buch schreibt? Ich weiß es nicht, aber das Buch ist top.

 
«Oh, William!» von Elizabeth Strout

Menschen, die sich auch nach einer Trennung und eines Neuanfangs in neuen Beziehungen verbunden fühlen, darum geht es in «Oh, William!». Der Roman nimmt viele Rückblenden in diese erste Beziehung und zeigt die jehrzehntelange, nicht immer konfliktfreue Verbindung nach der Trennung.
Ich habe einige Strout-Bücher gelesen, dieses wird es leider nicht in meine Top 15 am Jahresende schaffen. Es hat mir an Schwung und Energie gefehlt, aber vielleicht ist das bezogen auf den Inhalt auch nicht anders möglich.


«Der Dreisam-Mörder» von Walter Roth

Wie kaputt Menschen sein können, welche dunklen Vergangenheiten sie selbst geschaffen haben und diese über viele Jahre unbeachtet mit sich tragen … ein starker Krimi mit Lokalkolorit und einem verwirrenden Katz- und Maus-Spiel. Als Leser:in ist man immer den Schritt voraus, kennt den Mörder und seine Taktik.
Hat mir sehr gut gefallen und endet mit einem besonderen Happy end, aber nicht für den vielfachen Mörder.


«Das Geheimnis von Zimmer 622» von Joël Dicker

Joël Dicker wurde mir immer mal wieder empfohlen und dann lief mir «Das Geheimnis von Zimmer 622» über den Weg und füllte mehrere Sommertage mit seinen über 600 Seiten.
Das Buch ist weder Krimi, noch Liebesgeschichte, noch Familiensaga und es ist insgesamt alles zugleich. Immer wieder überraschend und intensiv schreibt Dicker einen Roman im Roman über einen nie aufgeklärten Mord in einem Hotel in den Schweizer Alpen. Und je länger er schreibt, umso mehr gerät er in seinen Ferien in die Geschehnisse dieses unaufgeklärten Mordes.
Es dauerte lange, bis ich herausfand, was Fiktion und Wirklichkeit ist, die Protagonisten machen es spannend.