I
der hohe sommer
hat den fluss leer geatmet
aufgetriebene steine
flüstern in ihrer eigenen sprache
II
an der ausgetrockneten flussbiegung
liegt der übergelaufene wald
wie eine aufgeworfene flanke
III
zwischen trockenen steinen
in einer wasserinsel stehen
unter den füssen löst sich
das kühle geflecht der wasserfäden
zu einem neuen verlauf
IV
zwischen den baumsäumen an den ufern
biegt sich eine kuppel wolkenlos ins blaue
V
an der innenseite des flusses
flackern baumwurzeln
weiss wie kahle gebeine
im grellen hochsommerlicht
der hohe sommer
hat den fluss leer geatmet
aufgetriebene steine
flüstern in ihrer eigenen sprache
II
an der ausgetrockneten flussbiegung
liegt der übergelaufene wald
wie eine aufgeworfene flanke
III
zwischen trockenen steinen
in einer wasserinsel stehen
unter den füssen löst sich
das kühle geflecht der wasserfäden
zu einem neuen verlauf
IV
zwischen den baumsäumen an den ufern
biegt sich eine kuppel wolkenlos ins blaue
V
an der innenseite des flusses
flackern baumwurzeln
weiss wie kahle gebeine
im grellen hochsommerlicht
VI
dann werden tage kommen
in denen unter dem grünschimmernden wasser
licht auf den glatten kieseln muster zeichnet
und die farben sich auch im hellen dunkler spiegeln
hier riecht die luft anders
zwischen den ufern
nichts als steine voller geschichten
und langem leben
ab und zu eine insel aus wasser
in der sich die dunkelgrünen
ufersäume spiegeln
VIII
scheinbare oberfläche
dahinter eine andere welt
tiefgänge weite unfassbares
das gespeicherte geräusch
nichts das sich wiederholt
alles das neu beginnt
IX
der ausgetrocknete fluss
ein blinder spiegel
für das meer der nachtlichter
X
am nächsten tag
fällt wasser von den bergen ein
die steine verstummen
und geben sich wieder dem schleifen hin
Hermann Josef Schmitz