Montag, 4. September 2017

Wollseifen

ginster und bäume 
überwuchern die vergangenheit
ab und zu schneidet einer
die ränder der wege glatt
aber die wunden bleiben ungeschönt
mit jedem neuen jahr
entwachsen neue erinnerungen
sie haben nur selten etwas schönes
sondern wieder und wieder
reissen die narben
und werden nicht still
im fluss der langen blutjahre
wolken und zäune
wachsen über die himmel
ab und zu regnet es
dann bricht einer
die krummen zeichen glatt
dann flammt zwischen
all dem schmerz der jungen jahre
eine erinnerung hoch
an einen tag ohne bomben
wächst empor wie eine eilige blume
die den auftrag hat heute zu blühen
und vielleicht noch an einem anderen tag
und auch diese erinnerung
bleibt zum glück
über die vielen jahre bestehen



Hermann Josef Schmitz



In Wollseifen hat meine Mutter gelebt und nach dem Krieg die Räumung auch erfahren. Ich war in diesem Jahr wieder mit ihr bei dem 1 x jährlich stattfindenden Gottesdienst.
Es bleiben viele Wunden und gleichzeitig ist die Freude der Menschen, sich immer noch begegnen zu können sehr gross. Und jedes Mal, wenn ich wieder dort bin, füllt sich mein Bild dieser selbst nicht erlebten Zeit wieder ein bisschen mehr.