Donnerstag, 20. Februar 2020

Zwiespalt

ich sehne mich nicht zurück
in die frühen jahre
an den dauernden mangel
die strenge die wir nichts anders kannten
wie die verbote die die sehnsucht nährten


ich sehne mich nicht zurück
in das warten der freien tage
die unzulänglichkeiten des eigenen körpers
als etwas verloren ging
was nie mehr unbeschwert sein konnte


und doch sehne ich mich zurück
wenn sie das haus abreißen werden
wenn dieser ort endgültig seine bedeutung verliert
die geheimnisse der kindheit für immer ungelöst bleiben
das letzte zeitenblatt davonweht


und doch sehne ich mich zurück
wenn sich die spuren der jugend auflösen
der platz des eigenen kleinen gartens unauffindbar wird
der letzte kartenzug erinnerungsgelöscht wird
wenn sich für das schweigen keine worte mehr finden



© Hermann Josef Schmitz