I
blieben doch mehr verhüllungen
käme eine leichtigkeit wie eine lichtbahn
über verflochtenes gestein
II
die puristen
fürchten sich vor dem wildwuchs von blumen
III
einmal legte die nacht
unbekannte worte frei
und aus dem gebrochenen hinterhalt
flatterten sätze aus endgültigkeit
IV
der südwind trägt
die geheimnisse des meeres
behutsam wie liebeserklärungen
im versiegelten brief
V
das sind die mutigen
die sich nicht für ihre taten feiern
das sind die mutigen
die sich nicht für ihre taten feiern lassen
VI
diese abende
kurz vor dem sommer
ein leuchten im geäst
und flackernd der blick
VII
sie setzt den ersten schritt in den tag
und gibt der kommenden zeit wenig bedeutung
VIII
hinter der kurve
lauert die unbekannte stunde
und drängt immer zu früh
IX
einmal blieb die luft stumm
und in ihren gärten wucherten lichtrosen
X
wenn ich sehe
wie die rotbuche in dein fenster wächst
wenn ich spüre
wie hinter dem milchglas der traum erwachsen wird
ist der sommer unfassbar und doch nah
zwischen dir und mir
Hermann Josef Schmitz