gewiss
sind wir uns
und bleiben im ungenauen
mit dir will ich
jeden tag an einer stelle erhellen
auch wenn die zeitlosen stürme
alle zeilengeäste durchziehen
gewiss sind wir uns
weil wir uns lassen halten wir uns
mit dir will ich wohnen
auf wankendem boden in unsicherheit
denn das schiff das uns trägt
fährt unaufgeregt im wellengang
gewiss sind wir uns
und bleiben im lieben
mit dir will ich hinter die blüten schauen
erkundend bleiben
bis zum ende nicht endender himmel
im vermächtnis der zeit
für
Annemarie
Hermann Josef Schmitz
Zu diesem Jahresende gibt es beinahe traditionell ein Liebesgedicht an meine wunderbare
Frau, mit der ich auch in diesem Jahr eine sehr gute Reisezeit durch unser
gemeinsames Leben hatte und in deren Liebe ich mich sehr aufgehoben fühle. Dafür bin ich immer wieder von Herzen
dankbar.
Zu 2020 gäbe es so vieles zu sagen und gleichzeitig ist so vieles gesagt. Es
bleiben viele Erfahrungen, die uns bereichert haben und genauso Erfahrungen,
die ein Vermissen, ein Sehnen, ein Hungern erzeugten. Es bleiben innige Begegnungen
vor allem mit der Natur im Berner Mittelland, wo wir wohnen, aber auch schöne
lange Wanderungen in den Bergen. Es bleibt meine Rückreise in meine rheinische Kindheit
und dort einen sehr berührenden Abend in Unkel am Rhein. Es bleiben stille
Zeiten mit Blick in die Weite und die große Sorge, dass das weniger wird, dass
diese ursprüngliche Schönheit mehr und mehr verloren geht. Was mich darüber
hinaus sehr berührt hat, war und ist der Einsatz meiner Schwester in
unterschiedlichen Organisationen (SOS Balkanroute, Medical Volunteers) auf
Lesbos, in Bosnien u.ä.. Das hilft mir, den Blick auf einen vermeintlichen Verzicht
immer wieder sehr zu relativieren.
Und mit aller Vorsicht und auf unterschiedlichen Wegen bleiben herzvolle Begegnungen
mit den Menschen, die uns am Herzen liegen. Weitgehend sind wir verschont
geblieben von Verlusten, niemand in unseren Familien war bislang von Corona
bedroht. Aber meine Mutter verstarb mit 86 Jahren kurz vor dem Ausbruch der
Krise und sie fehlt mir. Gleichzeitig wächst die nächste Generation und macht
sich energievoll auf den Weg.
Was bleibt ist die Lust am Schreiben, das Laufen (auch wenn ich in diesem Jahr selten den optimalen Flow bekam) und die wiedergefundene Liebe an
Schallplatten. Und es gibt so viele alte und neue davon, ich höre Musik aus den
70ern heute ganz anders und genieße das sehr. Was bleibt sind natürlich die
Bücher und ich habe mit dem Strandkorb im Garten, den ich zu meinem 60. Geburtstag
bekommen habe, einen so exklusiven Platz zum Lesen und Genießen unseres
wunderbaren Gartens (den die Herzdame vorzüglich gestaltet und der unter ihr
gedeiht). Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Leben ohne Amazon problemlos
möglich ist. Das will ich beibehalten!
So oder so – 2021 kommt. Und wir haben eigentlich keine Ahnung wo es hingeht.
Aber zuversichtlich wie wir sind, haben mir mal im Herbst eine Zeit auf Korsika
reserviert, dort an unserem kleinen Sehnsuchtsort. Und alles andere bleibt vage.
Wir wissen, dass wir uns haben, dass wir gut zueinander schauen und dass wir einander
getragen sind.
2021 habe ich vor, 3 Bücher zu gestalten und auf den Markt zu bringen. Da sind ganz
sicherlich die 366 Zeilen aus meinem Schaltjahrtage-Blog, der heute schließt.
Da werden wohl die Lauftexte der letzten beiden Jahre einen Raum finden. Und zu
guter Letzt auch eine Sammlung der schönsten Gedichte der beiden letzten Jahre.
So ist der Plan, Ihr seht es dann hier.
Allen, die hier lesen danke ich immer wieder von Herzen dafür. Ich danke Euch
für Eure Treue und das Einlassen auf die Worte. Ich wünsche Euch einen guten
und hoffentlich gesunden Jahresabschluss, eine wagende, zuversichtliche, behütete, mutige
und auch sorgfältige Reise ins neue Jahr. Bleibt gesund und vor allem: bleibt
in der Liebe.
Liebe Grüße von
Hermann Josef Schmitz