Donnerstag, 31. Dezember 2020

Gewiss sind wir uns

gewiss sind wir uns
und bleiben im ungenauen
mit dir will ich
jeden tag an einer stelle erhellen
auch wenn die zeitlosen stürme
alle zeilengeäste durchziehen


gewiss sind wir uns
weil wir uns lassen halten wir uns
mit dir will ich wohnen
auf wankendem boden in unsicherheit
denn das schiff das uns trägt
fährt unaufgeregt im wellengang


gewiss sind wir uns
und bleiben im lieben
mit dir will ich hinter die blüten schauen
erkundend bleiben
bis zum ende nicht endender himmel
im vermächtnis der zeit




                                                           für Annemarie


Hermann Josef Schmitz






























Zu diesem Jahresende gibt es beinahe traditionell ein Liebesgedicht an meine wunderbare Frau, mit der ich auch in diesem Jahr eine sehr gute Reisezeit durch unser gemeinsames Leben hatte und in deren Liebe ich mich sehr aufgehoben fühle. Dafür bin ich immer wieder von Herzen dankbar.

Zu 2020 gäbe es so vieles zu sagen und gleichzeitig ist so vieles gesagt. Es bleiben viele Erfahrungen, die uns bereichert haben und genauso Erfahrungen, die ein Vermissen, ein Sehnen, ein Hungern erzeugten. Es bleiben innige Begegnungen vor allem mit der Natur im Berner Mittelland, wo wir wohnen, aber auch schöne lange Wanderungen in den Bergen. Es bleibt meine Rückreise in meine rheinische Kindheit und dort einen sehr berührenden Abend in Unkel am Rhein. Es bleiben stille Zeiten mit Blick in die Weite und die große Sorge, dass das weniger wird, dass diese ursprüngliche Schönheit mehr und mehr verloren geht. Was mich darüber hinaus sehr berührt hat, war und ist der Einsatz meiner Schwester in unterschiedlichen Organisationen (SOS Balkanroute, Medical Volunteers) auf Lesbos, in Bosnien u.ä.. Das hilft mir, den Blick auf einen vermeintlichen Verzicht immer wieder sehr zu relativieren.

Und mit aller Vorsicht und auf unterschiedlichen Wegen bleiben herzvolle Begegnungen mit den Menschen, die uns am Herzen liegen. Weitgehend sind wir verschont geblieben von Verlusten, niemand in unseren Familien war bislang von Corona bedroht. Aber meine Mutter verstarb mit 86 Jahren kurz vor dem Ausbruch der Krise und sie fehlt mir. Gleichzeitig wächst die nächste Generation und macht sich energievoll auf den Weg.

Was bleibt ist die Lust am Schreiben, das Laufen (auch wenn ich in diesem Jahr selten den optimalen Flow bekam) und die wiedergefundene Liebe an Schallplatten. Und es gibt so viele alte und neue davon, ich höre Musik aus den 70ern heute ganz anders und genieße das sehr. Was bleibt sind natürlich die Bücher und ich habe mit dem Strandkorb im Garten, den ich zu meinem 60. Geburtstag bekommen habe, einen so exklusiven Platz zum Lesen und Genießen unseres wunderbaren Gartens (den die Herzdame vorzüglich gestaltet und der unter ihr gedeiht). Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Leben ohne Amazon problemlos möglich ist. Das will ich beibehalten!

So oder so – 2021 kommt. Und wir haben eigentlich keine Ahnung wo es hingeht. Aber zuversichtlich wie wir sind, haben mir mal im Herbst eine Zeit auf Korsika reserviert, dort an unserem kleinen Sehnsuchtsort. Und alles andere bleibt vage. Wir wissen, dass wir uns haben, dass wir gut zueinander schauen und dass wir einander getragen sind.

2021 habe ich vor, 3 Bücher zu gestalten und auf den Markt zu bringen. Da sind ganz sicherlich die 366 Zeilen aus meinem Schaltjahrtage-Blog, der heute schließt. Da werden wohl die Lauftexte der letzten beiden Jahre einen Raum finden. Und zu guter Letzt auch eine Sammlung der schönsten Gedichte der beiden letzten Jahre. So ist der Plan, Ihr seht es dann hier.

Allen, die hier lesen danke ich immer wieder von Herzen dafür. Ich danke Euch für Eure Treue und das Einlassen auf die Worte. Ich wünsche Euch einen guten und hoffentlich gesunden Jahresabschluss, eine wagende, zuversichtliche, behütete, mutige und auch sorgfältige Reise ins neue Jahr. Bleibt gesund und vor allem: bleibt in der Liebe.

Liebe Grüße von

Hermann Josef Schmitz