am
späten nachmittag
liegen schwärme von gesplittertem licht
auf blaugrünen flügeln
still atmet das felsrelief
und wirft eine murmelnde bewegung
in die leichtgewordene luft
an der helligkeitskante
betören milane ein letztes mal am tag
taktvoll das herz
Hermann Josef Schmitz
Einmal mehr eine tolle Wanderung im Berner Oberland mit Startpunkt am Seebergsee, anschließenden 4,5 Stunden und Schlußpunkt wieder am See. Die Stille der Natur, ihr Blühen, das betörende Blau des Himmels sind ein einziges Wunder. Und wir hatten das Glück, nur wenigen Menschen zu begegnen.
Samstag, 31. Juli 2021
Seebergsee
Donnerstag, 29. Juli 2021
Venedig II
die häuser bewahren auch im zerfall ihre schönheit gegen den strom der zeit
hilft aufrichtigkeit und demut die alten sagen und regeln bleiben bestehen
wasserbeete blühen im wellengang still schaut die frau im hinterhof auf den
ersten flügelschlag ausgerichtet zum wasser schauend dein grünes kleid wechselt
das licht haut wärmt sich gespräche wechseln worte am uferrand leiser geruch
von meer verschlüsselte farben ein geordneter gang das portrait von frau p an
einer überraschenden stelle häuser in edlem grau denen der weiterbau schuldig
blieb aber jene kraft der bilder die den atem mischt schwünge fassungen eine berührung
am rande des wassers fest haltend schweigend der blick der das geheimnis
verschlüsselt und öffnet zugleich
Hermann Josef Schmitz
Kleine Anmerkung: Das Portrait von Frau P ist ein Bild von Paul Klee in der Peggy Guggenheim Collection. Ich hätte sehr gerne Bilder gezeigt, aber Urheberrecht & Co lassen das lieber sein. Aber im Netz gibt's ja jede Menge dazu.
Dienstag, 27. Juli 2021
Das sind die Tage einer anderen Leichtigkeit
dieses
gemeinsame reisen
durch stunden tage und jahre
hält in den sommern inne
wir verweben fragen und antworten
zu einem geflecht in die warmen abende
immer wieder nimmst du mir die schwere
unter dem schatten der lindenbäume
im schimmer des grünen flusses
trägt uns jene leichtigkeit weiter
bleibt unser versprechen ein sicherer ort
trauen wir auch den kommenden wegen
bleiben wir freiheit und verführung zugleich
wechseln sich wege und orte
drehen sich fügung und entscheidung
bleibt in allem das was uns leicht trägt
wächst meine liebe durch alles was wir leben
ohne bedingung und ohne anspruch
die haltung die umarmung das liebeswort
für
Annemarie (⚭
27.07.2012)
Hermann Josef Schmitz
Danke für dieses innige und schöne 9. Ehejahr mit Dir,
danke für den Boden, den Du mir immer wieder bereitest, dieses Fundament aus
Freiheit, Verführung zum Leben und aus unbedingter Liebe. Danke für alles auf
diesem erfüllenden gemeinsamen Weg.
Sonntag, 25. Juli 2021
Venedig I
bleigrau stapeln sich wasserschichten inmitten der schönheit prognostizieren
die realisten untergänge menschen leben in den tag und aus dem tag wie schon
immer brüchig die schönheit ungewiss die vergehende zeit die fragen ufern ins
licht türme wachsen in den himmel lichterketten erheben sich in den vorräumen
der träume lautlos entgleitet der übergang
II
augen laufen über ob der fragilen eleganz von jahrhunderten die farben haben
ihre eigene geschichte genauso wie die geheimnisse von glas immer verändert
sich bleibendes und bewahrt sich zugleich gesänge glockengeläut fremde sprachen
III
in den fenstern wächst tiefgrünes moos hohe dächer hüten das wort glasgräser werden
zu ufern unentwegt fließen die schritte aber zwischen den türen verwittern
zugänge verführungen zerwürfnisse die erinnerungen an wunder aber in den
fenstern wächst tiefgrünes moos kuppeln werfen ihren schatten auf die piazza
hier will ich bleiben dämmern vergessen schweigen vor glück
IV
fragile türme eine insel mit einer anderen vergangenheit boote in grün längst entkommen
die einen den anderen und glauben besonders zu werden aber die schönheit der
wände der fenster der hellen glocken bleibt beständig sie dringt durch die
gewässer der herkunft und der mann mit der fremd bleibenden sprache beharrt auf
die würde dieser vergänglichen zeit dort auf dem kirchplatz brennen die gebete
unaufhörlich
V
vielleicht bleibt dem einzelnen am ende nur das vertrauen auf eine unerwartete
wendung
Hermann Josef Schmitz
Ein kleiner Eindruck von den letzten Tagen in Venedig. Die Stadt lässt sich in ihrer Fülle nicht wirklich erfassen, aber umgekehrt erfasst sie einen sehr. Und es möge vieles an Gutem geschehen, dass der Untergang dieses besonderen Ortes vermieden wird.
Freitag, 23. Juli 2021
Verhältnisse
wir
leben in verhältnissen
die unfassbar geworden sind
mitten in einem meer
von optimierern und falschen optimisten
sehen wir nicht die brüche
wollen uns die mahnungen nicht zueigen machen
die abfahrtszeiten sind untergegangen
wir halten uns an dem fest
was wir nicht halten können
während die verhältnisse in denen wir leben
längst unverhältnismäßig geworden sind
mitten in einem meer
der zahlensammler und verwalter
bleiben die tränenflüsse trocken
der eigene wille zählt
und die verantwortung wartet
auf den abschiebebahnhöfen
längst sind wir verschwunden und verloren
sind uns selbst fremd geworden
statisten der schuld
ohne ein einziges verhältnis zur welt
Hermann Josef Schmitz
Auf ein liebevolles, der Welt zugewandtes Wochenende.