bleigrau stapeln sich wasserschichten inmitten der schönheit prognostizieren
die realisten untergänge menschen leben in den tag und aus dem tag wie schon
immer brüchig die schönheit ungewiss die vergehende zeit die fragen ufern ins
licht türme wachsen in den himmel lichterketten erheben sich in den vorräumen
der träume lautlos entgleitet der übergang
II
augen laufen über ob der fragilen eleganz von jahrhunderten die farben haben
ihre eigene geschichte genauso wie die geheimnisse von glas immer verändert
sich bleibendes und bewahrt sich zugleich gesänge glockengeläut fremde sprachen
III
in den fenstern wächst tiefgrünes moos hohe dächer hüten das wort glasgräser werden
zu ufern unentwegt fließen die schritte aber zwischen den türen verwittern
zugänge verführungen zerwürfnisse die erinnerungen an wunder aber in den
fenstern wächst tiefgrünes moos kuppeln werfen ihren schatten auf die piazza
hier will ich bleiben dämmern vergessen schweigen vor glück
IV
fragile türme eine insel mit einer anderen vergangenheit boote in grün längst entkommen
die einen den anderen und glauben besonders zu werden aber die schönheit der
wände der fenster der hellen glocken bleibt beständig sie dringt durch die
gewässer der herkunft und der mann mit der fremd bleibenden sprache beharrt auf
die würde dieser vergänglichen zeit dort auf dem kirchplatz brennen die gebete
unaufhörlich
V
vielleicht bleibt dem einzelnen am ende nur das vertrauen auf eine unerwartete
wendung
Hermann Josef Schmitz
Ein kleiner Eindruck von den letzten Tagen in Venedig. Die Stadt lässt sich in ihrer Fülle nicht wirklich erfassen, aber umgekehrt erfasst sie einen sehr. Und es möge vieles an Gutem geschehen, dass der Untergang dieses besonderen Ortes vermieden wird.
Sonntag, 25. Juli 2021
Venedig I
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