Montag, 30. August 2021

Unvermessen

am ende einer verworfenen zeit
erkanntest du das es hinter dem eiligen leben
hinter tabellen abfahrten erledigungslisten stationen
ein weiteres ein anderes leben gab
ein ungeschicktes und ungeschliffenes leben
dessen körper zu einer spannenden reise wuchs
ein leben das sich nicht vermessen ließ
aber welches das licht auf seinem hellen grat
wie die fluglinie eines vogels trug
und die zeit in die dieses leben wuchs
wurde zum entwurf für ein gespür
nicht zu fassen aber zu erahnen
wie eine blüte die sich über den vergehenden sommer erhob



Hermann Josef Schmitz




Zum zweiten Mal in diesem August der Blick auf 5 gelesene Bücher:

«Kaltenbruch» von Michaela Küpper
Ein Krimi und doch viel mehr. In einem kleinen Eifelort geschieht ein Mord. Und wenn auch das Buch die Auflösung beinhaltet, hat es doch mindestens genauso viel mit der Zeit zu tun, in der dieser Krimi handelt – 1954. Das hat mich fast mehr fasziniert als alles andere. Auf jeden Fall lesenswert. Und einmal wieder ein Buch, das ich nicht gesucht habe, das mich aber wohl finden wollte.

«Über Menschen» von Juli Zeh
In der Pandemie einen Roman lesen, der in der Pandemie handelt. Juli Zeh gelingt das gut, aber für mich nicht so stark wie bei «Unterleuten». Die urbane Werbefrau Dora flieht vor Corona und ihrem Freund von Berlin ins ländliche Brandenburg und erlebt die Differenziertheit der scheinbaren Idylle zwischen Rechtsradikalen, scheinbarer Gemeinschaft und der vermeintlichen Romantik von Natur.
Ich kam nicht von weg, aber Juli Zeh fand ich schon stärker

«Der Schneeleopard»
von Sylvain Tesson
Ein sehr berührendes Buch über die Stille, so schön und meditativ wie schon lange nicht mehr. Tesson reist mit dem Fotografen Vincent Munier nach Tibet, um einem der seltensten Tiere der Welt zu begegnen. Das erfolgreichste französischsprachige Buch des Jahres 2019 und ein sehr schönes Geschenk zu meinem Geburtstag.

«Ein letzter Sommer in Méjean» von Cay Rademacher
Fünf Freunde erhalten die anonyme Aufforderung nach Südfrankreich zu kommen. Es geht um den nie aufgeklärten Mord an ihrem Freund vor 30 Jahren, der sich jetzt auflösen soll. Spannend und manchmal ein wenig langatmig, aber nie langweilig verwebt Rademacher die Handlung in die Schönheit Südfrankreichs. Auf jeden Fall lohnend und sicher noch mehr, was ich von ihm lesen will.

«Kölsch Komplott» von Peter Meisenberg
Das 2. Buch von Meisenberg, das ich jetzt gelesen habe. Spannender und vielfältiger als
«Pappnasen», nah am Leben. Weil es um Wohnbau, Miethaie, Schmiergeld u.ä. geht. Und unverändert ist es auch die heimatliche Sprache, die mich immer ein bisschen mehr anrührt. Zwei weitere mit Kommissar Löhr warten noch.


Und zu guter Letzt drei Impressionen aus Olten, die Stadt an der Aare, die wir am Samstag besuchten und die mehr als einen Besuch wert ist.