ich
laufe in die blasse und müde landschaft hinein hinter den hecken halten die
engel inne sie warten wortlos als hätte man sie vergessen und ihr müdes
schweigen legt sich in das lange weinen der menschen legt sich in die stille
weite noch ist der schnee durchlässig aber er hält die kleinen geheimnisse
schon unter der hand noch atmen die flüsse an den verwilderten ufern noch hält
mein atem dem wind stand aber zu viele fragen bleiben jetzt antwortlos den
vielen menschen gegenüber ihrem langen weinen das niemand halten kann und ich
frage mich was denn bleibt anders als bei den bäumen, die immer noch mit der
erde verbunden sind außer einer erinnerung verblassenden gegenständen
vergessenen zärtlichkeiten und einem letzten verlorenen wort ich laufe in die
blasse und wiederkehrende landschaft hinter den hecken halten die sterne inne
sie bleiben zum schutz wenn nichts bleibt als heimat für die die gehen für die
die bleiben für menschen bäume flüsse und wolken
Hermann Josef Schmitz
Wie versprochen Teil 2 der gelesenen Bücher:
«Kölsch Poker» von Peter Meisenberg
Pokerrunden, Wettbetrug und die Geheimnisse der Cöln-Bank – wenn’s nicht
nochmal Köln gewesen wäre … Ganz ok für zwischendrin, aber vielleicht war ich von
den vorherigen Storys um Kommissar Löhr schon gesättigt.
«Wie später ihre Kinder» von Nicolas Mathieu
Ein starkes Buch über die Zeit um 1990 in einem französischen Randgebiet.
Ein Buch über vier Sommer über Jugendliche, die bereits verloren haben, bevor sie
sich ins Leben aufmachen. Die heranwachsen in ständigen Auseinandersetzungen
und gleichzeitiger Langeweile, die heranwachsen in einer Welt, die ihnen nichts
schenkt, aus der sie aber auch nicht herauskommen. Hat mir sehr gefallen,
gleichzeitig fast verstörend und schmerzhaft.
«Todesschmerz» von Andreas
Gruber
Da lese ich zum wiederholten Male Andreas Gruber und zum ersten Mal bin
ich leicht ernüchtert. Zu viele Tote aus dem Team von Maarten S. Sneijder und
Sabine Nemez, insgesamt natürlich spannend, aber phasenweise auch zu langatmig.
Und der Schluss ist clever angelegt, bleibt einem doch fast nichts anderes
übrig, als den folgenden Band lesen zu müssen (und ich meine es genauso):
«Sofia trägt immer schwarz» von Paolo Cognetti
Der Einblick in das Leben einer melancholischen und rastlosen Frau in 10
Kapiteln. Immer beschrieben aus der Perspektive eines anderen Menschen. Anspruchsvoll,
fliehend, ankommend und wieder gehend – das alles ist Sofia, die gerne
glücklich wäre.
«Lied der Weite» von Kent Haruf
Das zweite Buch, was ich von Haruf gelesen habe, hat mich sehr viel
stärker angesprochen. Die lakonische, manchmal beinahe emotionslose Sprache nimmt
einen mit in eine Geschichte, in der ich zunehmend gerne geblieben bin. Im Wesentlichen
geht es um eine 17jährige schwangere Frau, die nach dem Rauswurf durch ihre
Mutter auf dem Hof zweier alter Brüder landet. Was sich daraus entwickelt und
wie es auch Menschen verbindet, ist lesenswert. Einzig die Szene, in der ein
gestorbenes Pferd aufgeschnitten wird, hätte man sich schenken können.