Mittwoch, 20. Juli 2022

Zweiundsechzig

alles fließt zwischen vielfarbigem grün schlängeln sich flussreste im lichtfächer warmer abende muntern sich die gedanken auf die meldungen sprechen vom überleben während steine luft himmel bäume nie ihre stimmen erheben sie wissen um ihre vergänglichkeit und von ihrer wiederkehr jenseits der zeit alles fließt während das leben ins stocken gerät längst sind wir kleinherzig geworden berechnend und wollen begründungen für weiße westen herausgeben aber das zählt nicht das zählt schon lange nicht mehr während wir uns heute unsterblich wähnen schlängeln sich niedergänge über die gefilterten eindrücke alles fließt und ich will zuversichtlich bleiben dass die neugeborenen andere wege einschlagen demut erlernen die ihnen niemand mehr vorgelebt hat ihren herzschlägen eine spur geben das leben anders feiern und ich will daran glauben allen sorgen zum trotz das sie unbesiegbar werden in der liebe zu diesem geheimnis in dem alles fließt


Hermann Josef Schmitz


Nach einer längeren Lesepause gibt es heute endlich wieder fünf Bücher, die ich in den vergangenen Monaten gelesen habe:

«Wenn es dunkel wird» von Peter Stamm
Einmal mehr Geschichten von Peter Stamm, die etwas zurücklassen, die Gedanken nicht fertig werden lassen. Um das Dunkel von Veränderungen geht es, um aufbrechende Wahrheiten und unerwartete Entscheidungen. Ich war eine Weile gesättigt von den Erzählungen und Romanen von Peter Stamm, «Wenn es dunkel wird» hat die Freude auf Neues wieder angefacht.

«Das Gewicht der Worte» von Pascal Mercier
Eines der faszinierendsten Bücher der jüngeren Vergangenheit, das ich gelesen habe. Die Geschichte von Simon Leyland, dessen Leben sich durch eine (wie sich bald herausstellt irrtümliche) Diagnose verändert, braucht Zeit und Muße und ich konnte selten mehr als 50 Seiten am Stück lesen. Zu intensiv sind die verschiedenen Begegnungen und Erinnerungen verflochten. Zu intensiv ist das Gewicht der Worte, das einen immer wieder zum Nachdenken bringt. Und das ist wohltuend.

«Abendrot» von Kent Haruf
In den Büchern von Kent Haruf bleibt der Kosmos des fiktiven Ortes Holt und der darin lebenden einfachen Menschen zentraler Inhalt. Buch für Buch entwickeln sich die Charaktere oder verlassen auch den Ort und manchmal das Leben. Ich werde Kent Haruf weiterlesen, etwas von mir will in Holt bleiben und schauen.

«Tiefes dunkles Blau» von Seraina Kobler
Die Seepolizistin Rosa Zambrano steht im Mittelpunkt dieses Krimis, der in Zürich spielt. Ihre gesamte Lebenssituation steht parallel zu den Ermittlungen, die durchaus spannend sind. Lesenswert, leichte Kost für den Liegestuhl, aber nicht überragend.

«Tod im Aargau/Gift im Aargau» von Ina Haller
Ina Haller schreibt spannend. In dem Buch sind ihre ersten beiden Krimis enthalten. Im Mittelpunkt steht hier (wie auch in anderen Büchern von ihr) eine Verlagsmitarbeiterin, die neben ihrer eigentlichen Aufgabe auch inspirierend in die Ermittlungen einwirkt. Was sich bei «Gift im Aargau» dadurch verstärkt, dass ihr Lebenspartner die Abteilung Leib und Leben bei der Kripo Aargau leitet. Das wird für mich nicht das letzte Buch von ihr sein.