Dienstag, 9. August 2022

Zweiundachtzig

sich in der schwere von dämmerndem grün aufrechter halten in den müden stunden anspruch und wirklichkeit nicht mehr vergleichen wollen besorgt sein weniger über die vergänglichkeit als über den verlust nach worten suchen für die kränkung der landschaften längst den überblick verloren haben aber in aller antwortlosigkeit dankbar bleiben kleine idyllen anlegen ohne beschreibungen und hinweise einen blick festigen für das licht am boden des flusses und gegen alle gründe aus wahrheit und vernunft nicht verzweifeln


Hermann Josef Schmitz



Immer bleibt in den Sommern genug Zeit zum Lesen und das bereichert mich sehr. Weitere 5 gelesene Bücher stelle ich gerne hier kurz vor:


«Liebe ist gewaltig» von Claudia Schumacher
Ein wuchtiges Buch, dieses Debüt von Claudia Schumacher. Die Befreiung einer Frau, die in einer nach außen hin perfekten Familie groß wird. Einer Familie, in der nach innen so gar nichts perfekt ist. Wütend, verletzlich, schonungslos. Und genau richtig. Da trägt jemand eine Wahrheit nach draußen, die angesprochen werden muss.
Und als kleine Randnotiz: Das Buchcover ist ein Ausschnitt eines Bildes von Xenia Hausner, deren Ausstellung wir unlängst in Burgdorf gesehen haben und die ich gerne auch heute nochmal empfehle.

«Todesruf» von Andreas Franz
Unverändert lese ich Andreas Franz bzw. Daniel Holbe, der für den 2011 verstorbenen Franz weiterschreibt, sehr gerne. Es mag auch an dieser egoistisch-klugen Julia Durant liegen. Das 22. Buch spielt um Weihnachten und es geht um die Morde im Rotlicht- bzw. Escort-Milieu.

«Licht zwischen den Bäumen» von Una Mannion
Der dunkel-traurige Roman, in dessen leisem Mittelpunkt die 14jährige Libby Gallagher steht. Und er beginnt mit voller Härte am Beginn der Ferien damit, dass die Mutter die 12jährige Schwester von Libby auffordert, aus dem Auto zu steigen. Und sie in der beginnenden Nacht gegen den Protest der 4 Geschwister zurücklässt. Damit verändert sich alles in den sowieso schon brüchigen Systemen, in denen Libby lebt. Sehr berührend, sehr nachdenklich, sehr gut.   

«Der erste letzte Tag» von Sebastian Fitzek
Ich habe keine Thriller von Sebastian Fitzek gelesen. «Der erste letzte Tag» ist ausdrücklich auch keiner. Er handelt von einer schicksalhaften Begegnungen zweier Menschen, die sich durch das Teilen eines Mietwagens (der allerletzte verfügbare) auf einen nicht geplanten und nicht zu planenden Roadtrip begeben. Ein Buch, in dem das Sein und die Endlichkeit zunehmend in den Mittelpunkt rücken und am Ende sehr zentral werden.

«Eine gemeinsame Sache» von Anne Tyler
Mit zunehmender Lesedauer wird das große Bild einer Familie nachvollziehbar. Und es wird transparent, wie nahe sich Menschen in der Familie sein können und wie fern sie sich aber auch werden können. Das Buch beschreibt die Familie über Jahrzehnte hinweg und es braucht keine großen Spannungsbögen, um eine Spannung zu erzeugen, die in langen Beziehungen und Verbindungen entsteht.