wir
fügen uns
bis zur erschöpfung
in fremde programme
und draußen
vereinsamen sterne wälder
und ungeborene menschen
Hermann Josef Schmitz
Heute stelle ich wieder 5 Bücher vor, die ich in den letzten Wochen gelesen habe:
«Solothurn blickt in den Abgrund»
von Christof Gasser
Christof Gasser schreibt spannend, vielschichtig und
mit einem Blick auf die aktuelle Zeit. Beim Überfall auf das Büro einer
Frauenrechtsorganisation wird eine der Aktivistinnen schwer verletzt und das
Büro in Brand gesetzt. Die Staatsanwältin Casagrande und der Polizeihauptmann
Dornach nehmen rechtsextreme Kreise ins Visier. Kurz darauf verschwindet eine
Freundin von Dornachs Tochter Pia spurlos, die unter einem verdeckten Namen
agierte. Es entwickelt sich ein sehr gut konzipierter komplexer Fall voller
Globalität, der durch seine Spannungsbögen die volle Aufmerksamkeit beim Lesen
einfordert.
«Künstlerpech» von Silvia Götschi
Dieser Krimi von Silvia Götschi ist vor etwa 10 Jahren
erschienen, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Während in Luzern eine
Brücke brennt und es Tote gibt, ist der Ermittler Thomas Kramer mit dem
Verschwinden eines jungen Mannes beschäftigt, der mit seinem Sohn befreundet ist.
Der junge Mann ist Künstler und Kramer bekommt Einblick in die Kunstszene und
ihre besondere Welt. Lange bleibt offen, was mit dem verschwundenen jungen Mann
geschehen ist. Das Ende ist dann kaum zu fassen. Spannend – einmal mehr.
«Mittelalte Männer» von Richard Russo
«Mittelalte Männer» lockte
mich aufgrund des Titels (warum wohl 😉?) und wurde dann zu einer etwas längeren
Lesereise bei etwa 600 Seiten. Es geht im Roman um einen Campus Ende des
letzten Jahrtausends. Der Hauptprotagonist, William Henry "Hank" Devereaux Jr. ist
Vorsitzender der Englischfakultät. Eine seiner stärksten Wirkungsmittel ist
seine Ironie, gleichzeitig ist er einer der Professoren, die Einfluss auf die
Geschicke der Universität haben. Und dann kommt eine Woche, in der alles
schiefzugehen scheint. Budgetkürzungen, Zweifel am Fortbestand der Ehe,
Prostataprobleme, Widerstände … es gilt endlich Verantwortung zu übernehmen.
Manchmal langatmig, manchmal zum Schmunzeln, aber auch das Bild alternder „weißer
Männer“.
Empfehlen kann ich’s nur bedingt.
«Und
jetzt lass uns tanzen» von Karine Lambert
Die
Liebe älterer Paare ist auch hier das Thema des Buches. Zwei Menschen, die ihre
langjährigen, unterschiedlich intensiv geliebten Partner:innen verloren haben,
lernen sich kennen und nähern sich auf eine Art und Weise an, die berührt und
berührend ist. Einer, der den Sternenhimmel liebt und eine, die nur den Tagen
Schönheit abgewinnen kann. Zwei Menschen, die es wagen, sich noch einmal der
Liebe zu stellen.
«Kühn
hat Hunger» von Jan Weiler
Was für eine wunderbare andere
Art eines Krimis. Jan Weiler schreibt vielschichtig und die Person des Martin
Kühns zeigt auch hier viele Facetten. Angetriggert von dem Ratgeber „Weck die
Bestie, Du Sau!“ will Kühn sein Gewicht reduzieren, um für seine Frau wieder attraktiver
zu erscheinen. Gleichzeitig gilt es einen Mord an einer estnischen Tänzerin
aufzuklären, der ihm zeigt, was verlorene und nicht wahrgenommene Menschen im
Affekt tun.
Da will ich mehr von lesen, Jan Weiler schreibt toll!