Dienstag, 14. Februar 2023

Vereinsamen

wir fügen uns
bis zur erschöpfung
in fremde programme
und draußen
vereinsamen sterne wälder
und ungeborene menschen



Hermann Josef Schmitz


Heute stelle ich wieder 5 Bücher vor, die ich in den letzten Wochen gelesen habe:


«Solothurn blickt in den Abgrund»
von Christof Gasser
Christof Gasser schreibt spannend, vielschichtig und mit einem Blick auf die aktuelle Zeit. Beim Überfall auf das Büro einer Frauenrechtsorganisation wird eine der Aktivistinnen schwer verletzt und das Büro in Brand gesetzt. Die Staatsanwältin Casagrande und der Polizeihauptmann Dornach nehmen rechtsextreme Kreise ins Visier. Kurz darauf verschwindet eine Freundin von Dornachs Tochter Pia spurlos, die unter einem verdeckten Namen agierte. Es entwickelt sich ein sehr gut konzipierter komplexer Fall voller Globalität, der durch seine Spannungsbögen die volle Aufmerksamkeit beim Lesen einfordert.

«Künstlerpech» von Silvia Götschi
Dieser Krimi von Silvia Götschi ist vor etwa 10 Jahren erschienen, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Während in Luzern eine Brücke brennt und es Tote gibt, ist der Ermittler Thomas Kramer mit dem Verschwinden eines jungen Mannes beschäftigt, der mit seinem Sohn befreundet ist. Der junge Mann ist Künstler und Kramer bekommt Einblick in die Kunstszene und ihre besondere Welt. Lange bleibt offen, was mit dem verschwundenen jungen Mann geschehen ist. Das Ende ist dann kaum zu fassen. Spannend – einmal mehr.

«Mittelalte Männer»
von Richard Russo
«Mittelalte Männer» lockte mich aufgrund des Titels (warum wohl
😉?) und wurde dann zu einer etwas längeren Lesereise bei etwa 600 Seiten. Es geht im Roman um einen Campus Ende des letzten Jahrtausends. Der Hauptprotagonist, William Henry "Hank" Devereaux Jr. ist Vorsitzender der Englischfakultät. Eine seiner stärksten Wirkungsmittel ist seine Ironie, gleichzeitig ist er einer der Professoren, die Einfluss auf die Geschicke der Universität haben. Und dann kommt eine Woche, in der alles schiefzugehen scheint. Budgetkürzungen, Zweifel am Fortbestand der Ehe, Prostataprobleme, Widerstände … es gilt endlich Verantwortung zu übernehmen.
Manchmal langatmig, manchmal zum Schmunzeln, aber auch das Bild alternder „weißer Männer“.
Empfehlen kann ich’s nur bedingt.

«Und jetzt lass uns tanzen» von Karine Lambert
Die Liebe älterer Paare ist auch hier das Thema des Buches. Zwei Menschen, die ihre langjährigen, unterschiedlich intensiv geliebten Partner:innen verloren haben, lernen sich kennen und nähern sich auf eine Art und Weise an, die berührt und berührend ist. Einer, der den Sternenhimmel liebt und eine, die nur den Tagen Schönheit abgewinnen kann. Zwei Menschen, die es wagen, sich noch einmal der Liebe zu stellen.

«Kühn hat Hunger» von Jan Weiler
Was für eine wunderbare andere Art eines Krimis. Jan Weiler schreibt vielschichtig und die Person des Martin Kühns zeigt auch hier viele Facetten. Angetriggert von dem Ratgeber „Weck die Bestie, Du Sau!“ will Kühn sein Gewicht reduzieren, um für seine Frau wieder attraktiver zu erscheinen. Gleichzeitig gilt es einen Mord an einer estnischen Tänzerin aufzuklären, der ihm zeigt, was verlorene und nicht wahrgenommene Menschen im Affekt tun.
Da will ich mehr von lesen, Jan Weiler schreibt toll!