unter den getränkten böden
schweigen die hellen tage noch
der regen legt ein versprechen
aus wortnetzen über die müde landschaft
unbeirrt folgen wie den inneren überzeugungen
und der gewissheit wärmender nächte
unter den getränkten böden
wurzeln die gräser im kommenden grün
Hermann Josef Schmitz
Ich wünsche Euch am ersten 2024-Wochenende innere helle Stunden und viele Worte, die Eure Seele wärmen.
Je grauer
die Tage, umso mehr auch Zeit für neue Bücher:
«Nordfinsternis» von Ricarda
Oertel
Ein weiterer Krimi aus meinem Emons-Paket 😊 Ein
unprätentiöser Krimi, der von der rauen und grauen Landschaft in diese Monate
passt. Und in der die Menschen noch etwas finsterer zu sein scheinen. Es geht
um ein Verbrechen, das einen mitnimmt in eine Retrospektive der
Hauptdarstellerin, die mehr und mehr erkennt, was die Ursache für ihre
Angstzustände und Panikattacken sind. Hat mir gut gefallen.
«Wir werden fliegen» von
Susanne Gregor
Der Roman zweier Geschwister, Alan und Miša, die sich
entfernen (einmal durch die Flucht von Alan) und wieder annähern. Und bei jeder
Annäherung und bei jeder Entfernung - voneinander und auch von sich selbst – bleibt
die Sehnsucht und ändert sich gleichzeitig alles. Denn jeder der beiden hat
sich jeweils verändert und entwickelt. Aber die Sehnsucht und auch das familiär
Verbindende erhält den Kreislauf der beiden.
«Reichenburg» von Silvia Götschi
Und immer wieder Silvia Götschi 😊 diesmal im Adventskalender der Herzdame.
Und dieses Mal braucht es starke Nerven, denn der Krimi beginnt mit vier übel
zugerichteten Leichen. Gleichzeitig verschwinden zwei Frauen spurlos. Valérie
Lehmann, die Ermittlerin, die immer ein Stück am Rand des Nervenzusammenbruchs
wandelt, löst das auch dieses Mal sehr gut. Unbedingt empfehlenswert und kommt
in meine Top 20 in 2024, das weiß ich jetzt schon.
«Steinhammer» von Jörg
Thadeusz
Und in diese Liste wird auch der Roman von Jörg Thadeusz
kommen, den ich zuvor „nur“ als Radio- und Fernsehmoderator kannte. «Steinhammer» und seine Hauptfigur Edgar lehnen
sich an das Leben des Malers Norbert Tadeusz an, der es zum Meisterschüler
Beuys’ und zum Kunstprofessor brachte. Der Vater von Jörg Thadeusz war ein
Cousin von Norbert Tadeusz (der das ‚h‘ aus seinem Nachnamen gestrichen hat). In
der Steinhammer Straße wachsen Edgar, seine Jugendliebe Nelly und sein bester
Freund Jürgen auf. Alle drei haben den Wunsch, die räumliche und gedankliche
Enge der Nachkriegszeit zu verlassen. Und das gelingt ihnen auch. Die Träume
erfüllen sich unterschiedlich und es ist sehr berührend, welchen Weg vor allem
Edgar geht. Sehr sehr stark.
PS.: Es lohnt sich, mehr über Norbert Tadeusz nachzulesen.