Freitag, 5. Januar 2024

Von einer kommenden Zeit

unter den getränkten böden
schweigen die hellen tage noch
der regen legt ein versprechen
aus wortnetzen über die müde landschaft
unbeirrt folgen wie den inneren überzeugungen
und der gewissheit wärmender nächte
unter den getränkten böden
wurzeln die gräser im kommenden grün



Hermann Josef Schmitz



Ich wünsche Euch am ersten 2024-Wochenende innere helle Stunden und viele Worte, die Eure Seele wärmen.


Je grauer die Tage, umso mehr auch Zeit für neue Bücher:

«Nordfinsternis» von Ricarda Oertel

Ein weiterer Krimi aus meinem Emons-Paket
😊 Ein unprätentiöser Krimi, der von der rauen und grauen Landschaft in diese Monate passt. Und in der die Menschen noch etwas finsterer zu sein scheinen. Es geht um ein Verbrechen, das einen mitnimmt in eine Retrospektive der Hauptdarstellerin, die mehr und mehr erkennt, was die Ursache für ihre Angstzustände und Panikattacken sind. Hat mir gut gefallen.

«Wir werden fliegen» von Susanne Gregor

Der Roman zweier Geschwister, Alan und
Miša, die sich entfernen (einmal durch die Flucht von Alan) und wieder annähern. Und bei jeder Annäherung und bei jeder Entfernung - voneinander und auch von sich selbst – bleibt die Sehnsucht und ändert sich gleichzeitig alles. Denn jeder der beiden hat sich jeweils verändert und entwickelt. Aber die Sehnsucht und auch das familiär Verbindende erhält den Kreislauf der beiden.

«Reichenburg» von Silvia Götschi

Und immer wieder Silvia Götschi
😊 diesmal im Adventskalender der Herzdame. Und dieses Mal braucht es starke Nerven, denn der Krimi beginnt mit vier übel zugerichteten Leichen. Gleichzeitig verschwinden zwei Frauen spurlos. Valérie Lehmann, die Ermittlerin, die immer ein Stück am Rand des Nervenzusammenbruchs wandelt, löst das auch dieses Mal sehr gut. Unbedingt empfehlenswert und kommt in meine Top 20 in 2024, das weiß ich jetzt schon.

«Steinhammer» von Jörg Thadeusz

Und in diese Liste wird auch der Roman von Jörg Thadeusz kommen, den ich zuvor „nur“ als Radio- und Fernsehmoderator kannte. «Steinhammer» und seine Hauptfigur Edgar lehnen sich an das Leben des Malers Norbert Tadeusz an, der es zum Meisterschüler Beuys’ und zum Kunstprofessor brachte. Der Vater von Jörg Thadeusz war ein Cousin von Norbert Tadeusz (der das ‚h‘ aus seinem Nachnamen gestrichen hat). In der Steinhammer Straße wachsen Edgar, seine Jugendliebe Nelly und sein bester Freund Jürgen auf. Alle drei haben den Wunsch, die räumliche und gedankliche Enge der Nachkriegszeit zu verlassen. Und das gelingt ihnen auch. Die Träume erfüllen sich unterschiedlich und es ist sehr berührend, welchen Weg vor allem Edgar geht. Sehr sehr stark.
PS.: Es lohnt sich, mehr über Norbert Tadeusz nachzulesen.