brüchiges
gelb der aufgehenden rapsfelder
an den abbruchkanten des winters
wachsen schimmernd schön grüne spitzen
dir aus dunkler rauher erde
sehnsucht weitet sich an haltestellen
während die atemwege verschatten
machen sie dich zum aktenzeichen
einer ungenauen diagnose
zwischenstationen keine landefähren in sicht
aber das wiederkehrende schönste versprechen
einer zeit die frühling heißt und so betört
Hermann Josef Schmitz
Es wird mal wieder Zeit, gelesene Bücher vorzustellen:
«Sommer bei Nacht» von Jan Costin
Wagner
Jan Costin Wagner schreibt anders, tiefgründiger,
einfühlsamer und gleichzeitig abgründiger. Hier geht es um das Verschwinden
eines 5-jährigen Jungen, den seine Mutter nur momentlang aus dem Blick hatte.
Die beiden Ermittler stoßen auf ihrer Suche auf einen ungelösten Fall eines
anderen vermissten Jungen. Wagner verknüpft den Missbrauch mit weiteren
brisanten Themen und teilweise sehr tiefen Ängsten. Ich habe vor einer Weile
schon mal einen Krimi um einen finnischen Kommissar von ihm gelesen und bin
gespannt auf weitere Krimis mit dem Ermittlerduo dieses Buches.
«Der
Held vom Bahnhof Friedrichstrasse» von Maxim
Leo
Was für ein wunderbarer Roman um einen erfolglosen Videothekenbesitzer, der
angefeuert von der Sensationsgier eines Journalisten zum Hochstapler wird. Auf
einem Fehler basierend, hatte er als Stellwerksmeister einen Zug fehlgeleitet
und damit 127 Menschen ungewollt zur Flucht verholfen (die aber dann
mehrheitlich freiwillig zurückkehrten). Ein Journalist entdeckt den Fall in den
Stasiakten und dann gibt es kein Zurück mehr. Bis der Protagonist sich in eine
Frau verliebt, die in dem fehlgeleiteten Zug saß und sich entscheiden muss.
Tolles Buch, rasant, humorvoll und mit einem Ende, das hier nicht verraten wird
😉.
«Die Nacht unterm Schnee»
von Ralf Rothmann
Was für ein weiteres starkes Buch von Ralf Rothmann über die Nachkriegszeit und
die Verletzungen, die sich in vielen Figuren widerspiegeln. Vor allem aber in
der Hauptperson, der Bäuerin Elisabeth, die im Krieg vergewaltigt und verwundet
wurde und dieses Trauma nie wirklich verliert. Lebenslang lebt sie zwischen
harter Arbeit gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Kindern und den Vergnügungen
des Rummels und kommt weder da noch dort an. Einmal mehr macht dieser Roman
deutlich, dass die Gräuel eines Krieges nicht verschwinden, sondern je nach Erleben
bitterste und schwerste Wunden hinterlassen.
«In den Wäldern der Biber» von Franziska Fischer
Ein entspannter und ruhiger Roman, der einen gut aus dem Alltag ziehen kann,
aber für mich auch in einer absehbaren Durchschnittlichkeit blieb. Die
Hauptperson, Anfang 30, zieht nach dem Bruch ihres bürgerlichen Lebens in
Frankfurt zunächst vorübergehend zu ihrem Großvater in ein kleines brandenburgisches
Dorf. Zwischen Hühnern, Gartenernte, Wäldern und Biber findet sie sich, löst
ihre Vergangenheit Schicht für Schicht auf und verliebt sich.