I
der fluss spricht eine flimmernde sprache
seine liebevollen kiesgeschliffenen worte
tragen die schatten der sommerwolken
bis in die unsichtbarkeit hinter der biegung
an seinen ufern träumen menschen
und ihre küsse schmecken nach licht
II
der fluss flimmert auf seiner haut
die unbeschwerten stunden einer kurzfristigen zeit
auf seinen bühnen üben die wellen ihren gesang
werden die gedanken der menschen zärtlich
sinnieren sie den segelnden schiffen
nach
träumen von einer ewigkeit im kreislauf des lebens
Hermann Josef Schmitz
Hier kommen mal wieder gelesene Bücher daher 😊 - Ferienlektüre Teil 1:
«Seemann vom Siebener» von Arno Frank
Was für ein wunderbares Buch, das bis zum Schluss ein offensichtliches Geheimnis
behält. Ich hatte es schon lange auf meiner Wunschliste und dann nimmt man genügend
Bücher mit in die Ferien und erwirbt dort zunächst mal noch welche 😉. Ein Roman über den letzten Spätsommertag im Kosmos eines alten Freibades.
Einfühlsam der Blick des Autors auf die Menschen, die dort immer wieder oder
seit langem wieder sind. Und ich verstand lange den Titel nicht, aber
irgendwann erschließt er sich. Und dahinter steht Selbstbestimmung, Mut, Überwindung,
Kraft und die wiedergewonnene Liebe zum Leben.
«Man vergisst nicht, wie man schwimmt» von Christian Huber
Und noch so ein wunderbares Buch, in dem es um Sommer, um Schwimmen und um
alles geht, was im Leben von 15-jährigen geschieht. Mit jeder Seite entblößt
sich eine Vergangenheit, die transparent macht, was der Hauptperson als Kind
angetan wurde und dazu führte, den Sommer und das Freibad nicht mehr zu mögen. Sich
zurückzuziehen, Geschichten zu schreiben, innere Mauern anzulegen. Und in diese
melancholischen Tage bricht ein Zirkusmädchen ein und verändert alles. Und dann
nimmt der Roman nochmal richtig Tempo auf.
«Windstärke 17» von
Caroline Wahl
Als «22 Bahnen» von Caroline Wahl erschien, konnte ich den Hype nur begrenzt
nachvollziehen. Jetzt erscheint der Nachfolger und das ist ein Buch, welches den
Erstling toppt. Hier ist Ida, die Schwester von Tilda (der Hauptfigur aus «22
Bahnen») im Mittelpunkt. Sie ist groß geworden und will raus aus der Kleinstadt
und landet auf Rügen. Dort nimmt sie ein Ehepaar auf, deren Sohn so wie sie
viele Wunden trägt. Als sie angekommen zu sein scheint, passiert wieder eine Verletzung
im Leben und alles dreht sich neu. Ich fand das Buch sehr berührend, aufwühlend
und gleichzeitig sehr versöhnlich. Und man kann es ohne den Vorgänger lesen,
die entscheidenden Verknüpfungen gehen hieraus hervor.
«25 letzte Sommer» von Stephan Schäfer
Da treffen zwei Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können. Der
gehetzte Ich-Erzähler, der an einem Samstagmorgen auf einen Kartoffelbauer trifft
und sich auf eine ungewohnte Art und Weise öffnet. Das Buch stellt die
elementaren Fragen des Lebens am Küchentisch des Kartoffelbauers und hinterlässt
auch viele offene Punkte in einem selbst. Dazu ist die Anzahl der verbleibenden
Sommer ein wiederkehrender Aspekt in anderen Büchern.
Aber es ist mir zu vieles absehbar im Buch, ich mochte es gerne, aber es hat bei mir nicht die überschwängliche Begeisterung erzeugt.