flüchtig
die tage mit ihrem überfluss an erlebnissen ordnungen falschmeldungen nicht der
rede wert denn längst ist in diesem sorgenfreien leben ein platz leergeblieben
ist ein leben nur noch eine verordnung eine reservierung eine platznummer wert
die gilt es zu zahlen und zwischen den kathedralen mit dem überfluss an
angeboten schleuderpreisen sammeltheken wühltischen sind die altäre verloren
gegangen stille orte zum besinnen zum rückzug auf sich selbst dort wo der
verzicht zum großen geschenk wird wo nichts zählt als der aufgestellte spiegel
der seele flüchtig die tage mit ihrem unbehagen hinter der sattheit die alles
verschweigt die alles verspielt für einen lächerlichen preis das ungeschminkte
gesicht die gepflegten neurosen die verlorenen ecken und kanten die alles
verschläft während die oberschicht brennt und die epaulettenträger den befehlen
willenlos gehorchen herdentiere im menschengedenken zwischen den zäunen
gefangene ohne navigationssysteme flüchtig die tage während du schläfst lege
ich meine sorgen in die hinterhoftonnen dort schweigen sie und finden den
rückweg nicht mehr zu mir während du schläfst liebe ich diesen augenblick so
sehr für mich ohne grund
Hermann Josef Schmitz