Dienstag, 29. April 2025

Die Würde deines Gartens

immer gehst du behutsam durch deinen garten
tulpenseelen strömen in dein herz
sie tragen sonnenkronen und wohnen
in den hellen palästen deiner gedanken
immer stehst du behutsam vor seidenkelchen
sterndolden rahmen den weg zu deinem himmel
sie leuchten im stillen ihrer bestimmung
und kreuzen in manchen nächten deine unruhigen träume
immer schaust du behutsam in die blühende zeit



                                                           für Annemarie

Hermann Josef Schmitz


Zur Gedicht, dass meiner Herzdame gewidmet ist, gibt es wieder vier gelesene Bücher in der Vorstellung, die allerdings nichts mit Gärten zu haben 😉


«Die Sterne von St. Pauli»
von Kerstin Sgonina

Dieses Buch ist eines meiner diesjährigen Lesehighlights (bis jetzt). Vielleicht auch, weil mich die Beatles unverändert interessieren. Erst vor kurzem hat mich eine Ausstellung u.a. mit Bildern von Klaus Voormann in Bern sehr berührt.
Im Roman gibt es einen fiktiven Erzählstrang und einen, dessen folterhafter Teil laut Kerstin Sgonina der Wirklichkeit entsprochen hat. Dabei erinnert der fiktive Erzählstrang um die 21-jährige Abby, sehr an Astrid Kirchherr. Abby will in Hamburg Fotografin werden, hat aber aufgrund eines Übergriffs viele Ängste, denen sie sich stellen muss. Und dann begegnet sie im Kaiserkeller den blutjungen Beatles und verliebt sich in Stuart Sutcliffe.
Sofia, die in Ostberlin lebt, darf nicht die Musik hören, die sie hören will. Nach einem verbotenen Konzert wird sie grundlos festgenommen und kommt in eine Anstalt, wo ihr große Qualen zugefügt werden. Nur durch die Unterstützung eines würdevollen Arztes gelingt ihr die Flucht und als der Mauerbau beginnt, muss sie entscheiden, wie es weitergeht. In Ostberlin bleiben oder die Flucht nach Hamburg antreten.
«Die Sterne von St. Pauli» haben mich nicht losgelassen. Tolles Buch.


«Ein Männlein stirbt im Walde»
von Markus Fix

Leider hat mich der 3. Krimi von Markus Fix nicht mehr so begeistert. Vielleicht benötige ich aber auch mal eine Pause von Regionalkrimis. Es geht um Pilze und die Sammlerszene im Schwarzwald, es geht insgesamt bei den Krimis von Markus Fix auch um viel Genuss. So ist beispielsweise seine Mitbewohnerin Gourmet-Köchin und verwöhnt ihn immer mal wieder. Die Handlung: ein Toter, der durch Pilze vergiftet wurde, viele Szene-know-how und ein überraschender Schluss.


«Es hätte alles so schön sein können» von Horst Evers

Ein schräger und wunderbarer Roman über das Leben eines 17-jährigen. Unweit seines Heimatortes beobachtet er eines Nachts mal wieder, was in dem dortigen Landbordell vor sich geht. Soweit sich das aus der Ferne beobachten lässt. Als dann ein Mann aus dem Fenster stürzt und eine junge Frau überhastet aus dem Gebäude stürzt, gibt er sich zu erkennen. Sie beschließen, den Toten verschwinden zu lassen. Und dann beginnt ein Roadtrip der eigenwilliger nicht sein könnt. Kein klassischer Krimi, aber gute Unterhaltung.


«Jenseits der Sprechstunde»
von Esther Pauchard

Und noch ein Highlight. Jetzt eben das erste Sachbuch von Esther Pauchard. Im Blogpost vom 19. April hatte ich ja bereits etwas dazugeschrieben. In der Summe geht es in «Jenseits der Sprechstunde» (Untertitel «Das Rezept sind SIE!») um Haltungen, Einstellungen, das Hinnehmen von Gegebenheiten und das Ändern von Verhalten und Selbstfürsorge. Vor einer Weile gab es ein Interview mit ihr in der Berner Zeitung, das die treffende Überschrift «Manche finden es attraktiver, krank zu sein» hat. Esther Pauchard ist berechtigt der Meinung, dass es nicht für alles eine Therapie, eine psychologische Unterstützung benötigt, sondern dass wir viele Eigenkräfte haben, die wir nutzen dürfen. Über diese Möglichkeiten schreibt sie sehr sehr ansprechend.
Jetzt wartet «Baustelle Menschsein», dass 2. Sachbuch von ihr darauf, gelesen zu werden. Und ich bin selbst ein bisschen überrascht von mir, denn Sachbücher sind oft nicht so meins. Aber vielleicht ist der Unterschied, dass es so nah am Leben ist, was sie schreibt. Kein Buch mit klugen Sprüchen, sondern von jemandem geschrieben, der den Blick in den Alltag der Psychiatrie und der Psychotherapie hat und zudem selbst schon einige gesundheitliche Erfahrungen gemacht hat, die herausfordernd waren.