wenn du in meine zwischenräume trittst
und in die zwischenzeiten worte legst
verwandelt sich die spur der anfangsstunde
entsteht ein riss in dem das leben zur verführung wird
wenn du auf meine dunklen seiten triffst
und zwischen allen zeilen türen aus den angeln hebst
verwandelt sich der fluss der in der still uferte
entsteht ein ort der einen neuen heimat gleicht
Hermann Josef Schmitz
Wie versprochen, dieses Mal zügiger - die Vorstellung von 5 weiteren gelesenen Büchern:
«Siegfried» von Antonia Baum
Wie sehr doch die Vergangenheit und Herkunft die Gegenwart von Menschen
zu prägen vermag. Darum geht es in dem Roman von Antonia Baum. Nachdem die Hauptprotagonistin
ihrem Partner einen Seitensprung gestanden hat weist sie sich nach einer
alptraumhaften Nacht selbst in die Psychiatrie ein.
Dort begibt sie sich auf eine Reise in die Vergangenheit dreier deutscher
Nachkriegsgenerationen, die von ihrer Mutter, ihrem Stiefvater Siegfried und
der nazistischen Großmutter abgebildet werden. Zunehmend erkennt sie, wie diese
sie geprägt haben und wie schwer es für sie ist, diesen Mustern zu entkommen.
«Tod an der
Goldküste» von Silvia Götschi
Silvia Götschi ist immer eine Garantin für gute Krimis. Zum wiederholten
Mal agiert das Detektivpaar Maximilian von Wirth und Federica Hardegger in
diesem Buch. Sie lösen letztlich den ausgeklügelten und sich wiederholenden
Überfall auf eine vermögende Witwe und schlingern zwischendrin immer auch
selbst am Rand der Gefahr.
«… unter diesem einen
Himmel» von Barbara Grimm und Ingrid
Hassmann
Ich kenne Ingrid Hassmann seit vielen Jahren aus der digitalen Welt. Sie
zeigt insbesondere bei Facebook immer wieder Gedichte von sich. In diesem
schmalen Buch verknüpfen sich die Bilder von Barbara Grimm mit den Gedichten
von Ingrid Hassmann. Dabei sprechen mich die Gedichte deutlich mehr an, dass
hat aber vielleicht auch mit meiner eigenen Affinität zur Poesie zu tun. Ihre
Gedichte haben viel Schönheit in der Sprache, Spiritualität und immer auch den
klaren Blick auf die Zeitgeschehnisse.
«In einem Zug» von Daniel Glattauer
Was für ein Finale dieses Buches, das zu Beginn eher leise, gemächlich
und mit unterschiedlicher Distanz daherkommt. Ich musste mich zunächst mal von
dem Maßstab «Gut gegen Nordwind» lösen. In einem Zug von Wien nach München
sitzen sich ein früher erfolgreicher Romanautor und eine Physio- und
Psychotherapeutin gegenüber und kommen ins Gespräch. Sie ist die Fordernde und
lockt ihn zu seinem Leben und Liebesleben aus der Reserve. Es braucht eine
Weile, bis es vertraulicher wird in diesem einen Zug und dann Fahrt aufnimmt.
Kann ich auf jeden Fall empfehlen, wenn man bereit ist, in den langsamen Anfang
reinzukommen.
«Man sieht sich» von Julia Karnick
Für mich bisher mein Buch des Sommers. Die Geschichte von Frie
(eigentlich Friederike) und Robert, die sich von der Schulzeit über ca. 35
Jahre zieht und immer, wenn man meint, es passt jetzt, entsteht wieder etwas
Schwieriges, wird es unsicher, sind Steine im Weg. Aber tief in ihnen ist es
eine große Liebe und bleibt dieses Hoffen auf eine gemeinsame andauernde Zeit. Ob
es gut wird?
Toll geschrieben, viele berührende Emotionen, viele musikalische Momente (ich
habe darüber die Gruppe Kings
Of Convenience kennengelernt) und auf knapp 500 Seiten beste Lektüre für „am
Stück zu lesen“.