es war zeit geworden
den großen sommer zu ehren
seine lichthellen meere zu würdigen
und unbeschwert an das gute zu glauben
es war zeit geworden
die luft und ihre geschwindigkeit zu genießen
dem überquellenden grün zu danken
und den tag zu genießen
an großen altären
war es zeit geworden zu leben
Hermann Josef Schmitz
Heute gibt es endlich wieder die kleinen Vorstellungen von gelesenen Büchern. Bis zum nächsten Mal lasse ich nicht mehr so lange warten - versprochen 😊
«Freunde treffen sich - Revisited» von Manfred Boecker, Rainer Gross, Wolfgang Niedecken
Es ist ja nicht neu, dass ich Wolfgang Niedecken seit über 40 Jahre zu
meinen künstlerischen Favoriten zähle. Das er Malerei studierte, wusste ich
auch. Aber die Ausstellung im Ludwig Museum in Koblenz (Post vom 13. Mai) hat
mir viele spannende Informationen dazu gegeben. Und mich gleichzeitig in die
70er Jahre, in denen ich ja den Bezug zur Musik fand, zurück „gebeamt“. Den
Katalog zur Ausstellung habe ich wie keinen anderen Ausstellungskatalog
gelesen, viele weitere Informationen gewonnen und freue mich, dass es für WN
weitergeht. Nächstes Jahr warten bereits 2 Konzerte in Köln.
«Unhaltbare Zustände» von Alain Claude Sulzer
Der Roman über einen Schaufensterdekorateur, der nur dafür lebt, in
einem alteingesessenen Warenhaus die wechselnden Dekorationen zu gestalten und
das seit Jahrzehnten. So wie das Jahr 1968 in so vielen Facetten für
Veränderung und Wandlung steht, so geht es auch dem knapp 60-jährigen Stettler,
dem Dekorateur. Er bekommt einen jungen Kollegen vorgesetzt und während er
Rachegelüste entwickelt, steht auch drumherum die Welt auf Sturm. Was Stettler
hält, ist der Briefkontakt zu einer Radiopianistin.
Insgesamt ordentlich zu lesen, aber nichts für meine Bestenliste.
«Alles, wovor ich Angst habe, ist schon
passiert» von Wencke Mühleisen
Das Buch war eine Empfehlung in der SZ und ist ein Roman über das Älterwerden.
Die Hauptprotagonistin ist Ende 60, geschieden und macht sich auf die Suche
nach neuen Begegnungen. Das ist manchmal traurig, manchmal witzig und immer
wieder auch liebevoll.
Liest sich in einem Zug, aber auch das wird die Bestenliste nicht schaffen.
«Bis einer weint» von Eva Sichelschmidt
Die
schafft aber der Roman von Eva Sichelschmidt. Sie (die mit Durs Grünbein schon
lange liiert ist) hat eine Familiensaga mit zwei Zeitsträngen und aus zwei
Perspektiven geschrieben. Der Roman handelt in den
60er und 90er Jahren und beschreibt die Entwicklung und die Verluste (und am
Ende auch den Verfall) einer Unternehmerfamilie mit 2 Töchtern, von denen eine beim
verwitweten Vater und die andere bei den Großeltern aufwächst.
Der Roman hat eine starke und anziehende Sprache. Hinzu kommt, dass mich diese
Zeiten in Büchern immer interessieren, viele Erinnerungen gerade aus den 60er
Jahren werden wieder präsent und sind fast körperlich spürbar.
«Das Fest» von Lucy Fricke
Auch dieser Roman hat gute Chancen auf die Bestenliste zu kommen. Das Buch
spricht mich mit seiner lang andauernden Traurigkeit eines Mannes an seinem 50.
Geburtstag an. Er – dem das Leben zunehmend weniger bedeutet – hat kein Interesse
daran hat, diesen Geburtstag zu feiern. Aber im Hintergrund zieht jemand Fäden
(bzw. hat es bereits getan) und lässt ihn an diesem Tag allen Menschen begegnen,
die ihm in seinem Leben wichtig gewesen sind. Das ist sehr berührend und hat
ein unerwartetes Ende.