Montag, 11. August 2025

Leben

es war zeit geworden
den großen sommer zu ehren
seine lichthellen meere zu würdigen
und unbeschwert an das gute zu glauben
es war zeit geworden
die luft und ihre geschwindigkeit zu genießen
dem überquellenden grün zu danken
und den tag zu genießen
an großen altären
war es zeit geworden zu leben



Hermann Josef Schmitz


Heute gibt es endlich wieder die kleinen Vorstellungen von gelesenen Büchern. Bis zum nächsten Mal lasse ich nicht mehr so lange warten - versprochen 😊

«Freunde treffen sich - Revisited» von Manfred Boecker, Rainer Gross, Wolfgang Niedecken 

Es ist ja nicht neu, dass ich Wolfgang Niedecken seit über 40 Jahre zu meinen künstlerischen Favoriten zähle. Das er Malerei studierte, wusste ich auch. Aber die Ausstellung im Ludwig Museum in Koblenz (Post vom 13. Mai) hat mir viele spannende Informationen dazu gegeben. Und mich gleichzeitig in die 70er Jahre, in denen ich ja den Bezug zur Musik fand, zurück „gebeamt“. Den Katalog zur Ausstellung habe ich wie keinen anderen Ausstellungskatalog gelesen, viele weitere Informationen gewonnen und freue mich, dass es für WN weitergeht. Nächstes Jahr warten bereits 2 Konzerte in Köln.


«Unhaltbare Zustände» von Alain Claude Sulzer

Der Roman über einen Schaufensterdekorateur, der nur dafür lebt, in einem alteingesessenen Warenhaus die wechselnden Dekorationen zu gestalten und das seit Jahrzehnten. So wie das Jahr 1968 in so vielen Facetten für Veränderung und Wandlung steht, so geht es auch dem knapp 60-jährigen Stettler, dem Dekorateur. Er bekommt einen jungen Kollegen vorgesetzt und während er Rachegelüste entwickelt, steht auch drumherum die Welt auf Sturm. Was Stettler hält, ist der Briefkontakt zu einer Radiopianistin.
Insgesamt ordentlich zu lesen, aber nichts für meine Bestenliste.


«Alles, wovor ich Angst habe, ist schon passiert» von Wencke Mühleisen

Das Buch war eine Empfehlung in der SZ und ist ein Roman über das Älterwerden. Die Hauptprotagonistin ist Ende 60, geschieden und macht sich auf die Suche nach neuen Begegnungen. Das ist manchmal traurig, manchmal witzig und immer wieder auch liebevoll.
Liest sich in einem Zug, aber auch das wird die Bestenliste nicht schaffen.


«Bis einer weint» von Eva Sichelschmidt

Die schafft aber der Roman von Eva Sichelschmidt. Sie (die mit Durs Grünbein schon lange liiert ist) hat eine Familiensaga mit zwei Zeitsträngen und aus zwei Perspektiven geschrieben. Der Roman handelt in den
60er und 90er Jahren und beschreibt die Entwicklung und die Verluste (und am Ende auch den Verfall) einer Unternehmerfamilie mit 2 Töchtern, von denen eine beim verwitweten Vater und die andere bei den Großeltern aufwächst.
Der Roman hat eine starke und anziehende Sprache. Hinzu kommt, dass mich diese Zeiten in Büchern immer interessieren, viele Erinnerungen gerade aus den 60er Jahren werden wieder präsent und sind fast körperlich spürbar.


«Das Fest» von Lucy Fricke

Auch dieser Roman hat gute Chancen auf die Bestenliste zu kommen. Das Buch spricht mich mit seiner lang andauernden Traurigkeit eines Mannes an seinem 50. Geburtstag an. Er – dem das Leben zunehmend weniger bedeutet – hat kein Interesse daran hat, diesen Geburtstag zu feiern. Aber im Hintergrund zieht jemand Fäden (bzw. hat es bereits getan) und lässt ihn an diesem Tag allen Menschen begegnen, die ihm in seinem Leben wichtig gewesen sind. Das ist sehr berührend und hat ein unerwartetes Ende.