Montag, 29. September 2025

Cap Corse

cimetière militaire allemand die wurzeln bleiben über die jahrzehnte hinweg eingerahmt von großen bäumen haben sie den toten ihre stille gegeben unter den füßen knistert ein ganzer sommer verbrannte gräser feuergeränderte luft und die nie endenden schüsse die niemand sieht und die doch zwischen allen stunden ein echo anlegen längst sind die nahe stehenden gestorben längst sind die trauerreden vergessen und die totenanzeigen verblichen aber das leid trägt sich über die generationen hinweg die wurzeln bleiben das östliche licht am morgen wirft lange schatten über die kreuze hinweg 


bastia dieser rauhe klang aus einer fernen zeit in den wohnzimmern sprachen sie ihn aus suchten ihn in den atlanten und kamen nie dort an viel zu fern diese stadt und das grab des vaters blieb ein geheimnis unerreichbar nicht zu fassen nur sein tod blieb ihnen ein leben lang bastia dieser rauhe klang einer stadt und mitten auf der plaza bricht ein lautgewordener wind alle grenzen wirft sich in die platanen die den herbst nicht haben kommen sehen mitten im herzen der nachgeborenen webt sich eine freude über die nicht zu vergessende schönheit und freude die sich auch an diesem Tag diesen platz verdient mitten im rauen klang dieser stadt 


u santu petru später beruhigten sich die großen stürme die läden der fenster konnten sich wieder auf sich selbst verlassen zwischen den fremden sprachen zwischen der geschichte zwischen allen zeilen kehrte eine stille ein die sich dem geruch dem licht den wolken fügte ohne ein wort zu verlieren am ende des tages hatten die träume wieder ihre zielpositionen in den blick genommen



saint florent
als ich mit dir auf das meer blickte zwischen den zeilen die stille ihrer bedeutung enthob begann ich dich aufs neue zu lieben mit einem anderen klang mit einer anderen fügung mit der gleichen zärtlichkeit


Hermann Josef Schmitz

Samstag, 27. September 2025

Plage de Nonza

I

schwarze steinstrände alles folgt einem wiederkehrenden lauf wellen kommen und gehen und schleifen die steine jahrtausendelang glatt zwischen den schritten verwebt sich dichte salzluft mit dem kommen und gehen des atems gedanken werden klein fallen ins bodenlose nur die schrittfolgen bleiben und die haltepunkte um zu schauen zu atmen demütig zu werden wenn der wellenschwung auf die schwarzen steine schlägt sich zurückzieht und wieder kommt tosend und zehrend all das vermeintlich wichtige hinterfragen das emporkommen und fortkommen und nie bleiben können an dem platz an dem wind und wellen die steine reiben und ihre gedanken unbeeinflusst lassen auf ihre reise durch eine fast endlose Zeit 


II 

vom meer weht sturm in die stunde ihr blau wirkt fremd zwischen den wolkentürmen bleibt die liebe unerschütterlich 


III 

in den zwischenräumen der wellenblätter schweigen die ängste und proben eine andere einsamkeit 


Hermann Josef Schmitz

Donnerstag, 25. September 2025

September III

I

die siedlungen sind still geworden und der sommer geht unter einem letzten großen baldachin davon durch alle blütenreichen blätterdichten stimmungen wehen stumm die großen farben eines herbstbeginns und während bäume sich entblößen und ahnen wie sie von großen stürmen ausgeweidet werden ruhen entlang der ufer die gewässer und schwingen leise wenn die großen schiffe ihre leinen lösen noch einmal wehen flaggen in die weite dann geht der blick zurück auf jene tage an denen holpernd ein beginnen seine zeilen schrieb noch einmal lösen wolken sich ziehen horizonte klare linien den menschen die dir unbegrenzt vertrauten bleibt nichts als einen abschied zu vollziehen du hast kein ticket für zurück gekauft die siedlungen sind still geworden und eine ungenaue sehnsucht legt sich in der frühe zwischen alle sätze 


II

wer fügt die bruchstücke zusammen wenn nichts mehr dem gleicht wie es entstanden ist wenn nichts mehr so wird weil es nicht mehr so werden kann wer glättet die gefahren unter der oberfläche wer löst die leine von den ängsten vor den untergängen


III

es war ein verschliffener tag an dem wir aus der welt schlüpften 


Hermann Josef Schmitz

Dienstag, 23. September 2025

Septembervormittag

ein leises knistern in den bäumen
und in der luft ein großes blätterlösen
jetzt fallen alle sicherheiten des sommers
wie ein verlorenes geschenk ins brüchige
die großen stürme stehen am start
sie werden rücksichtlos in den geästen sein


ein leises knistern in der luft
und aus den wolken dringt ein grüner regenton
jetzt weist der letzte warme sommertag
auf einer linie von himmelblauem licht
in eine richtung einer anderen zeit die wächst
voll sehnsucht nach meeren worten warmer haut



Hermann Josef Schmitz