cimetière militaire
allemand die wurzeln bleiben über die jahrzehnte hinweg eingerahmt
von großen bäumen haben sie den toten ihre stille gegeben unter den füßen
knistert ein ganzer sommer verbrannte gräser feuergeränderte luft und die nie
endenden schüsse die niemand sieht und die doch zwischen allen stunden ein echo
anlegen längst sind die nahe stehenden gestorben längst sind die trauerreden
vergessen und die totenanzeigen verblichen aber das leid trägt sich über die
generationen hinweg die wurzeln bleiben das östliche licht am morgen wirft
lange schatten über die kreuze hinweg
bastia dieser rauhe klang aus einer
fernen zeit in den wohnzimmern sprachen sie ihn aus suchten ihn in den atlanten
und kamen nie dort an viel zu fern diese stadt und das grab des vaters blieb
ein geheimnis unerreichbar nicht zu fassen nur sein tod blieb ihnen ein leben
lang bastia dieser rauhe klang einer stadt und mitten auf der plaza bricht ein
lautgewordener wind alle grenzen wirft sich in die platanen die den herbst
nicht haben kommen sehen mitten im herzen der nachgeborenen webt sich eine
freude über die nicht zu vergessende schönheit und freude die sich auch an
diesem Tag diesen platz verdient mitten im rauen klang dieser stadt
u santu petru später beruhigten sich
die großen stürme die läden der fenster konnten sich wieder auf sich selbst
verlassen zwischen den fremden sprachen zwischen der geschichte zwischen allen
zeilen kehrte eine stille ein die sich dem geruch dem licht den wolken fügte
ohne ein wort zu verlieren am ende des tages hatten die träume wieder ihre
zielpositionen in den blick genommen
saint florent als ich mit dir auf das meer
blickte zwischen den zeilen die stille ihrer bedeutung enthob begann ich dich
aufs neue zu lieben mit einem anderen klang mit einer anderen fügung mit der
gleichen zärtlichkeit
Hermann Josef Schmitz
Montag, 29. September 2025
Cap Corse
Samstag, 27. September 2025
Plage de Nonza
I
schwarze
steinstrände alles folgt einem wiederkehrenden lauf wellen kommen und gehen und
schleifen die steine jahrtausendelang glatt zwischen den schritten verwebt sich
dichte salzluft mit dem kommen und gehen des atems gedanken werden klein fallen
ins bodenlose nur die schrittfolgen bleiben und die haltepunkte um zu schauen
zu atmen demütig zu werden wenn der wellenschwung auf die schwarzen steine
schlägt sich zurückzieht und wieder kommt tosend und zehrend all das
vermeintlich wichtige hinterfragen das emporkommen und fortkommen und nie
bleiben können an dem platz an dem wind und wellen die steine reiben und ihre
gedanken unbeeinflusst lassen auf ihre reise durch eine fast endlose Zeit
II
vom meer
weht sturm in die stunde ihr blau wirkt fremd zwischen den wolkentürmen bleibt
die liebe unerschütterlich
III
in den
zwischenräumen der wellenblätter schweigen die ängste und proben eine andere
einsamkeit
Hermann Josef Schmitz
Donnerstag, 25. September 2025
September III
I
die siedlungen sind still geworden und der sommer geht unter einem letzten
großen baldachin davon durch alle blütenreichen blätterdichten stimmungen wehen
stumm die großen farben eines herbstbeginns und während bäume sich entblößen und
ahnen wie sie von großen stürmen ausgeweidet werden ruhen entlang der ufer die
gewässer und schwingen leise wenn die großen schiffe ihre leinen lösen noch
einmal wehen flaggen in die weite dann geht der blick zurück auf jene tage an
denen holpernd ein beginnen seine zeilen schrieb noch einmal lösen wolken sich
ziehen horizonte klare linien den menschen die dir unbegrenzt vertrauten bleibt
nichts als einen abschied zu vollziehen du hast kein ticket für zurück gekauft
die siedlungen sind still geworden und eine ungenaue sehnsucht legt sich in der
frühe zwischen alle sätze
II
wer fügt die bruchstücke zusammen wenn nichts mehr dem gleicht wie es
entstanden ist wenn nichts mehr so wird weil es nicht mehr so werden kann wer
glättet die gefahren unter der oberfläche wer löst die leine von den ängsten vor
den untergängen
III
es war ein verschliffener tag an dem wir aus der welt schlüpften
Hermann Josef Schmitz
Dienstag, 23. September 2025
Septembervormittag
ein leises knistern in den bäumen
und in der luft ein großes blätterlösen
jetzt fallen alle sicherheiten des sommers
wie ein verlorenes geschenk ins brüchige
die großen stürme stehen am start
sie werden rücksichtlos in den geästen sein
ein leises knistern in der luft
und aus den wolken dringt ein grüner regenton
jetzt weist der letzte warme sommertag
auf einer linie von himmelblauem licht
in eine richtung einer anderen zeit die wächst
voll sehnsucht nach meeren worten warmer haut
Hermann Josef Schmitz