Freitag, 5. September 2025

September I

lebenslügen stehen dekoriert in schaukästen am anderen ende des lebens haben sich die verwerfungen festgesetzt nachts im grübelnden licht sucht sich der sinn der wie ein alptraum unter dem bett liegt eine bahn zum freischwimmen schwer hängen die jahrzehntealten hüllen über der haut über den gedanken über dem mut du wirst verbindungen lösen engpässe brechen verknüpfungen durchschneiden und schnittstellen zusammenfügen und dann wirst du leicht und schwer zugleich sein ungewiss unkenntlich an manchen tagen und dich fürchten vor einer neuen helligkeit vor einer neuen leichtigkeit aber es werden tage kommen um die du dich kümmern wirst wie um ein neugeborenes mitten auf einem weiten meer und das klare milde licht wird aus dem samtgrünen ton des vogels die stunde bestimmen du wirst dein leben neu montieren aber du wirst dein gesicht nicht mehr verlieren und aufhören herrlich zu sein weil es um etwas anderes geht etwas in dem du nichts mehr beweisen musst und unverändert geliebt bleibst gehalten und ohne des stundenplans fesseln


Hermann Josef Schmitz


Auf ein leichtes und beschwingtes Wochenende mit genügend Sonnenstunden.


Heute wieder neue Bücher, die ich in diesem Sommer gelesen habe:

«Doch das Messer sieht man nicht» von I.L. Callis

Ein eher untypischer Krimi aus dem Emons-Verlag. Spannend fand ich vor allem den zeitgeschichtlichen Hintergrund von Berlin 1927. Die Hauptfigur
Anaïs Maar ist Journalistin und boxt in ihrer Freizeit. Auf der Suche nach dem «Ripper von Berlin» gerät sie in das Spannungsfeld einer männerdominierten Presse, zwielichtiger Gestalten und einem Berlin zwischen Exzessen und Elend.
Es brauchte ein bisschen, bis ich drin war und dann war es eben der zeitgeschichtliche Aspekt, den ich spannend fand.



«Tangosommer» von Hiltrud Baier

Die Geschichte von Riita und Phil, die Geschichte einer großen lange unerfüllten Liebe. Die nur einmal im Jahr einen Raum bekommt, wenn sie sich im Sommer eine Woche zum Tangotanzen in Finnland treffen. Nach dem Tod von Phils Frau macht er sich mit Tochter und Enkeltochter auf den Weg nach Finnland, um nach und nach das Geheimnis dieser unerfüllten Liebe zu lüften. Schön zu lesen, eine Sommerlektüre, die nicht sehr schwer ist und doch an der einen und anderen Stelle zum Nachdenken anregt.


«Heimschwimmen» von Deborah Levy

Eine psychisch kranke junge Frau schleicht sich in die Sommerresidenz zweier Ehepaare, die schon lange in dysfunktionalen Beziehungen leben, ein. Verführerisch, lasziv und rücksichtslos will sie einen der Männer, einen Dichter, für sich gewinnen. Was manchmal idyllisch zu wirken scheint, birgt jede Menge Konfliktpotenzial und sorgt für Turbulenzen.
Mir hat es begrenzt gefallen, es lahmt an zu vielen Stellen und ich habe bis zuletzt nicht wirklich verstanden, worauf es hinauslaufen soll.


«Sommerschatten» von Urs Faes

Ein großartiges Buch von Urs Faes, von dem ich in der Vergangenheit schon immer mal sehr angetan war. Die Geschichte einer späten Liebe, die in der Rückblende geschrieben ist. Die Hauptfigur Ina verunfallt beim Freitauchen und liegt im Koma. Aus der Erinnerung der gemeinsamen Zeit schildert der Ich-Erzähler das gemeinsame Leben bis zu diesem Tag des Unfalls am Bett von Ina.
Sehr berührend, sehr reflektiert, sehr groß. Für mich eines der Bücher dieses Sommers.


«Ostseedämmerung» von Eva Almstädt

Wieder so ein starkes Stück von Eva Almstädt. Als zwei Kinder beim Spielen ein Schmuckstück aus der Wikingerzeit entdecken, rollen Pia Korittki (in ihrem 20. Fall) und ihr Team einen Cold Case auf, der ein Dorf unter Mordverdacht stellt. Als der Kollege von Pia Korittki auch noch verschwindet, nimmt der Krimi richtig Fahrt auf. Genau das richtige Buch für Nachmittage unterm Sonnenschirm und sehr zu empfehlen.