wir schritten unter
grüngoldenen baldachinen hinein
in den kirchenschiffen der wälder blieb die sehnsucht von jahrtausenden
marmorne säulen hielten den ursprung und das vertrauen
wir folgten dem leichten wind der frühen stunden
vor den eingängen wuchsen weizenteppiche ins unermessliche
nie waren die gedanken angeheftet an ein ereignis ein vergessen
wir atmeten in die luftstrände und ihren salzigen klänge
gezeiten spielten mit wolkenwellen lichtspiegeln traumfassaden
kein mensch kreuzte den verschwiegenen weg und die gewonnene zeit
wir liebten uns und trieben von anfang zu anfang über die ufer hinaus
licht wuchs zu einem strahlenden ganzen und endete über die jahrtausende nicht
buchstaben reihten sich zu worten sätzen geschichten im blau des begehrens
wir schritten unter grüngoldenen kuppeln hinaus
Hermann Josef Schmitz
Wortgarage
Mittwoch, 2. Juli 2025
Sommermorgen
Montag, 30. Juni 2025
Juni III
als sich die vorkommnisse die
aufgegangenen blüten die kleinen wunder des tages verschlossen hatten ging eine
neue stunde auf sie legte eine vertraute wegstrecke an die gemessene zeit hielt
sich an den schritten fest dann hielt ich an weizen stand kurz vor der reife
und hatte in diesem übergang eine unfassbare schönheit aufrichtig geordnet den
blick in den himmel gerichtet und traute den tagen die kommen würden gab den
ängsten vor den großen nachtwinden keinen raum als sich ereignisse die
verlorenen ängste die umarmungen des tages aus dem bewusstsein entfernten ging
eine andere stunde auf am horizont lösten sich die letzten vögel die wälder
wurden still und ich ging in die dämmerung sorglos vertrauend und spürte diese
weiche stelle in meinen gedanken dort wo die haut eine helle zärtlichkeit war
dort wo dein herzschlag wohnte und schickte über die wolkenleitungen
dunkelgrüne wortströme sie würden dich treffen mitten in der nacht wenn ein
glockenschlag deinen traum verfehlen würde als sich der lichtverfall das verlorene
die verschwiegenen sehnsüchte auflösten waren wir weit voneinander so nah wie
selten zuvor
Hermann Josef Schmitz
Samstag, 28. Juni 2025
Fallen
vor den waldgrünen wänden
verführt dich die nachmittagsstunde
dunkel strömendes flackern
hinter den stillen adern
birgst du das gold der gefühle
legst den tunnel der sehnsüchte still
und zwischen waldgrünen wänden
fällst du in die schönheit des uferlosen
Hermann Josef Schmitz
Donnerstag, 26. Juni 2025
Einläuten
der junisommer läutete deine hochzeit ein
wenn alle verrichtungen erledigt waren
zwischen der sehnsucht dem traum
und der immerwährenden plackerei
für alles moderne weder zeit noch geld da war
läutete der junisommer das reifen ein
gras lag bereits trocken in den scheunen
gerste änderte mit jedem tag seine farbe
schwalben hatten sich sicher eingenistet
wenn du am abend über die felder schautest
eine verlorene zigarette im mundwinkel
betäubte sich dein blick
murmelteste du ein flüchtiges gebet in dir
war eine hoffnung auf eine heilige ferne
die alle fäden hielt in der dämmernden luft
flogen krähen lautstark ihre abendrouten
dein blick versonnen im leuchten der kornblumen
in den bäumen verschwanden die kirschen
während der junisommer deine hochzeit einläutete
für
P. (03.08.1932 – 29.12.2008)
Hermann Josef Schmitz
Dienstag, 24. Juni 2025
Großzügig bleiben
ich sitze im kühlen schatten
unter der linde am sommeranfang
genieße des glück eines leuchtenden gartens
der himmel blau und trügerisch
die vorhersagen von sicheren gewittern
die welt scheint auseinander zu brechen
kein tag mehr mit etwas sicherheit
ich sitze im grünen schatten
unter der linde am sommeranfang
sie scheint worte zu finden
für die wirrnisse die ratlosigkeit
und umarmt mich mit ihrem schatten
während ihre worte nicht mehr sagen
als dass es gut ist diesen leuchtenden garten zu genießen
den langen kuss das wortlose versprechen
und großzügig zu bleiben
im lieben im geben in der hoffnung
Hermann Josef Schmitz