Mittwoch, 29. Juli 2020

Lac de Joux

I

die weite öffnet sich von selbst unter den grünen schirmen wunderwerke aus wurzeln gräsern und altären selten eingriffe unspürbare verwandlungen aber eine heimat an einem fremden ort finden als wäre ich schon oft hier gewesen die landschaft schenkt sich mir einfach sie verlangt nichts sie nimmt mich selbst wenn ich sie kränken würde wenn ich die wunderwerke vernichten würde sie bliebe in der liebe zu mir aber meine liebe zu diesem unbegangenen weg öffnet sich von selbst


II

schattenwechsel eine vergängliche spur luftreliefe und eine hohe feierliche stille die vögel schweigen als die gamsherde die lichtung betritt unbedarft voller gelassenheit und zur stille verführend dieses bewegen ohne ziel und mit der leichtigkeit einer unabhängigen stunde am schienenfenster stehen die züge still und in den häfen schweigen die boote


III

schmetterlinge und libellen flüstern in luftlinien ihre gedichte die einen mit der kraft ihres körpers die anderen mit dem schwung ihrer flügel schmetterlinge wie lange nicht mehr legen sich in die luftlinien und folgen dem geraden flug der libellen ohne eine ziel


IV

die erinnerung birgt die freude des hohen tages und der heutige tag legt sich als geschenk in unsere gedanken und alle tage sind der beginn einer wiederkehrenden liebe


Hermann Josef Schmitz

Wunderschöne Wanderung am Montag im Hochtal des Vallée de Joux (Kanton Waadt) am Lac de Joux (1.004 m ü.M.) entlang. Zum ersten Mal in meinem Leben Gämsen gesehen und nach knapp 4 Stunden am Ziel angekommen.