Samstag, 24. April 2021

Solothurn

I

diese lebendige vergangenheit inmitten der farben ein blau das sich über den stoff weitete dort wo die heilige stunde sich verewigte und die worte auf karten lange reisen überstanden nicht verloren gingen und sich die gedanken gegenseitig aufwogen wie bitten und verständnisse hier wo die gegenwart sich mit der vergangenheit auf ungeahnte weise verbindet zwischen den menschen der geruch der zeit spürbar wird abseits der geschehnisse einer kranken zeit und doch mittendrin der schwung deines körpers auf fliehendem sand eingebettet in ein meerblau alles darf liegen bleiben für diese heilige stunde und die gedanken werden weich für einmal in dieser gebrochenen zeit in diesem traurigen interieur jener zeit


II

diese anmut die über die jahrzehnte zum ansehen wächst diese eleganz und dieses schöne schweigen das im schwung der lippen bleibt dieses licht das aus den wolken in die dunklen tage fällt jene fragen die so viele jahre antwortlos geblieben sind allen wünschen gleich die weite landschaft frühlingsjung und wohlgelegen nah am wald häuser wiesen felderreihen vieles bleibt in dieser zeit und ein weit gestreifter himmel schweigt bäume blühen worte zweifeln an den hügeln raspelt wind


III

in den dämmerstunden wenn das dunkle grün ins nachtblau wandert wenn die ungewissheit bis ins letzte drängt bleibt der traum von weißer apfelblüte die am nächsten morgen bis zur grenze wuchert in den dämmerstunden wenn das graue rot verschwindet und das suchen wieder wie bestimmend wird bleibt die zuversicht auf diese eine stunde in der sich alles legt zu einer stillen heiligkeit


Hermann Josef Schmitz


Der Besuch des Kunstmuseums hat eine Fülle von Eindrücken in mir hinterlassen und einmal mehr zum Schreiben verführt.