niemand
schweigt mehr
ob der schönheit
der sonnenuntergänge am meer
dauernd vergeht sich jemand
an der stille mit einem überflüssigen satz
niemand schweigt mehr
und öffnet sich diesem vergehenden licht
legt ein staunen ins innere
dauernd verliert sich jemand
in einer nebensächlichkeit
einem abgerissenen faden
des unglücks
Hermann Josef Schmitz
Ich bin ein bisschen rückständig mit der Vorstellung gelesener Bücher und verspreche Besserung. Heute die ersten vier, die ich vor allem im Urlaub gelesen habe. In Kürze folgen hier weitere.
«Der Solist» von Jan Seghers
Jan Seghers hat eine ganze Reihe von Marthaler-Krimis geschrieben, die
alle spannend und sehr lesenswert waren. Mit «Der Solist» entsteht eine neue
Reihe um den eigensinnigen Ermittler Neuhaus, der in Berlin eine Sondereinheit
zur Terrorabwehr unterstützen soll. Diese wurde als Folge des Anschlags von
Anis Amri gegründet. In einem wieder sehr spannenden, aber auch von
menschlichen Beziehungen geprägten Krimi geht es um islamistischen Terror in
Deutschland, Ausländerhass und Rechtsextremismus. Das ist alles sehr realitätsnah
und damit mehr als nur ein guter Krimi. Ich freue mich schon auf die
Fortsetzung.
«Es gilt das gesprochene
Wort» von Sönke Wortmann
Sönke Wortmann, den wir als Regisseur toller Filme kennen, hat seinen ersten
Roman geschrieben. Es geht um die deutsche Botschaft in Marokko, um
Einwanderungspolitik, Radikalisierung und es geht um Franz Josef Klenke, den
Redenschreiber des deutschen Außenministers. Nachdem ich in jüngerer Zeit
einige Romane ähnlicher Couleur gelesen habe, spricht mich auch dieser an. Weil
er die großen Themen der Gegenwart gut beschreibt und gleichzeitig eine
Romanhandlung anlegt, in der es attraktiv wird, sich in diese Gegenwart
einzufinden. Zudem Klenkes Freundin Maria unter Mutismus leidet und die Art und
Weise, wie ihr Freund damit umgeht, beeindruckend und liebevoll ist.
«Fahrplanmäßiger Aufenthalt» von Franz Hohler
Franz Hohler hat diesen besonderen Blick, der sein Festhalten dann in
diesen 43 Anekdoten, Miniaturen und kleinen Geschichten hat. Ich bin immer wieder
davon fasziniert, wie heiter diese Texte oft daherkommen und dann plötzlich ein
dunkler Bruch entsteht. Ein Bruch in der Wahrnehmung, der einen sehr nachdenklich
zurücklässt. Gleichzeitig schärfen diese kurzen Texte über Menschen, die warten
oder unterwegs sind, den eigenen Blick auf all das, was im Alltäglichen geschieht.
«Wir sind schließlich wer» von Anne Gesthysen
Die
Geschichte einer Familie, die am Niederrhein wohnt. Die Geschichte von zwei Schwestern,
die nicht unterschiedlicher sein können und von Beginn an in dieser
Gegensätzlichkeit lebten. Das ist pfiffig, herzenswarm und mit viel
Katholizismus verknüpft. Ich kann abschließend nicht sagen, wie sehr es mich
angesprochen hat. Es war auf jeden Fall eine heitere Urlaubslektüre um Anna,
die geschiedene, landadlige Pastorin und um ihre Schwester Maria, die in
besten Kreisen lebt und deren Leben völlig aus den Fugen gerät. Dabei löst sich
dann dunkle Vergangenheit mehr und mehr auf.