Donnerstag, 20. Juli 2023

Niemand schweigt mehr

niemand schweigt mehr
ob der schönheit
der sonnenuntergänge am meer
dauernd vergeht sich jemand
an der stille mit einem überflüssigen satz
niemand schweigt mehr
und öffnet sich diesem vergehenden licht
legt ein staunen ins innere
dauernd verliert sich jemand
in einer nebensächlichkeit
einem abgerissenen faden
des unglücks



Hermann Josef Schmitz



Ich bin ein bisschen rückständig mit der Vorstellung gelesener Bücher und verspreche Besserung. Heute die ersten vier, die ich vor allem im Urlaub gelesen habe. In Kürze folgen hier weitere.


«Der Solist» von Jan Seghers

Jan Seghers hat eine ganze Reihe von Marthaler-Krimis geschrieben, die alle spannend und sehr lesenswert waren. Mit «Der Solist» entsteht eine neue Reihe um den eigensinnigen Ermittler Neuhaus, der in Berlin eine Sondereinheit zur Terrorabwehr unterstützen soll. Diese wurde als Folge des Anschlags von Anis Amri gegründet. In einem wieder sehr spannenden, aber auch von menschlichen Beziehungen geprägten Krimi geht es um islamistischen Terror in Deutschland, Ausländerhass und Rechtsextremismus. Das ist alles sehr realitätsnah und damit mehr als nur ein guter Krimi. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.


«Es gilt das gesprochene Wort» von Sönke Wortmann

Sönke Wortmann, den wir als Regisseur toller Filme kennen, hat seinen ersten Roman geschrieben. Es geht um die deutsche Botschaft in Marokko, um Einwanderungspolitik, Radikalisierung und es geht um Franz Josef Klenke, den Redenschreiber des deutschen Außenministers. Nachdem ich in jüngerer Zeit einige Romane ähnlicher Couleur gelesen habe, spricht mich auch dieser an. Weil er die großen Themen der Gegenwart gut beschreibt und gleichzeitig eine Romanhandlung anlegt, in der es attraktiv wird, sich in diese Gegenwart einzufinden. Zudem Klenkes Freundin Maria unter Mutismus leidet und die Art und Weise, wie ihr Freund damit umgeht, beeindruckend und liebevoll ist.


«Fahrplanmäßiger Aufenthalt» von Franz Hohler

Franz Hohler hat diesen besonderen Blick, der sein Festhalten dann in diesen 43 Anekdoten, Miniaturen und kleinen Geschichten hat. Ich bin immer wieder davon fasziniert, wie heiter diese Texte oft daherkommen und dann plötzlich ein dunkler Bruch entsteht. Ein Bruch in der Wahrnehmung, der einen sehr nachdenklich zurücklässt. Gleichzeitig schärfen diese kurzen Texte über Menschen, die warten oder unterwegs sind, den eigenen Blick auf all das, was im Alltäglichen geschieht.


«Wir sind schließlich wer» von Anne Gesthysen

Die Geschichte einer Familie, die am Niederrhein wohnt. Die Geschichte von zwei Schwestern, die nicht unterschiedlicher sein können und von Beginn an in dieser Gegensätzlichkeit lebten. Das ist pfiffig, herzenswarm und mit viel Katholizismus verknüpft. Ich kann abschließend nicht sagen, wie sehr es mich angesprochen hat. Es war auf jeden Fall eine heitere Urlaubslektüre um Anna, die geschiedene, landadlige Pastorin und um ihre Schwester Maria, die in besten Kreisen lebt und deren Leben völlig aus den Fugen gerät. Dabei löst sich dann dunkle Vergangenheit mehr und mehr auf.